Punktförmige innere Chorioretinopathie

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 22. März 2023Von 4,7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

punktfoermige innere chorioretinopathie kopie

Was ist eine punktförmige innere Chorioretinopathie?

Die punktförmige innere Chorioretinopathie (PIC-Syndrom) ist eine entzündliche Augenerkrankung, bei der sowohl die Aderhaut (Choroidea) als auch die Netzhaut (Retina) betroffen sind.

Besonders häufig tritt die Erkrankung bei Frauen mit Kurzsichtigkeit im Alter von 18 bis 40 Jahren auf. Sie macht sich durch weiss-gelbe Flecken mit einem Durchmesser von 100 bis 200 Mikrometern bemerkbar, die in der Aderhaut auftreten. In den meisten Fällen treten diese Läsionen in beiden Augen auf, wobei die Flecken in einem Auge nicht identisch sind mit den Läsionen im anderen Auge.

Wodurch wird die punktförmige innere Chorioretinopathie ausgelöst?

Die Auslöser einer punktförmigen inneren Chorioretinopathie sind bis heute nicht vollständig medizinisch geklärt. Es wird angenommen, dass es sich bei der Erkrankung um eine Form des sogenannten White-Dot-Syndroms handelt. In dieser Gruppe werden Krankheiten zusammengefasst, bei denen es zur Bildung von weissen Flecken in der Aderhaut kommt. Weitere Krankheiten dieser Gruppe sind beispielsweise die serpiginöse Chorioretinopathie, die akute zonale okkulte äußere Retinopathie (AZOOR), die akute retinale Pigmentepitheliitis (ARPE) und viele weitere.

Im engeren Sinn könnte es sich um eine Variante der multifokalen Choroiditis und Panuveitis oder der multifokalen Choroiditis handeln, ebenfalls entzündliche Augenerkrankungen. Die Kategorien für eine genaue Zuordnung sind allerdings nicht einheitlich festgelegt. Durch das häufige Auftreten bei kurzsichtigen Menschen könnte ein Zusammenhang mit Kurzsichtigkeit bestehen.

Gesichert sind diese Annahmen nicht, so könnte es sich bei den Symptomen ebenfalls um Folgen einer infektiösen Thrombose oder einer Uveitis handeln. Auch ein Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus ist nicht ausgeschlossen. Eventuell wird die genetische Veranlagung zur Erkrankung auch über die Mutterlinie weitergegeben.

Welche Symptome treten bei der punktförmigen inneren Choroidopathie auf?

In häufigen Fällen äußert sich das PIC-Syndrom durch einseitige Gesichtsfeldausfälle, sogenannte Skotome. Dadurch ist die Sehkraft in dem Bereich reduziert, den das Auge ohne Kopfbewegungen erfassen kann. Ferner kommt es zu verschwommenem Sehen.

Ein weiteres Symptom sind Glaskörpertrübungen, die sich durch kleinste Erscheinungen im Gesichtsfeld äußern. Darüber hinaus kann es zur Wahrnehmung von Farben, Lichteffekten und Funken kommen, die nicht durch andere Auslöser erklärt werden können. Zudem kommt es zu der angesprochenen Bildung weiss-gelber Flecken im Bereich der Netz- und Aderhaut.

Wie wird die punktförmige innere Chorioretinopathie diagnostiziert?

Wird das Vorliegen einer punktförmigen inneren Choroidopathie angenommen, wird der Augenarzt die Augen vollständig untersuchen, einerseits mittels Standardverfahren. Unter anderem wird die mittlere Augenhaut (Uvea) auf eine mögliche Uveitis untersucht. Bei einer Uveitis handelt es sich um eine Entzündung der mittleren Augenhaut. Weiterhin wird das Pigmentepithel, die dunkle Schicht zwischen äusserer Netzhaut und Choroidea, untersucht. Darüber hinaus kommt es zu weiteren speziellen Diagnoseverfahren.

Gesichtsfelduntersuchung

Aufgrund der häufig auftretenden Gesichtsfeldausfälle wird der Augenarzt zusätzlich zu den anderen Diagnoseverfahren eine Gesichtsfelduntersuchung durchführen, um festzustellen, ob entsprechende Gesichtsfeldausfälle auftreten oder es zu einer Vergrößerung des blinden Flecks gekommen ist.

Fluoreszenzangiographie

Bei der Fluoreszenzangiographie (FA) handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung des Auges, bei der die Blutgefäße und die Netzhaut durch die Zugabe eines Fluoreszenz-Farbstoffes so dargestellt werden, dass eine Bestimmung des Augenhintergrunds vorgenommen werden kann. Dadurch werden beim PIC-Syndrom typisch auftretende Muster sichtbar, die der Augenarzt als Anzeichen für die Erkrankung identifizieren kann.

Autofluoreszenz

Das Autofluoreszenz-Verfahren fußt auf einem ähnlichen Prinzip wie die Fluoreszenzangiographie. Bei dieser Methode werden jedoch natürlich im Auge vorkommende Substanzen durch Lichteinwirkung sichtbar gemacht, wodurch der Augenarzt für das eventuelle Vorliegen einer punktförmigen inneren Chorioretinopathie weitere wichtige Erkenntnisse erlangt.

Multifokales Elektroretinogramm

Das multifokale Elektroretinogramm (mfERG) dient der Untersuchung von retinales Funktionsausfällen. Durch Lichtreize werden die elektrischen Potenziale der Netzhaut stimuliert und aufgezeichnet. Eine Störung der Netzhautfunktion tritt bei der punktförmigen inneren Chorioretinopathie allerdings nur in ca. der Hälfte der Fälle auf, sodass diese Untersuchung allein kein eindeutiges Ergebnis liefert.

Differentialdiagnose

Wie erwähnt treten bei anderen Augenerkrankungen teilweise ähnliche Symptome auf wie bei einer punktförmigen inneren Chorioretinopathie. Deshalb sollten andere Erkrankungen des Auges vom Augenarzt im Rahmen einer Differentialdiagnose Schritt für Schritt ausgeschlossen werden, um nicht verfrüht eine falsche Diagnose zu stellen. Dazu gehören neben Morbus Behcets und Morbus Whipple, MEWDS (MEWDS steht für Multiple evanescent white dot syndrome), serpiginöse Choroiditis, Leukämie und Myopie-Degeneration auch die selten auftretende akute posteriore multifokale plakoide Pigmentepitheliopathie (APMPPE), multifokale Choroiditis und Panuveitis, AZOOR und viele weitere mögliche entzündliche Augenerkrankungen.

Behandlung, Verlauf und Prognose

Eine ärztliche Behandlung der punktförmigen inneren Chorioretinopathie ist nur notwendig, wenn es zur Bildung krankhafter Blutgefäße im Auge gekommen ist, die Krankheit chronisch verläuft oder die Symptome regelmäßig wiederkehren.

In den meisten Fällen klingt die Entzündung innerhalb von wenigen Wochen bis maximal einigen Monaten von allein wieder ab. Das Gesichtsfeld und die Sehkraft erholen sich wieder vollständig. Eine Narbenbildung auf der Netzhaut tritt nur in seltenen Fällen auf.

Unsere Augenärzte in Chur sind auf die Uveitis und die White-dot-Syndrome spezialisiert. Wenn Sie mehr über diese Themen wissen wollen, können Sie uns gerne schreiben.

Fazit

Die punktförmige innere Chorioretinopathie ist eine Entzündungserkrankung des Auges, die sich durch weiss-gelbe Flecken auf der Choroidea sowie eventuelle Sehkrafteinschränkungen und Wahrnehmungsstörungen äußert. Häufig betroffen sind Frauen im frühen bis mittleren Erwachsenenalter. Die Diagnose erfolgt durch die Kombination von Standarduntersuchungen und Spezialverfahren. Die Krankheit heilt in den meisten Fällen von allein, sodass eine medizinische Behandlung nur in Ausnahmefällen angewandt werden muss.

Quellen

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