Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 27. Januar 2024Von 5,8 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

vogt koyanagi harada syndrom

Einleitung: Das Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom

Das Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom (VKH-Syndrom) ist eine seltene, aber ernstzunehmende Autoimmunerkrankung, die mehrere Organsysteme betrifft, insbesondere die Augen, die Haut, die Ohren und das zentrale Nervensystem. Diese Krankheit gehört zur Gruppe der Uveitiden, entzündlichen Erkrankungen des Auges, und zeichnet sich durch eine diffuse Entzündung aus, die vor allem die Uvea betrifft, eine Schicht im Auge, die die Iris, den Ziliarkörper und die Choroidea umfasst. Neben der beidseitigen, chronischen granulomatöse Uveitis können Patienten mit VKH Syndrom auch Hautveränderungen, Hörverlust (Dysakusis) und neurologische Symptome erleben. Die Erkrankung ist nach den drei Wissenschaftlern benannt, die sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts unabhängig voneinander beschrieben haben: Alfred Vogt aus der Schweiz, Yoshizo Koyanagi aus Japan und Einosuke Harada, ebenfalls aus Japan. Ihre Forschungen legten den Grundstein für das Verständnis dieser komplexen Erkrankung.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen des Vogt-Koyanagi-Harada-Syndroms sind bis heute nicht vollständig geklärt, jedoch wird eine Autoimmunreaktion gegen Melanozyten, als Hauptursache angesehen. Melanozyten sind Zellen, die Melanin produzieren, ein Pigment, das für die Farbe von Haut, Haaren und den Augen verantwortlich ist. Es wird vermutet, dass bei VKH-Patienten das Immunsystem fälschlicherweise Melanozyten als fremd erkennt und angreift, was zu Entzündungen und den charakteristischen Symptomen führt. Genetische Prädispositionen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da die Erkrankung in bestimmten ethnischen Gruppen wie Asiaten, Hispanoamerikanern und Native Americans häufiger vorkommt. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte genetische Marker, wie das Human Leukocyte Antigen (HLA), bei Betroffenen häufiger zu finden sind, was die Theorie einer genetischen Komponente stärkt.

Symptome und Verlauf

Das Vorhandensein von sowohl beidseitiger posteriorer Uveitis als auch exsudativer Netzhautablösung (Amotio retinae) legt nahe, dass das VKH Syndrom vorliegen könnte. Die Erkrankung entwickelt sich typischerweise in mehreren Phasen, beginnend mit der Prodromalphase, die durch unspezifische, grippeähnliche Symptome charakterisiert ist. Patienten berichten häufig über Fieber, Kopfschmerzen, Meningismus, Schwindelgefühle und manchmal auch Nackensteifigkeit, was auf eine mögliche Beteiligung des zentralen Nervensystems hindeutet. Diese Symptome werden oft fehlinterpretiert und nicht sofort mit dem VKH Syndrom in Verbindung gebracht. Nach einigen Tagen bis Wochen folgt die akute uveitische Phase, in der die Entzündung der Uvea zu einer plötzlichen und Verschlechterung des Sehvermögens, oft auf beiden Seiten, führt. Betroffene leiden unter LichtempfindlichkeitAugenschmerzenRötungen, verschwommenem Sehen und teilweise an einer akuten bilateralen Panuveitis. Ohne adäquate Behandlung kann diese Phase zu langfristigen Schäden am Auge führen.

In der chronischen Phase, die Wochen bis Monate nach den ersten Symptomen auftreten kann, manifestieren sich die charakteristischen Haut- und Haarveränderungen. Vitiligo, das Auftreten von weissen Flecken auf der Haut, Poliosis, das Ergrauen von Wimpern, Augenbrauen oder Kopfhaar, und Alopecia, ein punktueller oder diffuser Haarausfall, sind typische Anzeichen. Zusätzlich können einige Patienten Hörverlust oder Tinnitus erfahren, was auf eine Beteiligung des Innenohrs hindeutet. Diese Phase kann durch wiederkehrende Entzündungsschübe der Augen gekennzeichnet sein, die eine kontinuierliche medizinische Überwachung und Behandlung erfordern.

Diagnose

Die Diagnose des Vogt-Koyanagi-Harada-Syndroms basiert hauptsächlich auf den klinischen Symptomen und dem Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die beobachteten Anzeichen. Da es keine spezifischen Labortests gibt, die das VKH Syndrom direkt nachweisen können, stützt sich die Diagnose auf eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Techniken wie die Fundusfotografie, die Fluoreszenzangiographie und die optische Kohärenztomographie sind entscheidend für die Bewertung der Entzündung im Auge. Audiometrische Tests können zum Nachweis eines Hörverlustes herangezogen werden. In einigen Fällen kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, um eine Beteiligung des zentralen Nervensystems zu untersuchen, insbesondere wenn neurologische Symptome vorliegen.

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnosen des Vogt-Koyanagi-Harada (VKH)-Syndroms umfassen eine Reihe von Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie das VKH Syndrom aufweisen können, insbesondere im Hinblick auf Augenentzündungen und systemische Manifestationen. Es ist wichtig, diese Zustände zu berücksichtigen und auszuschliessen, um eine genaue Diagnose des VKH-Syndroms zu stellen. Zu den Differentialdiagnosen gehören:

  • Sympathische Ophthalmie: Eine seltene, beidseitige Uveitis, die nach einer Verletzung oder Operation eines Auges auftritt und das andere, nicht verletzte Auge betrifft.
  • Sarkoidose: Eine systemische Entzündungserkrankung, die Granulome in verschiedenen Organen, einschliesslich der Augen, bildet und zu ähnlichen Augensymptomen wie beim VKH- yndrom führen kann.
  • Behçet-Krankheit: Eine chronische Erkrankung, die Entzündungen in verschiedenen Teilen des Körpers verursacht, einschliesslich der Augen, und zu Uveitis führen kann.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die auch Entzündungen der Augen (Optikusneuritis) verursachen kann und manchmal mit Uveitis assoziiert ist.
  • Uveitis posterior anderer Ursache: Uveitis kann viele Ursachen haben, einschliesslich Infektionen (wie Tuberkulose, Syphilis, Toxoplasmose) und andere Autoimmunerkrankungen.
  • Akute posteriore multifokale plakoide Pigmentepitheliopathie (APMPPE): Eine Erkrankung, die Entzündungen im Auge verursacht und zu Sehstörungen führen kann, ähnlich wie beim VKH-Syndrom.
  • Serpiginöse Choroiditis: Eine chronische, fortschreitende Entzündung der Choroidea und Retina, die zu Sehverlust führen kann.
  • Intraokulare Lymphome: Maligne Zellen, die sich im Auge bilden und Symptome einer Uveitis nachahmen können.

Die genaue Diagnose erfordert eine sorgfältige Anamnese, klinische Untersuchung und oft zusätzliche bildgebende Verfahren sowie Labortests, um zwischen diesen Zuständen zu unterscheiden und die richtige Behandlung einzuleiten.

Behandlung des Vogt-Koyanagi-Harada-Syndroms

Die Behandlung des Vogt-Koyanagi-Harada-Syndroms erfordert eine schnelle und aggressive Vorgehensweise, um die Entzündung zu kontrollieren und das Sehvermögen zu erhalten. Hochdosierte Kortikosteroide sind die erste Wahl in der akuten Phase, um die Immunreaktion schnell zu unterdrücken und die Entzündung zu reduzieren. Bei Patienten, die nicht ausreichend auf Steroide ansprechen oder bei denen langfristig eine Steroidtherapie nicht geeignet ist, können zusätzliche Immunsuppressiva wie Cyclosporin, Azathioprin oder Mycophenolat Mofetil eingesetzt werden. Die Behandlung ist oft langwierig und erfordert eine sorgfältige Überwachung durch einen Augenarzt und gegebenenfalls durch weitere Spezialisten, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Krankheitsaktivität zu kontrollieren.

Prognose

Mit einer frühzeitigen Diagnose und einer konsequenten Behandlung ist die Prognose für Patienten im Allgemeinen positiv. Die meisten Patienten können eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome und eine Stabilisierung ihres Zustands erreichen. Es besteht jedoch ein Risiko für langfristige Komplikationen wie GlaukomKatarakt und chronische Uveitis, die zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Sehvermögens führen können. Eine regelmässige Überwachung und Anpassung der Behandlung sind entscheidend, um diese Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.

Das Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom: Zusammenfassung

Beim Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom (engl. Vogt-koyanagi-harada disease) handelt es sich um eine seltene, autoimmunbedingte Krankheit, die hauptsächlich die Augen betrifft und zu schweren Sehstörungen führen kann. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um langfristige Schäden zu verhindern. Unsere Augenärzte in Chur kennen sich mit dem VKH-Syndrom sehr gut aus und können Sie gerne beraten. Sie bieten eine individuell abgestimmte Therapie an, um die besten Ergebnisse für die Patienten zu erzielen. Wenn Sie Anzeichen des VKH-Syndroms bemerken, stehen Ihnen unsere Fachärzte der Augenheilkunde in Chur für eine professionelle Betreuung zur Verfügung.

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