Sympathische Ophthalmie

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 28. Januar 2024Von 6,8 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

sympathische ophthalmie

Sympathische Ophthalmie: Einleitung

Sympathische Ophthalmie ist eine seltene, bilateral auftretende Augenentzündung, die als Folge einer Verletzung oder Operation an einem Auge entsteht und eine Autoimmunreaktion im Körper auslöst. Diese Reaktion führt zu einer Infammation beider Augen, auch des nicht direkt betroffenen Auges, und kann ohne angemessene Behandlung zu schwerwiegenden Sehbeeinträchtigungen oder sogar zur vollständigen Erblindung führen. Diese tritt auf, nachdem eine perforierende Verletzung eines Auges aufgetreten ist. Die Erkrankung stellt eine bedeutende Herausforderung für das medizinische Fachpersonal der Augenheilkunde dar, da ihre Symptome vielfältig sind und eine frühzeitige Diagnose sowie eine umfassende Behandlung erfordern.

Ursachen und Pathogenese der sympathischen Ophthalmie

Es ist wahrscheinlich, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der durch die Freisetzung von Uvea Antigenen, beispielsweise durch eine traumatische Ursache wie die Perforation des Auges, die Produktion von Antikörpern ausgelöst wird. Diese Antikörper können eine chronische Entzündung im betroffenen Auge verursachen. Frühestens nach zwei Wochen, in einigen Fällen sogar erst nach Jahren, kann auch das gesunde Auge erkranken. In beiden Augen entwickelt sich dann eine Panuveitis.

Die genauen Ursachen der Ophthalmia sympathica sind nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt:

  • Trauma, Verletzungen und chirurgische Eingriffe: Jedes Ereignis, das zu einer Verletzung des Auges führt, kann potenziell die Entwicklung der sympathischen Ophthalmie auslösen. Insbesondere Eingriffe, die das innere Auge betreffen, wie z.B. Operationen am Augenhintergrund oder die Entfernung von Fremdkörpern, sind bekannte Auslöser.
  • Freisetzung von Antigenen: Die Verletzung des Auges führt zur Freisetzung von normalerweise verborgenen Antigenen in das Immunsystem, die als fremd erkannt werden und eine Immunreaktion auslösen.
  • Autoimmunprozess: Die Immunreaktion richtet sich nicht nur gegen das verletzte Auge, sondern auch gegen das gesunde Auge, was zu einer bilateralen Inflammation führt.
  • Genetische Prädisposition: Bestimmte genetische Faktoren, einschliesslich spezifischer HLA-Typen, können das Risiko für die Entwicklung der Krankheit erhöhen und die Immunantwort des Körpers beeinflussen.

Klinische Manifestationen der Erkrankung

Die Symptomatik der sympathischen Ophthalmie kann vielfältig und oft schwer zu identifizieren sein, da sie sich schleichend entwickelt und zunächst unspezifisch erscheinen kann:

  • Visuelle Symptome: Patienten erleben eine allmähliche Verschlechterung des Sehvermögens, die von leichter Unschärfe bis zu erheblichem Sehverlust reichen kann. Das Sehfeld kann eingeschränkt sein, und es kann zu Verzerrungen oder dunklen Flecken kommen.
  • Entzündungszeichen: RötungSchwellung und Schmerzen im und um das Auge sind häufige Anzeichen einer Entzündung. Die Augen können übermässig tränen und es kann ein Ausfluss auftreten.
  • Lichtempfindlichkeit: Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Lichtquellen kann dazu führen, dass Patienten helles Licht meiden oder Schmerzen bei Lichtexposition empfinden.
  • Weitere Symptome: Zusätzlich können Symptome wie ein Gefühl von Druck im Auge, Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein auftreten.

Diagnostische Herausforderungen

Die Diagnose der sympathischen Ophthalmie basiert auf einer gründlichen medizinischen Anamnese, einer umfassenden augenärztlichen Untersuchung und dem Einsatz bildgebender Verfahren:

  • Medizinische Anamnese: Eine detaillierte Anamnese, die frühere Augenverletzungen oder operative Eingriffe umfasst, ist entscheidend für die Diagnosestellung.
  • Augenärztliche Untersuchung: Eine umfassende Untersuchung durch einen Augenarzt, einschliesslich der Überprüfung der Sehschärfe, der Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts und der Bewertung der entzündlichen Aktivität, ist erforderlich.
  • Bildgebende Verfahren: Techniken wie Ultraschallbiomikroskopieoptische Kohärenztomographie (OCT) und Fluoreszein-Angiographie sind wertvolle Werkzeuge, um die Entzündung und ihre Auswirkungen auf die Struktur des Auges zu visualisieren.
  • Differenzialdiagnose: Die Abgrenzung zu anderen Ursachen der Uveitis und Augenentzündungen ist notwendig, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine gezielte Behandlung einzuleiten.

Differentialdiagnosen

Die Diagnose der sympathischen Ophthalmie kann herausfordernd sein, da ihre Symptome und klinischen Befunde anderen Augenerkrankungen ähneln können. Die Differentialdiagnose umfasst eine Vielzahl von Zuständen, die ebenfalls eine Uveitis oder entzündliche Augenreaktionen verursachen können. Eine sorgfältige Abgrenzung ist entscheidend, um eine angemessene und gezielte Behandlung sicherzustellen. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen gehören:

Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom (VKH-Syndrom)

  • Eine systemische Autoimmunerkrankung, die ebenfalls eine bilaterale granulomatöse Panuveitis umfasst.
  • Betroffene können auch neurologische und dermatologische Symptome aufweisen, wie z.B. Meningismus, Vitiligo, Alopezie und Poliosis.
  • Im Gegensatz zur sympathischen Ophthalmie tritt das VKH-Syndrom ohne vorherige Augenverletzung oder -operation auf.

Sarkoidose

  • Eine systemische granulomatöse Erkrankung, die mehrere Organe betreffen kann, einschliesslich der Lunge, der Haut und der Augen.
  • Augenbeteiligung kann in Form einer Inflammation der mittleren Augenhaut auftreten, die mit der sympathischen Ophthalmie verwechselt werden kann.
  • Zusätzliche systemische Befunde und radiologische Anzeichen von Granulomen können bei der Diagnosestellung helfen.

Behçet-Krankheit

  • Morbus Behçet: Eine seltene vaskulitische Erkrankung, die zu Entzündungen der Blutgefässe führt und mehrere Organsysteme betreffen kann.
  • Augensymptome umfassen typischerweise eine rezidivierende Uveitis mit Hypopyon.
  • Orale und genitale Ulzerationen sind charakteristisch für Behçet und können bei der Differentialdiagnose hilfreich sein.

Infektiöse Uveitis

  • Verschiedene Infektionen können eine Augenhautentzündung verursachen, darunter Herpesviren, Syphilis, Tuberkulose und Toxoplasmose.
  • Eine sorgfältige Anamnese, Labortests und gegebenenfalls bildgebende Verfahren sind notwendig, um eine infektiöse Ursache zu identifizieren und von der sympathischen Ophthalmie abzugrenzen.

Posteriore Skleritis

  • Eine entzündliche Erkrankung, die sich hauptsächlich auf die Sklera (die weisse äussere Schicht des Auges) auswirkt, aber auch eine sekundäre Uveitis verursachen kann.
  • Patienten klagen bei der posterioren Skleritis oft über starke Augenschmerzen, die sich bei Augenbewegungen verschlimmern, und eine mögliche Rötung des Auges.
  • Bildgebende Verfahren wie Ultraschall können bei der Diagnose hilfreich sein.

Idiopathische Uveitis

  • In einigen Fällen kann eine Uveitis ohne erkennbare systemische Erkrankung oder Infektion auftreten, was als idiopathische Uveitis bezeichnet wird.
  • Die Diagnose wird oft durch Ausschluss anderer Ursachen gestellt.

Bei der Differentialdiagnose der sympathischen Ophthalmie ist eine umfassende Untersuchung erforderlich, die eine detaillierte Anamnese, eine gründliche klinische Untersuchung und gegebenenfalls zusätzliche Labortests und bildgebende Verfahren umfasst. Die enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und anderen Spezialisten kann entscheidend sein, um die korrekte Diagnose zu stellen und eine wirksame Behandlung einzuleiten.

Behandlung der sympathischen Ophthalmie

Die Behandlung der sympathischen Ophthalmie erfordert einen multidisziplinären Ansatz und eine individuell angepasste Therapie:

  • Kortikosteroide: Systemische und lokale Steroide sind die erste Wahl zur Kontrolle der Entzündung. Die Dosierung und Dauer der Behandlung müssen sorgfältig überwacht werden, um Nebenwirkungen zu minimieren.
  • Immunsuppressiva: Für Patienten, die nicht ausreichend auf Steroide ansprechen oder bei denen langfristige Steroidtherapien kontraindiziert sind, können immunsuppressive Medikamente wie Methotrexat, Azathioprin oder Cyclosporin A eine wirksame Alternative darstellen.
  • Biologika: In schweren oder therapierefraktären Fällen können biologische Therapien, die gezielt in den Immunprozess eingreifen, eingesetzt werden. Diese umfassen TNF-α-Inhibitoren und andere monoklonale Antikörper.
  • Chirurgische Eingriffe: In einigen Fällen, insbesondere wenn das incitierende Auge schwer beschädigt ist und keine visuelle Funktion mehr hat, kann eine Enukleation in Betracht gezogen werden, um die Immunreaktion zu unterdrücken und das Sehvermögen im anderen Auge zu schützen.

Prognose und Langzeitmanagement

Die langfristige Prognose für Patienten mit sympathischer Ophthalmie hängt von mehreren Faktoren ab, einschliesslich der Schnelligkeit der Diagnosestellung, der Effektivität der eingeleiteten Behandlung und dem Vorhandensein von Komplikationen:

  • Frühzeitige Intervention: Eine frühzeitige Diagnose und der Beginn einer aggressiven Behandlung sind entscheidend für die Erhaltung des Sehvermögens und können die Prognose erheblich verbessern.
  • Langzeitüberwachung: Patienten benötigen eine kontinuierliche Überwachung durch ein multidisziplinäres Team aus Augenärzten und Rheumatologen, um die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen, Anpassungen vorzunehmen und Nebenwirkungen zu überwachen.
  • Komplikationsmanagement: Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Komplikationen wie KataraktGlaukom und Netzhautablösung ist entscheidend, um das Sehvermögen zu erhalten und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Fazit: Sympathische Ophthalmie

Sympathische Ophthalmie bleibt eine komplexe und herausfordernde Erkrankung, die eine umfassende und individuell angepasste Behandlungsstrategie erfordert. Die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Patienten und einem multidisziplinären medizinischen Team ist entscheidend, um die besten möglichen Ergebnisse zu erzielen und das Sehvermögen der betroffenen Personen zu bewahren. Fortschritte in der medizinischen Forschung und neue Behandlungsmöglichkeiten bieten Hoffnung für eine verbesserte Prognose und Lebensqualität für Patienten mit dieser potenziell sehkraftbedrohenden Erkrankung.

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