Thygeson-Keratitis

Kategorien: HornhautentzündungPublished On: 21. Juni 2022Von 4,7 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

thygeson keratitis

Thygeson-Keratitis – eine eher seltene Augenerkrankung

Die Bezeichnung dieser chronischen Hornhauterkrankung verweist auf den US-amerikanischen Mediziner P. Thygeson. Im Jahre 1950 wurde die Augenkrankheit, die meist beidseitig auftritt, das erste Mal von ihm beschrieben. Diese Art der Hornhauterkrankung (Keratitis superficialis punctata Typ Fuchs-Thygeson) gehört zu den seltenen klinischen Augenerkrankungen.

Was ist Thygeson-Keratitis (Keratitis superficialis punctata Typ Fuchs-Thygeson)?

Die Thygeson-Keratitis ist eine chronische Augenerkrankung, bei der sich die krankhaften Veränderungen als punktförmige Defekte und Infiltrate lokal an der äusseren Hornhautschicht, dem Epithel, zeigen.

Was sind die Auslöser?

Diese seltene Erkrankung tritt meist bei jüngeren Personen bis zu einem Alter von 40 Jahren auf.
Als besonders gefährdet gelten unter anderem Kontaktlinsenträger. Haftschalen engen die Hornhaut (Cornea) ein, beschränken die Sauerstoffzufuhr und fördern den Keimbefall. Besonders problematisch sind zu lange Tragezeiten. Ebenfalls leicht unterschätzt ist die UV-Strahlung. Wer sich lange hoher ultravioletter Strahlung aussetzt, wie es beispielsweise in Solarien der Fall ist, kann ebenfalls eine Entzündung der Hornhaut davontragen.

Auch Augentrockenheit kann der Grund für eine Thygeson-Keratitis sein.
Augentrockenheit wiederum kann durch schlechte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit und durch Unterbrechung des Tränenfilms entstehen. Tränenfilm schädigend wirken zum Beispiel Zigarettenrauch, Schlafmittel, die Anti-Baby-Pille oder Beta Blocker.

Die Thygeson-Keratitis wird aller Wahrscheinlichkeit nach weder durch Bakterien noch durch Viren hervorgerufen. Ebenso konnte bisher weder eine immunologische noch eine genetische Grundlage mit Sicherheit festgestellt werden.

Möglich, allerdings bisher noch nicht endgültig klinisch bestätigt, ist eine subepitheliale Ursache. Bei der Diagnosestellung stützt sich der behandelnde Arzt auf die von den Patienten angegebenen typischen Symptome, wie unter anderem leichtes bis starkes Brennen in den Augen.

Welche Symptome treten bei Thygeson-Keratitis auf?

Vor der Diagnose steht die Anamnese durch den behandelnden Arzt. Die betroffenen Personen klagen vor allem über vermehrten Tränenfluss, ein Fremdkörpergefühl und darüber, dass sie plötzlich verschwommen sehen.

Weitere Symptome, die bei der Thygeson-Keratitis unter anderem auftreten können, sind:

  • Brennen der Augen
  • Augenrötung
  • Lidkrampf (Blepharospasmus)
  • Juckreiz
  • gesteigerte schmerzhafte Lichtempfindlichkeit (Fotophobie)
  • verminderte Sehschärfe
  • Glaskörpertrübung
  • Störung des Tränenfilms
  • starke Schmerzen

Die Thygeson-Keratitis (Keratitis superficialis punctata Typ Fuchs-Thygeson – oft auch Keratitis superficialis punctate geschrieben) verläuft in verschieden starken Krankheitsphasen, die Tage bis Monate andauern können. Neben Rezidiven mit teilweiser Verschlechterung der Symptomatik kommt es allerdings ebenso zur Remission und Besserung der Befindlichkeiten bis hin zur Symptomfreiheit der Krankheit.

Wie wird die Erkrankung erkannt?

Diese sehr seltene Krankheit der Keratitis superficialis punctata betrifft lediglich die Hornhaut und zeigt auf dem Epithel (äussere Hornhautschicht) Veränderungen, die oval, rundlich oder auch sternenförmig und verschieden stark auftreten können.

Bei einer Überprüfung mit der Spaltlampe, mit der alle Schichten der Cornea in bis zu 40-facher Vergrösserung betrachtet werden können, sind viele punktförmige Hornhautepithelläsionen und Ödeme leicht unterhalb des Epithels zu erkennen.

Besteht der Verdacht, dass die Thygeson-Keratitis durch eine Keratoconjunctivitis sicca (trockenes Auge) entstanden sein könnte, kann mit dem Schirmer Test die lokale Produktion der Tränenflüssigkeit beurteilt und damit festgestellt werden, ob eine gestörte Tränensekretion besteht.

Therapie der Thygeson-Keratitis

Neben dem Trockenheitsgefühl belastet auch das sehr unangenehme bis schmerzhafte Gefühl von Fremdkörpern im Auge, das teilweise für Monate anhalten kann. Meist reicht es, wenn leichte Augentropfen ohne Konservierungsstoffe oder entsprechende Augensalben angewendet werden um eine Remission zu erzielen. Beispielsweise können Ciclosporin A 2% Augentropfen helfen, dies sollten Sie jedoch vorab mit Ihrem Augenarzt abklären. Wenn allerdings jeder Lidschlag lokal starke Schmerzen bewirkt, macht es Sinn, für einige Monate den Kontaktschmerz mit weichen Kontaktlinsen zu unterbrechen.

Möglich ist ebenfalls die Anwendung von kortisonhaltigen Augentropfen. Allerdings sind diese Augentropfen bei der Thygeson-Keratitis nicht für den längerfristigen Gebrauch geeignet und sollten nur in Verbindung mit engmaschiger Kontrolle verschrieben werden.

Nebenwirkungen, die durch eine Therapie mit Kortisonpräparaten auftreten können, sind zum Beispiel:

  • Augenhochdruck
  • Katarakt (Eintrübung der Augenlinse)
  • Glaukom (erhöhter Augeninnendruck mit der Gefahr der Erblindung)
  • Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung)

Eine gesundheitlich weniger beeinträchtigende Medikation bei Thygeson-Keratitis ist der Einsatz von Cyclosporin A. Während einer Studie, die mit 31 Patienten durchgeführt wurde, zeigte sich nach Anwendung von Cyclosporin A 2 % Augentropfen über einen Zeitraum von vier Wochen bei 21 von 31 Patienten eine vollständige Rückbildung der Verletzungen (Läsionen) auf dem Epithel und unterhalb des Epithels.

Prognose

Bei der Thygeson-Keratitis handelt es sich um eine schwierig zu behandelnde Erkrankung der Augen, die trotz des chronischen Verlaufs und des Auftretens von Rezidiven auch Spontanheilungen zulässt.
Wird allerdings über einen langen Zeitraum mit Steroiden (Kortison, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Glukokortikosteroide) therapiert, kann der Krankheitsverlauf sich ohne Weiteres über mehrere Jahrzehnte erstrecken.

Die Thygeson-Keratitis hinterlässt selten gesundheitliche Folgen. Es kann lediglich und nur in wenigen Fällen die Sehschärfe leicht beeinträchtigt sein. Wenn Sie mehr über diese Erkrankung erfahren möchten, können Sie gerne unsere Augenärzte in Chur anrufen oder anschreiben.

Fazit

Thygeson-Keratitis, korrekt als Keratitis superficialis punctata Typ Fuchs-Thygeson bezeichnet, ist eine seltene Augenerkrankung mit chronischem Verlauf, wobei die Entzündung sich nur auf die Hornhaut (Cornea) beschränkt.

Meist entstehen bei der Thygeson-Keratitis an beiden Augen gleichzeitig Epitheldefekte in Form von ovalen, rundlichen und sternförmigen Veränderungen, die sehr schmerzhaft sein können.
Das Krankheitsbild ist wandelbar; zeitweise verschwinden die Symptome der Krankheit, um dann wieder erneut aufzutreten. Allerdings sind auch Spontanheilungen möglich.

Bisher wurde die Krankheitsursache noch nicht abschliessend geklärt. Bakterielle und virusbedingte Infektionen werden kontrovers diskutiert. Hinweise auf eine genetische Prädisposition für die Thygeson-Keratitis wurden noch nicht hinreichend untersucht und geklärt.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 220.
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