Pupillenstörungen: Arten und Auslöser

Kategorien: SehproblemePublished On: 26. April 2022Von 4,9 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

pupillenstoerungen

Die Pupille befindet sich in der Mitte des Auges und ist von der Regenbogenhaut (Iris) umgeben. Beim Sehprozess wird ihr eine wichtige Aufgabe zuteil. Indem sie durch Verkleinern (Miosis) oder Vergrößern (Mydriasis) ihre Größe verändert, kann sie regulieren, wie viel Licht ins Auge fällt. Bei der Miosis und der Mydriasis helfen der Musculus sphincter pupillae bzw. der Musculus dilatator pupillae. Durch die Veränderung der Pupillengröße verbessert sie die Abbildungsqualität. Eine Veränderung der Pupillenreaktion kann von neurologischen Störungen herrühren oder durch Augenerkrankungen verursacht werden.

Aufgaben der Pupille

Indem sich die Pupille zusammenzieht oder weitet, reguliert sie den Lichteinfall in das Innere des Auges. Die einfallenden Lichtstrahlen werden genau in der Ebene der Netzhaut gebündelt, wodurch sich ein scharfes Bild ergibt. Die Funktion der Pupille gleicht einer Kamera. Auf seinem Weg zur Netzhaut wird das von außen reflektierte Licht durch Hornhaut, vordere Augenkammer, Pupille, Linse und Glaskörper geleitet. Wie bei einem Kameraobjektiv wird das Licht durch die Augenlinse gebündelt. Je nachdem, wie viel Licht ins Auge einfällt, weitet sich die Iris oder sie zieht sich zusammen und fungiert als Blende. In einem gesunden Auge wird das Licht genau auf der Netzhaut gebündelt. Gibt es bei der Konvergenzreaktion Probleme, kann es zum Schielen kommen. Eine Konvergenzreaktion ist das Engstellung der Pupillen um nahe Objekte gut zu sehen.

Was ist die natürliche Weite der Pupille?

Im Normalfall rangiert die Weite der Pupille zwischen 1 mm und 8 mm. Bei Helligkeit und Tageslicht stellt sich die Pupille eng (Miose), in der Dunkelheit weitet sie sich (Mydriase). Auch beim Betrachten von nahen Objekten stellt sich die Pupille eng, wodurch sich ihre Tiefenschärfe erhöht. Normalerweise ist der Pupillendurchmesser auf beiden Augen gleich (isokor), wobei geringe Abweichungen noch nicht auffällig sind. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Pupillenverengung. Natürliche Abweichungen treten auch auf bei Ermüdung oder im Schlaf, wenn sich die Pupillen verengen. Bei Schrecken, Stress, Freude oder Angst weiten sich die Pupillen. Eine häufige aber harmlose Störung der Pupille ist die sogenannte „zentrale Anisokorie“ – hier gibt es einen Größenunterschied der Pupillendurchmesser der sich der sich von Stunde zu Stunde ändert – jedoch nicht mehr als 1mm beträgt. Die Ursachen für Anisokorie sind noch ungeklärt. Der Zustand von unterschiedlich weiten Pupillen, Aniskorie, geht mit der sogenannten Pupillotonie einher.

Welche Störungen treten bei der Pupille auf?

Verschieden Ursachen, wie Umwelteinflüsse oder Augenkrankheiten können zu Pupillenstörungen führen. Sobald die natürliche Regulation der Lichtaufnahme nicht mehr intakt ist, spricht man von einer Störung bei der Pupille. Dabei ist die Sehschärfe des Auges betroffen und die Störung sollte von einem Augenarzt abgeklärt werden.

Horner-Syndrom

Ein Horner-Syndrom entsteht durch eine lokale Schädigung im sympathischen vegetativen Nervensystem. Auf der betroffenen Seite verengt sich die Pupille und das Oberlid hängt einseitig herab (Ptosis). Dadurch, dass das Unterlid höher steht, wirkt das Auge kleiner (Pseudoenophthalmus). Manchmal kommt es zu einer reduzierten Schweisssekretion. Ausgelöst wird das Horner-Syndrom durch verschiedene Erkrankungen, wie Durchblutungsstörungen, Verletzungen, Entzündungen, erweiterte Blutgefässe oder Tumore. Der Augenarzt prüft die Lichtreaktion und wendet spezielle Augentropfen an, um die Diagnose zu stellen. Je nach Ursache gestaltet sich die Behandlung unterschiedlich.

Arten von starren Pupillen

Wenn die Pupillen keine Reaktion auf einfallendes Licht zeigen, bezeichnet man dies als Pupillenstarre. Eine Pupillenstarre erfordert immer eine ärztliche Abklärung. Man unterscheidet zwischen einer absoluten, einer reflektorischen und einer amaurotischen Pupillenstarre. Gibt es zum Beispiel eine efferente Störung kommt es zur Lähmung des Musculus sphincter pupillae, was dann wiederum zu einer Pupillotonie (einer Störung der Pupillenmotorik und der Pupillenreaktion) führt.

Absolute Pupillenstarre

Normalerweise leitet das Gehirn Lichtreize an die Augenmuskeln weiter. Wenn diese Weiterleitung gestört ist, bleibt die Pupille geweitet und reagiert nicht mehr auf den Lichteinfall. Die Sehkraft ist davon jedoch nicht beeinträchtigt und auch die Reaktionsfähigkeit des Auges auf pharmakologische Reize bleibt in der Regel erhalten. Zu einer absoluten Pupillenstarre kommt es durch Aneurysmen, Tumore oder Entzündungen.

Reflektorische Pupillenstarre

Von einer reflektorischen Pupillenstarre sind in der Regel beide Pupillen gleichermassen betroffen. Die Pupillen sind auch in der Dunkelheit stets enggestellt. Die direkte und indirekte Lichtreaktion ist verschwunden. Da bedeutet, dass es weder am beleuchteten noch am Partnerauge zu einer Reaktion kommt. Medikamente haben kaum Einfluss auf die Pupillenerweiterung. Meist kommt es zur reflektorischen Pupillenstarre bei Infektionskrankheiten wie Syphilis. Auch eine Multiple Sklerose oder ein Zeckenbiss (Borreliose) können die Pupillenstarre verursachen.

Amaurotische Pupillenstarre

Bei der amaurotischen Pupillenstarre ist die Pupillenstellung bei beiden Augen identisch, das betroffene Auge ist jedoch erblindet. Bei Abdeckung des gesunden Auges ist eine Weitung der kranken Pupille festzustellen. Die amaurotische Pupillenstarre ist eine Störung der Sehnervfasern, bei der die Pupille aber noch pharmakologisch gereizt werden kann.

Medikamente, Drogen, Gifte

Durch die Blutgefässe gelangen Medikamente, Drogen oder Gifte auch in die Augen. Dort können sie die Pupillenweite verändern. Beide Augen sind in solchen Fällen gleichermassen betroffen. Werden Antidepressiva und Parkinson-Medikamente überdosiert, wird Kokain konsumiert oder liegt eine Vergiftung durch Kohlenstoffmonoxid (CO) oder Atropin (Tollkirsche) vor, so weiten sich die Pupillen (Mydriase). Eine Einnahme von Opiaten (Heroin, Morphium) oder eine Pilzvergiftung führen zu verengten Pupillen (Miose).

Zu Pupillenveränderungen kann es auch altersbedingt oder durch körperliche Reaktionen in bestimmten Situationen kommen – dann sind die Pupillenveränderungen harmlos (wie zum Beispiel bei der Anisokorie oder Pupillenweiten/-verkleinern als Lichtreaktion). Ist die Veränderung jedoch auf eine ernste Erkrankung, Vergiftung oder fehlende Reaktion auf einfallendes Licht zurückzuführen, sollte dies ärztlich abgeklärt werden.

Fazit

Die verschiedensten Ursachen können Pupillenstörungen hervorrufen. Häufig treten sie aber gemeinsam mit anderen Erkrankungen auf. Stellt man Auffälligkeiten bei der Pupillengröße fest oder unterscheiden sich die Pupillenaugen beider Augen eindeutig voneinander empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Quellen

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