Retinales arterielles Makroaneurysma

Kategorien: NetzhautproblemePublished On: 18. Dezember 2023Von 4,8 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

retinales arterielles makroaneurysma 1

Retinales arterielles Makroaneurysma: Definition und Ursachen

Ein retinales arterielles Makroaneurysma (RAM) ist eine signifikante pathologische Veränderung, die in den feinen Blutgefässen der Netzhaut auftritt. Diese Erkrankung entsteht durch die pathologische Dilatation einer Arteriole und ist meistens eine Folge von Gefässwandveränderungen, die durch chronische Erkrankungen wie Hypertonie und Arteriosklerose hervorgerufen werden. Der Alterungsprozess spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, da mit zunehmendem Alter die Elastizität der Gefässwände abnimmt, was das Risiko für RAM erhöht. Interessanterweise wird RAM häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert und ist oft mit weiteren kardiovaskulären Erkrankungen verbunden.

Symptome des retinalen arteriellen Makroaneurysmas

Die Symptomatik eines RAM kann vielfältig sein und hängt oft von der Lokalisation und Grösse des Aneurysmas ab. In vielen Fällen bleibt ein RAM symptomlos, bis es zu einer Komplikation wie einer Blutung kommt. Symptome können plötzlich oder allmählich auftreten und umfassen:

  • Visusminderung: Eine plötzliche oder allmähliche Verschlechterung des Sehvermögens, besonders wenn das Aneurysma in der Nähe der Makula liegt.
  • Verzerrungen im Gesichtsfeld: Gegenstände erscheinen verzerrt oder wellenförmig, was auf eine Flüssigkeitsansammlung in der Netzhaut hinweist.
  • Blutungen im Auge: Sichtbare Blutungen können im fortgeschrittenen Stadium auftreten, oft begleitet von schwimmenden Trübungen im Sichtfeld.
  • Schmerzlose Sehstörungen: Patienten bemerken manchmal Skotome oder dunkle Flecken im Sichtfeld.

Diagnose

Die Diagnose eines RAM erfordert eine detaillierte und umfassende augenärztliche Untersuchung. Die wichtigsten Schritte bei der Diagnose umfassen:

  • Funduskopie: Eine detaillierte Untersuchung der Netzhaut durch den Augenarzt, um Anzeichen eines Aneurysmas oder einer Blutung zu erkennen.
  • Fluoreszein-Angiographie: Ein diagnostisches Verfahren, bei dem ein fluoreszierender Farbstoff in die Blutbahn injiziert wird, um die Blutgefässe der Netzhaut zu visualisieren und Aneurysmen zu identifizieren.
  • Optische Kohärenztomographie (OCT): Ein bildgebendes Verfahren, das hochauflösende Querschnittsbilder der Netzhaut liefert und hilft, das Ausmass der Schädigung zu bestimmen.
  • Blutdruckmessungen und allgemeine kardiovaskuläre Bewertung: Diese sind wichtig, um zugrundeliegende Ursachen wie Bluthochdruck zu identifizieren.

Differentialdiagnostik

Die Differentialdiagnose eines retinalen arteriellen Makroaneurysmas (RAM) umfasst eine Reihe von Augenerkrankungen, die ähnliche Symptome oder Fundusbefunde aufweisen können, sich jedoch in Ursache und Behandlung unterscheiden. Hier sind einige wichtige Differentialdiagnosen, einschliesslich Morbus Coats und retinaler Teleangiektasien:

  • Morbus Coats: Diese seltene Erkrankung ist gekennzeichnet durch abnormale Entwicklung der Blutgefässe in der Netzhaut, die zu Leckagen von Blut und Flüssigkeit führt. Morbus Coats tritt häufiger bei jungen Männern auf und kann zu Sehverlust führen, wenn nicht behandelt. Im Gegensatz zu RAM, das oft mit systemischen Erkrankungen wie Bluthochdruck verbunden ist, ist Morbus Coats typischerweise eine isolierte okuläre Erkrankung.
  • Retinale Teleangiektasien: Dies sind Erkrankungen, bei denen es zu einer anormalen Dilatation der kleinen Blutgefässe in der Netzhaut kommt. Sie können idiopathisch sein oder im Rahmen anderer Erkrankungen wie der diabetischen Retinopathie auftreten. Im Gegensatz zu RAM, das eine einzelne oder wenige fokale Dilatationen beinhaltet, sind retinale Teleangiektasien durch multiple betroffene Gefässe gekennzeichnet.
  • Diabetische Retinopathie: Diese Komplikation des Diabetes mellitus betrifft die Netzhautgefässe und kann zu Blutungen, Ödemen und Aneurysmen führen. Ähnlich wie bei RAM können Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen das Sehvermögen beeinträchtigen.
  • Retinale Venenokklusion: Der Verschluss einer Vene in der Netzhaut, der zu Blutungen und Schwellungen führt und Symptome hervorrufen kann, die denen eines RAM ähnlich sind.
  • Hypertensive Retinopathie: Veränderungen in den Netzhautgefässen aufgrund von chronischem Bluthochdruck können ähnliche Befunde wie RAM zeigen, sind aber in der Regel durch systemische Blutdruckkontrolle zu behandeln.
  • Retinaler Arterienverschluss: Der plötzliche Verschluss einer Arterie in der Netzhaut, der zu einem schnellen und schweren Sehverlust führen kann. Obwohl er sich in Symptomen ähnlich wie ein RAM präsentieren kann, ist die Ursache und Behandlung unterschiedlich.
  • Chorioretinale Entzündungen und Tumoren: Entzündliche Prozesse oder Tumoren im Auge können Symptome hervorrufen, die denen eines RAM ähneln, insbesondere wenn sie mit Blutungen oder Exsudationen einhergehen.
  • Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): AMD kann in fortgeschrittenen Stadien zu Blutungen in der Netzhaut führen, die RAM ähnlich sind.

Diese Differentialdiagnosen erfordern eine sorgfältige augenärztliche Untersuchung, einschliesslich bildgebender Verfahren und gegebenenfalls systemischer Untersuchungen, um die korrekte Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung einzuleiten. Morbus Coats und retinale Teleangiektasien sind dabei besonders wichtige Überlegungen aufgrund ihrer spezifischen Merkmale und Behandlungsansätze.

Behandlung und Management

Die Behandlung und Therapie von RAM hängt stark von den individuellen Umständen ab. Wichtige Aspekte der Behandlung und des Managements sind:

  • Regelmässige Überwachung: Bei asymptomatischen Fällen oder geringfügigen Blutungen kann eine regelmässige Überwachung ausreichend sein.
  • Laser-Photokoagulation: Ein Verfahren, das zur Verödung des Aneurysmas und zur Verhinderung weiterer Blutungen eingesetzt wird.
  • Intravitreale Injektionen: Diese können angewendet werden, um Ödeme und Blutungen zu behandeln, insbesondere wenn die Makula betroffen ist.
  • Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen kann eine vitreoretinale Chirurgie (Vitrektomie) erforderlich sein, um umfangreiche Blutungen oder Netzhautablösungen zu behandeln.

Prognose und Prävention

Die Prognose für Patienten mit RAM kann bei frühzeitiger Erkennung und angemessener Behandlung positiv sein. Viele Betroffene erleben eine Stabilisierung oder Verbesserung ihres Sehvermögens. Präventive Massnahmen beinhalten die Kontrolle von Bluthochdruck und anderen vaskulären Risikofaktoren, regelmässige augenärztliche Untersuchungen, gesunde Ernährung und Vermeidung von Rauchen.

Fazit: Retinales arterielles Makroaneurysma

Retinale arterielle Makroaneurysmen stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Sehvermögen dar, besonders wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Eine frühzeitige Diagnose und individuell angepasste Behandlungsstrategien sind entscheidend, um das Sehvermögen zu erhalten und zu verbessern. Unsere Augenspezialisten in Chur stehen bei Fragen und Bedenken bezüglich RAM oder anderen augenärztlichen Anliegen gerne zur Verfügung. Sie bieten eine umfassende Betreuung und modernste diagnostische sowie therapeutische Möglichkeiten, um das bestmögliche Ergebnis für jeden Patienten sicherzustellen.

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