Schweissblende und Schneeblindheit

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 12. April 2023Von 5,2 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

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Schädigung der Augen durch starkes Licht: Alles rund um Schweissblende und Schneeblindheit

Sowohl in der Arbeitswelt als auch im Freien ist das Auge schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Dazu gehören etwa extreme Lichtverhältnisse, wie sie bei Schweißarbeiten oder bei sonnigen Wetterverhältnissen mit Schnee auftreten.

Die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken sind nicht zu unterschätzen, denn sie können zu Schweissblende und Schneeblindheit, einer Art Sonnenbrand der Hornhaut, führen. Was dahintersteckt, welche Symptome auftreten und was bei der Erkrankung hilft, erklärt dieser Fachartikel.

Was bedeutet eine Schweissblende?

Wie der Name verrät, tritt diese Verletzung der Augen bei Schweißarbeiten im professionellen oder privaten Umfeld auf. Ursache ist meist ein unzureichender Schutz durch entsprechende Arbeitsausrüstung. Schweissblende ist eine der häufigsten Arbeitsunfallursachen. Aber auch Hobbyheimwerker verzichten bei kurzen Arbeiten immer wieder auf eine Schutzbrille und riskieren bleibende Schäden.

Beim Schweissen werden Materialien durch Erwärmung aufgeschmolzen und miteinander verbunden. Das starke Licht entsteht dabei durch den Schweisslichtbogen, der die notwendigen Temperaturen erzeugt. Das intensive, schädliche Licht enthält ein hohes Mass an ultravioletter (UV) und Infrarot (IR) Strahlung. Bei unzureichendem Schutz vor der Bestrahlung führt dies zu Augenverletzungen.

Schweissblende ist im Wesentlichen eine Verbrennung der Hornhaut, die durch eine von der UV-Strahlung ausgelösten photochemischen Reaktion verursacht wird. Dabei entstehen Sauerstoffradikale, die die nach einigen Stunden auftretenden Symptome hervorrufen. Eine vollständige Regeneration des Auges von der Schweissblende, die in der Fachsprache auch Photokeratitis (UV Keratitis) genannt wird, ist oft sehr unwahrscheinlich, wenn merkliche Schmerzen auftreten.

Sehr leichte Verletzungen können nach einigen Tagen abklingen, aber dennoch irreparable Schäden, wie die Vernarbung der Hornhaut, mit sich ziehen. Besteht der Verdacht einer Schweissblende, sollten Betroffene daher in jedem Fall ein Augenarzt aufsuchen.

Was bedeutet eine Schneeblindheit (Keratoconjunctivitis photoelectrica)?

Auch bei der Schneeblindheit (Keratoconjunctivitis photoelectrica) gibt der Name bereits einen Hinweis auf die Ursache der Augenerkrankung. Zu beobachten ist die Schädigung der Hornhaut besonders bei Wintersportlern wie Ski- und Snowboardfahrern sowie Langläufern, die sich über einen längeren Zeitraum bei sonnigen Bedingungen in Schneegebieten aufhalten. Die Augen können hierbei „verblitzen“.

Daher wird Schneeblindheit im Volksmund auch als „Bergkrankheit“ oder „Alpinismus-Keratitis“ bezeichnet. Fachleute kennen die Schädigung der Augen unter dem Namen aktinische Keratopathie. Genau wie die Verbrennungen beim Schweissen ist auch die Schneeblindheit nicht zu unterschätzen.

Auch wenn sich das verblitzte Auge in den meisten Fällen von den Sonnenbrand-ähnlichen Verletzungen der Horn- und Bindehaut innerhalb weniger Tage erholt, können im Extremfall äussere Hornhautschichten zerstört werden, die sich theoretisch ablösen können.

Genau wie bei der Schweissblende löst auch bei der Schneeblindheit die extreme UV-Bestrahlung in hoch gelegenen, sonnenexponierten Schneegebieten die Augenerkrankung aus. Der Blick in den UV-Licht reflektierenden Schnee über einen längeren Zeitraum ohne geeigneten Schutz verbrennt auch in diesem Fall die Hornhaut empfindlich. Auch Eisflächen können Schneeblindheit der Augen auslösen.

Welche Symptome treten bei der Verblitzung auf?

Das Tückische an Erkrankungen wie Schneeblindheit ist, dass die sogenannte Verblitzung, das heisst das Auftreten stärkerer Symptome, überwiegend erst nach etwa drei bis 12 Stunden einsetzt. Erst nach sechs bis acht Stunden macht sich eine Entzündung der Bindehaut und der Hornhaut bemerkbar. In der jeweiligen Situation kann es zu einer Rötung der Augen kommen, die Betroffene oft nicht bemerken und daher die Schweissarbeiten oder den Aufenthalt im Schnee nicht unterbrechen. Die spätere Symptomatik verschärft sich dadurch zusätzlich.

Am Abend klagen Patienten über Lichtempfindlichkeit, starke Augenschmerzen, unnatürlich vermehrtem Tränenfluss, Fremdkörpergefühl im Auge, Lidkrämpfe, Verschlechterung der Sehkraft sowie Rötungen und Entzündungen der Augen. In manchen Fällen lassen sich die damit verbundenen Schmerzen durch Bettruhe, kalte Auflagen und abgedunkelte Räume lindern. Meist hilft aber nur noch der Weg zum Augenarzt.

Erste Symptome melden sich relativ schnell

Auch wenn die starken Symptome der Schweissblende und Schneeblindheit erst verzögert auftreten, geben ein paar erste Anzeichen bereits Hinweise auf den Augennotfall. Für Andere ist bereits die Rötung der Augen sichtbar. Als Schutzmechanismus zuckt das Auge oft auch, um Betroffene zum Schliessen der Augen zu zwingen, das weitere Schäden vermeidet. Beobachten Patienten diese Symptome, muss schnellstmöglich ein Facharzt konsultiert werden.

Wie werden Schweissblende und Schneeblindheit diagnostiziert?

Ein Besuch beim Augenarzt bringt bei den beschriebenen Symptomen Klarheit. Der Spezialist befragt Patienten einerseits zu möglichen Aufenthalten in den Bergen oder Schweissarbeiten und andererseits werden die Augen mit einer Spaltlampe im Rahmen der Anamnese kontrolliert.

Um etwaige Verletzungen der Hornhaut sichtbar zu machen, wird ein Farbstoff auf das Auge aufgetragen. Die Untersuchungen im Kontext eines Verdachts auf Schweissblende oder Schneeblindheit sind schmerzfrei.

Therapie für Schweissblende und Schneeblindheit

Um die akuten Schmerzen von Patienten zu lindern, verschreiben Fachärzte meist rezeptfreie Schmerzmittel und raten zu kühlenden Umschlägen. Ausserdem sind Ruhe und abgedunkelte Räume indiziert. Je nach Grad der Schädigung kommt entweder eine befeuchtende Augensalbe oder -tropfen zum Einsatz oder die Hornhaut wird mit prophylaktisch antibiotische Tropfen behandelt. Letztere verhindert zusätzlich weitere Infektionen in diesem anfälligeren Zustand des Auges.

Vermeidung solcher Augenverletzungen

Derartige Augennotfälle lassen sich mit einfachen Massnahmen verhindern. Bei Schweissarbeiten sollte unabhängig von der Länge immer eine Schweissblende oder eine Schutzbrille mit getönten Gläsern getragen werden, die das schädliche UV-Licht herausfiltert. In vielen Betrieben gehören diese präventiven Mittel zu verbindlichen Arbeitsanweisungen.

Beim Betreiben von Wintersport ist dringend eine Skibrille zu tragen, die das Auge vor extremen Lichteinwirkungen schützt. Hierbei reicht eine normale Sonnenbrille nicht aus, da sie einerseits ein Verletzungsrisiko bei Stürzen birgt und andererseits noch gefährliche UV-Strahlung an den Seiten einfallen lässt.

Wintersportler sollten beim Kauf auf hochwertige Skibrillen mit geprüftem UV-Schutz zurückgreifen, damit der Aufenthalt im Schnee ohne unangenehme Augenerkrankungen wie Schneeblindheit verläuft.

Augen schützen und erste Anzeichen von Schneeblindheit und Schweissblende ernst nehmen

Die richtige Schutzausrüstung ist essenziell, wenn extreme Lichtbedingungen wie beim Schweissen oder im Schnee herrschen. Bei ersten Anzeichen von Schneeblindheit oder Schweissblende sowie bestehender Verblitzung müssen Betroffene schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, um den bestmöglichen Krankheitsverlauf zu gewährleisten. Weitere Informationen zur Behandlung und Therapie sowie Kontaktinformationen finden Sie auf unserer Homepage.

Quellen

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