Trachom: Symptome und Behandlung

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 8. August 2022Von 6 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

trachom

Wissenswertes rund um das Trachom

Das Trachom (griech.: raues Auge) ist eine Infektionskrankheit der Augen, die unerkannt beziehungsweise ohne medizinische Behandlung zur Erblindung führt. Das Trachom führt eine Vernarbung der Bindehaut herbei, die diese rau erscheinen lässt. Bei einer frühzeitigen Gabe von Antibiotika ist das Trachom vollständig heilbar.

Definition Trachom

Das Trachom äussert sich in Form einer eitrig verlaufenden Entzündung von Hornhaut und Bindehaut. Auslöser ist immer das Bakterium Chlamydia trachomatis (Chlamydien) mit dem sogenannten Serotyp (Variation) A-C, der einer genaueren Klassifizierung des Bakteriums dient. Die Erkrankung wird als „ägyptische Körnerkrankheit“ bezeichnet. Als Synonyme gelten auch Konjunktivitis granulosa trachomatosa und trachomatöse Einschlusskonjunktivitis.

Das Trachom zählt zu den mit Abstand häufigsten entzündungsbedingten Erblindungsursachen. Die Augenerkrankung beginnt in den meisten Fällen im frühen Kindesalter. Eine Erstinfektion kann jedoch prinzipiell in jedem Alter auftreten. Weltweit sind rund 500 Millionen Menschen betroffen. Die Chlamydia trachomatis werden über die Schleimhäute übertragen.

Ursachen für ein Trachom

In der Regel tritt die Augeninfektion nur unter sehr schlechten hygienischen Lebensbedingungen auf. Dies ist meist in besonders armen Regionen mit einem heissen und trockenen Klima und einer hohen Bevölkerungsdichte der Fall. Hinzu kommt oftmals ein erheblicher Mangel an sauberem Wasser, der fehlende Zugang zu sanitären Einrichtungen und zu Medikamenten. In der Schweiz kommt das Trachom so gut wie gar nicht vor.

Die ägyptische Körnerkrankheit, findet sich nur äusserst selten in Industrienationen und gilt als eine Erkrankung, die primär den extremen und unzulänglichen Lebensbedingungen in den sogenannten Entwicklungsländern geschuldet ist. Diese Serotypen unterscheiden sich von den anderen Serotypen, die Lymphogranuloma Venerum oder Chlamydieninfektion verursachen. Das Lymphogranuloma venereum ist eine Sonderform einer genitalen Chlamydieninfektion und zählt zu den „klassischen“ Geschlechtskrankheiten. Etwa zwei Drittel aller weltweit vorkommenden Trachom Erkrankungen gibt es in Afrika, einigen Regionen des Nahen Ostens, Süd- sowie Mittelamerika, manchen Regionen in Australien und einigen Regionen in Asien. Von einer Erblindung sind Frauen im Vergleich zu Männern etwa viermal so häufig betroffen. Als Grund wird der engere körperliche Mutter-Kind-Kontakt vermutet, der häufigere Reinfektionen begünstigt.

Symptome des Trachoms

Zu Beginn sind die Symptome der Augeninfektion denen einer klassischen Bindehautentzündung vergleichbar. Die Augen beginnen zu jucken und zu brennen und sind erheblich gerötet. Meist kommen beim Trachom ein Fremdkörpergefühl oder auch ein Druckgefühl innerhalb der Augen und das Austreten eines Sekrets hinzu. Die Augen sind lichtempfindlicher, schmerzen und können tränen. Fieber und Kopfschmerzen sind als begleitende Symptome der Infektion ebenfalls möglich.

Im weiteren Verlauf bilden sich sogenannte Lymphfollikel (Lymphknötchen), die dazu führen, dass das Augenlid beim Trachom nach unten hängt. Die Follikel entstehen unterhalb der Augenlider beziehungsweise im Bereich der Bindehaut, die sich an der Innenseite der Lider befindet. Mit der Zeit können die Lymphfollikel platzen, eine Narbenbildung im Auge ist die Folge. Durch die Vernarbung wird auf das Oberlid ein Zug ausgeübt, der zu einer Innendrehung des Lids führen kann.

Mit dem nunmehr nach innen gedrehten Oberlid befinden sich auch die Wimpern im inneren Bereich. Diese fehlerhafte Ausrichtung (Trichiasis) führt beim Trachom zu einem beständigen Kratzen an Augapfel und Hornhaut. Kommt es dadurch zu einer Verletzung der Hornhaut, ist eine Erblindung das Resultat.

Der bakterielle Befall mit Chlamydia trachomatis betrifft häufig nicht allein die Augen. Viele Patienten klagen auch über körperliche Beschwerden. Ein Befall von Harnwegen und Geschlechtsteilen ist dabei häufig gegeben. Im Bereich der Übertragung des Bakteriums kann eine Lymphknotenschwellung vorkommen, die meist stark schmerzhaft ist. Beschwerden beim Wasserlassen sind beim Trachom in Form eines Brennens oder eines Sektretausflusses möglich.

Übertragungswege beim Konjunktivitis granulosa trachomatosa

Die Übertragungsmöglichkeiten sind bei der Infektion vielfältig. Durch Schmierinfektionen stecken sich besonders viele Patienten an, etwa durch das Berühren und gemeinsame Benutzen von Gegenständen sowie von Sekreten, die bereits infektiös sind. Dazu zählen etwa Urin, Speichel oder auch Stuhl.Bei Erwachsenen zählt der Geschlechtsverkehr zu den häufigen Ansteckungswegen.

Auch eine Übertragung des Trachoms durch Fliegen kommt vor. Sie setzen sich vielfach auf die Augen und können dadurch eine Infektion leicht weitergeben.

Die Inkubationszeit bei der infektiösen Erkrankung beträgt vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome im Durchschnitt vier bis sieben Tage.

Diagnostik des Trachoms

Die Diagnosestellung erfolgt anhand des bestehenden Beschwerdebildes durch einen Augenarzt. Das Erscheinungsbild der Bläschen weist hier bereits auf Lymphfollikel hin. Mithilfe der Spaltlampe (mikroskopisches Untersuchungsinstrument) ist der Arzt in der Lage genau zu unterscheiden, ob die Infektion chronischer oder aktiver Natur ist. Die Diagnose kann durch eine Laboruntersuchung (Abstrich) gesichert werden.

Therapie des Trachoms

Zur Behandlung des Trachoms wird ein Antibiotikum eingesetzt. Hierbei kommen geeignete lokale oder auch systemische Antibiotika zum Einsatz, die oral verabreicht werden. Auch die Gabe einer antibiotischen Salbe ist möglich. Sofern bereits eine Schädigung des Augenlids, der Hornhaut oder der Bindehaut vorliegen, ist meist eine chirurgische Behandlung erforderlich.

Eine Operation ist auf verschiedenen Ebenen denkbar. Bei einer Lidfehlstellung hat der Eingriff das Ziel, eine Verletzung der Hornhaut durch die innen liegenden Wimpern zu vermeiden. Ist hingegen eine Schädigung der Hornhaut vorhanden, wird unter Umständen eine Keratoplastik vorgenommen (Transplantation der Hornhaut). Sie hat das Ziel, eine Erblindung zu vermeiden.

Vorbeugende Massnahmen

Ein Trachom tritt fast ausschliesslich in Regionen mit eklatanten Hygienemängeln auf. Ohne eine nachhaltige und vor allem umfassende Behebung dieser Situation ist eine Vorbeugung nicht möglich. Zugang zu sauberem Trinkwasser ist dabei ebenso dringend erforderlich wie genügend sanitäre Einrichtungen, die eine ausreichende körperliche Hygiene zur Eindämmung der Schmierinfektionen ermöglichen.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat mit der WHO Alliance for the Global Elimination of Trachoma (globales Programm zur Beseitigung des Trachoms) eine sogenannte SAFE-Strategie ins Leben gerufen, die gezielte Massnahmen rund um Behandlung und Vorbeugung des Trachoms definiert.

SAFE umfasst vier Punkte

1) chirurgische Behandlung (Surgery)
2) Zugang zu antibiotischen Medikamenten (Antibiotics)
3) Möglichkeit zur hygienischen Gesichtsreinigung (Facial Cleanliness)
4) umfassende Verbesserung der Umweltbedingungen (Environmental Improvement)

Prognose

Je früher das Trachom erkannt wird, desto besser sind die Chancen einer vollständigen Ausheilung. Ein weit fortgeschrittener Zustand macht die Behandlung hingegen problematisch. Ohne jede Therapie führt das Trachom nahezu immer zu einer Erblindung. Da der Befund in aller Regel beide Augen betrifft, ist die Erblindung meist vollständig. Frühe Krankheitsstadien des Trachoms haben demnach eine gute Prognose, ein chronischer Befund mit häufigen Reinfektionen ist entsprechend ungünstig.

Fazit

Das Trachom zählt zu den infektiösen Krankheiten, die stets beide Augen betrifft und unbehandelt zur Erblindung führt. Auslöser ist das Bakterium Chlamydia trachomatis, das primär durch Schmierinfektionen übertragen wird. Chlamydien sind Bakterien, welche meistens Infektionen an den Geschlechtsorganen hervorrufen. Die Chlamydieninfektion gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, die in Deutschland am häufigsten vorkommt. Das Trachom ist in einem frühen Stadium durch ein Antibiotikum heilbar.

Die Erkrankung, vor allem die vermeidbare Erblindung, betrifft fast ausschliesslich Menschen in Regionen der Welt, die sich durch einen drastischen Mangel an hygienischen Bedingungen und ausreichenden Ressourcen (sauberes Wasser, sanitäre Anlagen, Zugang zu Medikamenten) auszeichnen.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 149.
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