Sinusthrombose: Ursachen und Therapie

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 30. Mai 2022Von 4,9 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

sinusthrombose

Was ist eine Sinusthrombose genau?

 

Sinusthrombosen sind eine sehr seltene Variante der Thrombose. Sie treten in zerebralen Venen, also im Gehirn verlaufenden Blutbahnen auf. Insbesondere die sinus durae matris können davon betroffen sein. Das sind blutableitende Venen, die sauerstoffarmes Blut aus dem Gehirn abführen. Durch die sich bildenden Blutgerinnsel (Thromben) in den Venen kann es zu Einblutungen im Gehirn kommen. Der Sinus cavernosus, der Sinus occipitalis, der Sinus sphenoparietalis, der Sinus transversus sowie der Sinus sagittalis sind ein Teil des grossen venösen Gefässsystems.

 

Glücklicherweise sind Sinusvenenthrombosen sehr selten. Auf eine Million Menschen werden jedes Jahr rechnerisch etwa 3-5 neue Fälle der Thrombose diagnostiziert. In etwa einem Drittel der Fälle mit Venenthrombose treten gar keine oder keine nennenswerten Symptome auf. Frauen sind von den zerebralen Venenthrombosen etwas häufiger betroffen als Männer. Insbesondere Schwangere sind statistisch betrachtet gefährdet. Die meisten neuen Fälle der Hirnvenenthrombose werden bei 30-40-jährigen festgestellt.

 

Welche Ursachen haben Sinusthrombosen?

 

Die Ursachen einer Sinusvenenthrombose sind vielfältig. Insbesondere Erkrankungen, die mit Gerinnungsstörungen einhergehen, können ursächlich für die Entstehung der Thromben im Bereich der sinus durea matris sein. Das betrifft auch solche Erkrankungen, bei denen Vereiterungen auftreten. Nebenhöhlen- und Mandelentzündungen können daher Risikofaktoren sein. Auch Abszesse und Eiteransammlungen oder Infektionen, insbesondere im Mund- und Kieferraum, können sich als ursächliche Faktoren für eine Thrombose erweisen.

 

Typische Ursachen von Sinusthrombosen sind:

 

  • Gerinnungsstörungen
  • Vereiterungen
  • Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung)
  • Tonsillitis (Mandelentzündung)
  • Meningitis
  • Abszesse an den Zähnen
  • Empyeme (Eiteransammlungen – zum Beispiel im Kiefer)

 

Nicht selten kann die Sinusvenenthrombose selbst wiederum die Entstehung von Meningitis, Tonsillitis oder Sinusitis begünstigen.

 

Welche Symptome kann eine Sinusthrombose haben?

 

Sinusvenenthrombosen sind typischerweise sich allmählich entwickelnde Krankheiten. Tückisch ist vor allem, dass die frühen Symptome, die durch die Blutgerinnsel entstehen, meist vergleichsweise harmlos erscheinen. Kopfschmerzen, Krämpfe und eine Veränderung des Persönlichkeitsbilds sind auf den ersten Blick wenig bedrohlich und werden daher oftmals ignoriert. Erst wenn Sehstörungen und eine Trübung des Bewusstseins festzustellen sind, nehmen viele Patientinnen und Patienten die Symptome ernst und besuchen einen Arzt.

 

Frühe Symptome:

 

  • Kopfschmerzen
  • epileptische Krämpfe
  • ggf. Veränderung der Persönlichkeit

 

Spätere Symptome:

 

  • Störung des Sehvermögens
  • Sehverschlechterung
  • Bewusstseinstrübung
  • epileptische Anfälle
  • Lähmung

 

Zusätzlich kann eine zerebrale Thrombose sich durch ein Gefühl von Druck im Kopf (Hirndruck) bemerkbar machen. Löst die Thrombose zusätzliche Krankheiten wie Sinusitis oder Meningitis aus, gehen diese oft mit weiteren Symptomen wie zum Beispiel Fieber einher.

 

Wird eine Hirnvenenthrombose nicht behandelt, führt sie durch den starken Hirndruck mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Schlaganfall und damit in letzter Konsequenz zum Tod.

 

Wie wird eine Sinusthrombose diagnostiziert?

 

Die Diagnose einer Hirnvenenthrombose ist auch für Ärzte oft nicht einfach. Die besondere Herausforderung ist, dass die meisten Symptome wie Kopfschmerzen oder eine Veränderung der Persönlichkeit, für sich genommen meist auf wesentlich harmlosere Erkrankungen hindeuten, jedoch als Hirnvenenthrombose ein grosses Risiko mit sich bringen. Bei der Anamnese müssen die Ärztinnen und Ärzte daher ein sehr ausführliches Gespräch mit den Patientinnen und Patienten führen. Dabei sind der allgemeine Lebenswandel und etwaige Vorerkrankungen und Infektionen Thema.

 

Erhärtet sich während der Anamnese der Verdacht auf eine Sinusthrombose, werden klinische Untersuchungen anberaumt. So wird zum Beispiel ein D-Dimer-Test durchgeführt. Das D-Dimer ist ein Abbauprodukt, das beim natürlichen Abbau von Blutgerinnseln entsteht. Ein veränderter D-Dimer-Spiegel kann auf Gerinnungsstörungen hinweisen. Auch bildgebende Verfahren, mit denen das Gehirn auf Unregelmässigkeiten hin untersucht wird, kommen zum Einsatz. Per MRT lassen sich Blutungen oder Thromben im Gehirn meist zweifelsfrei identifizieren.

 

Behandlung der Sinusthrombose

 

Aufgrund des hohen Letalitätsrisikos muss eine Sinusvenenthrombose so schnell wie möglich behandelt werden. Typischweise kommt dazu im Verlauf das Medikament Heparin zum Einsatz. Heparin ist ein sogenanntes Antikoagulantium. Eine Antikoagulation ist eine (oft propylaktische) Hemmung der Blutgerinnung (Heparin ist also ein Anti-Gerinnungsmittel). Es bindet sich an Antithrombinmoleküle wie zum Beispiel Antithrombin III. Dabei handelt es sich um natürlich im Körper vorkommende Proteine, die die Gerinnung von Blut verlangsamen. Indem das Heparin sich an dieses Protein-Molekül bindet, verstärkt es dessen Wirkung erheblich (Antikoagulation). Dadurch trägt es dazu bei, dass sich vorhandene Thrombosen lösen und das sauerstoffarme Blut wieder aus dem Gehirn abfliessen kann.

 

Typischerweise ist die Behandlung mit Heparin für die Antikoagulation unproblematisch. Es kann aber zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautrötungen oder Brennen kommen. Zudem besteht aufgrund des Wirkprinzips ein Risiko zur erhöhten Blutungsneigung bei den Patienten. Schliesslich dient die Blutgerinnung im Normalfall dazu, Blutungen zu stoppen.

 

Bei schwereren Nebenwirkungen besteht die Möglichkeit, auf alternative Antikoagulantien auszuweichen.

 

Fazit

 

Sinusthrombosen sind eine ernsthafte Erkrankung, die so schnell wie möglich behandelt werden muss, da die Krankheit einen hohen Risikofaktor hat. Aufgrund der Lage der betroffenen Venen im Gehirn droht bei Nichtbehandlung ein schwerer Schlaganfall, der schlimmstenfalls zum Tod führen kann. Die Inzidenz liegt hier bei 3-5 Personen pro eine Million – also eine sehr niedrige Inzidenz an Menschen, die an einer Hirnvenenthrombose erkranken. Glücklicherweise sind Venenthrombosen, wenn sie früh genug erkannt werden, aber gut behandelbar und somit ein kleineres Risiko haben. Wichtig ist dafür, dass Sie als Patientin oder Patient spätestens bei Beschwerden wie der Einschränkung des Sehvermögens oder Bewusstseinstrübungen ärztlichen Rat suchen. Keinesfalls sollten Sie bei derartigen Symptomen auf Selbstmedikation setzen oder versuchen, die Erkrankung auszusitzen. Denn selbst, wenn die Ursache der Beschwerden keine Sinusvenenthrombose sein sollte, ist eine zuverlässige medizinische Beratung unabdingbar.

 

Gerne stellen unsere Augenärzte in Chur Ihnen auf Anfrage weitere Informationen zur Verfügung. Melden Sie sich einfach telefonisch oder per E-Mail bei uns.

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