Pilzinfektionen im Auge
Dr. med. Gabriele Valaisaite
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Inhaltsverzeichnis
Pilzinfektionen im Auge: Einleitung
Pilzinfektionen am Auge, auch als okulare Mykosen bezeichnet, sind zwar selten, aber sie können ernsthafte Komplikationen hervorrufen, die die Sehkraft beeinträchtigen oder sogar zum Verlust des Sehorgans führen können.
Gemeinsam mit der Augenklinik des Uniklinikums Düsseldorf und dem Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen in Jena veröffentlichte Oliver Kurzai eine entsprechende Voruntersuchung im Journal of Clinical Microbiology. Oliver Kurzai hat an der Universität Würzburg den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für medizinische Mikrobiologie und Mykologie. In dieser Studie wurden insgesamt 22 Fälle von Hornhautinfektionen durch Pilze analysiert. Bei 15 der untersuchten Patienten wurde ein Schimmelpilz als Auslöser der Infektion identifiziert. Einer der wichtigsten Risikofaktoren ist das Tragen weicher Kontaktlinsen. In den verbleibenden sieben Fällen konnten die Beschwerden auf bakterielle oder andere weniger bedenkliche Ursachen zurückgeführt werden.
Ursachen und Risikofaktoren von Pilzinfektionen im Auge
Okulare Mykosen können durch verschiedene Umstände hervorgerufen werden:
- Verletzungen des Auges: Kleinste Schnitte oder Kratzer auf der Augenoberfläche können Eintrittspforten für Pilzsporen sein, besonders wenn die Verletzung durch kontaminiertes Pflanzenmaterial (z.B. Dornen oder Äste) verursacht wurde. Einige Pilzarten finden sich natürlicherweise in der Umwelt und können in solchen Situationen leicht ins Sehorgan gelangen.
- Kontaktlinsen: Ungenügende Pflege oder das Tragen von weichen Kontaktlinsen über einen längeren Zeitraum, als empfohlen, kann das Risiko einer Infektion erhöhen. Das feuchte Milieu zwischen Linse und Sehorgan kann für Pilze ein idealer Nährboden sein.
- Geschwächtes Immunsystem: Menschen, die an Krankheiten leiden, die das Immunsystem schwächen (wie Diabetes oder HIV), oder die Medikamente einnehmen, die die Immunantwort dämpfen, sind anfälliger für eine Vielzahl von Infektionen, einschliesslich Pilzinfektionen.
- Medikamente: Die langfristige oder intensive Anwendung von Kortikosteroid-Augentropfen kann das Risiko einer Pilz-Infektion im Auge erhöhen.
Symptome und Anzeichen der okularen Mykose
Die Symptome einer Pilz-Infektion im Sehorgan können denen anderer Augenerkrankungen ähneln, was die Diagnose erschwert:
- Rötung: Eine anhaltende Rötung, die nicht auf übliche Behandlungen reagiert, könnte auf eine Pilz-Infektion hinweisen.
- Schmerzen oder Brennen: Während einige Augenerkrankungen schmerzlos sind, kann eine Pilz-Infektion oft schmerzhaft sein.
- Verschwommenes Sehen: Trübungen oder Ablagerungen können das Sehvermögen beeinträchtigen.
- Lichtempfindlichkeit: Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht kann ebenfalls ein Anzeichen sein.
- Augenausfluss: Dies kann gelblich oder grünlich sein und sich unterscheiden von dem normalerweise bei einer Bindehautentzündung vorkommenden Ausfluss.
Diagnose und Tests bei Pilzinfektionen im Auge
Aufgrund der unspezifischen Natur der Symptome ist eine gründliche Untersuchung durch einen Augenarzt notwendig:
- Mikroskopische Untersuchung: Ein Abstrich des betroffenen Augenbereichs kann unter einem Mikroskop untersucht werden, um Pilzzellen zu identifizieren.
- Kulturtests: Diese können helfen, die spezifische Art des Pilzes zu identifizieren, was für die Behandlung wichtig ist.
- Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen kann eine Ultraschalluntersuchung des Sehorgans notwendig sein, um den Grad der Pilz-Infektion zu beurteilen.
Differentialdiagnosen
Wenn ein Patient mit Symptomen einer Augeninfektion vorstellig wird, muss der Arzt verschiedene mögliche Ursachen in Erwägung ziehen. Die Differentialdiagnose bezieht sich auf den Prozess, bei dem alternative Diagnosen in Betracht gezogen werden, die ähnliche Symptome aufweisen. Bei Verdacht auf eine Pilzinfektion im Sehorgan sollten daher auch folgende Differentialdiagnosen berücksichtigt werden:
- Bakterielle Keratitis: Eine bakterielle Infektion der Hornhaut kann Symptome zeigen, die einer Pilzinfektion ähneln, einschliesslich Rötung, Schmerzen und verschwommenem Sehen.
- Virale Keratitis: Viren, insbesondere das Herpes-simplex-Virus, können zu einer Keratitis führen. Symptome können Brennen, Rötung und eine verminderte Sehschärfe umfassen.
- Akanthamöben-Keratitis: Dies ist eine durch Einzeller verursachte Entzündung, die häufig bei Kontaktlinsenträgern auftritt. Symptome können starken Schmerz, Rötung und Tränken des Auges umfassen.
- Allergische Konjunktivitis: Allergien können Augenreizungen und -rötungen verursachen, die fälschlicherweise als Entzündung interpretiert werden könnten. Juckreiz ist jedoch ein dominantes Symptom bei allergischer Konjunktivitis.
- Uveitis: Eine Entzündung der Uvea im Sehorgan kann durch eine Vielzahl von Zuständen, einschliesslich Autoimmunerkrankungen, verursacht werden. Symptome können verschwommenes Sehen, Augenschmerzen und Lichtempfindlichkeit sein.
- Trockenes Auge (Keratoconjunctivitis sicca): Ein Mangel an ausreichender Tränenproduktion oder -qualität kann zu Symptomen führen, die einer Pilz-Infektion ähneln, wie Brennen, Rötung und Fremdkörpergefühl.
- Episkleritis und Skleritis: Entzündungen der äusseren bzw. tieferen Schichten des Auges, die oft schmerzhaft sind und zu einer Rötung des Sehorgans führen.
Bei der Unterscheidung zwischen diesen möglichen Diagnosen und einer Pilz-Infektion werden sowohl die klinischen Symptome des Patienten als auch verschiedene diagnostische Tests berücksichtigt. Eine genaue Anamnese, die Details über den Beginn und die Entwicklung der Symptome, mögliche Expositionen oder Verletzungen und vorausgegangene Medikamentenanwendungen enthält, ist ebenfalls entscheidend für die korrekte Diagnose.
Behandlungsansätze
Die richtige Behandlung hängt von der Art des Pilzes und der Schwere der Pilz-Infektion ab:
- Antimykotika: Diese Medikamente bekämpfen Pilzinfektionen und können topisch, oral oder intravenös verabreicht werden.
- Chirurgische Intervention: Bei fortgeschrittenen Fällen, bei denen tiefe Augenstrukturen betroffen sind, kann eine Operation notwendig sein, um infiziertes Gewebe zu entfernen.
- Vermeidung von Steroiden: Es ist wichtig, die Anwendung von Steroid-Augentropfen zu überdenken, da sie das Wachstum von Pilzen fördern können.
Schimmelpilze können sich entwickeln, wenn beispielsweise die Aufbewahrungsbehälter für Kontaktlinsen zu warm gelagert werden. Eine weitere begünstigende Faktoren sind die häufige oder zu langanhaltende Verwendung von Spülflüssigkeit. Es ist auch gefährlich, weiche Kontaktlinsen länger als vorgeschrieben zu tragen. Harte Kontaktlinsen hätten im Gegensatz dazu ein geringeres Infektionsrisiko.
Antimykotika bei Pilzinfektionen im Auge
Bei der Behandlung von Pilzinfektionen im Sehorgan werden spezifische Antimykotika und kein Antibiotikum eingesetzt. Antibiotika werden bei Infektionen durch Bakterien eingesetzt. Die Wahl des Medikaments hängt oft von der Art des identifizierten Pilzes, also dem Erreger, sowie vom Ort und der Schwere der Pilz-Infektion ab. Hier sind einige gängige Antimykotika, die bei okularen Mykosen verwendet werden:
Natamycin
- Anwendung: Natamycin ist das am häufigsten verschriebene topische Antimykotikum für die Behandlung der Pilzkeratitis, insbesondere bei Pilz-Infektionen durch Filamentpilze.
- Form: Es wird als Augentropfen verabreicht.
Amphotericin B
- Anwendung: Es wird hauptsächlich gegen Pilzinfektionen durch Hefearten, wie Candida, eingesetzt. Amphotericin B wirkt, indem es die Zellmembran von Pilzzellen bindet und zerstört.
- Form: Für den Einsatz am Sehorgan ist es als topische Augentropfen oder intravenöse Formulierung erhältlich.
Voriconazol
- Anwendung: Voriconazol kann gegen eine Vielzahl von Pilzinfektionen wirksam sein, einschliesslich jener, die durch Aspergillus und Fusarium verursacht werden.
- Form: Es kann topisch oder systemisch (oral oder intravenös) verabreicht werden. Die topische Anwendung als Augentropfen wird oft bei okularen Mykosen bevorzugt.
Fluconazol
- Anwendung: Während Fluconazol hauptsächlich gegen Hefeinfektionen wie Candida wirksam ist, kann es auch bei einigen anderen Pilzarten nützlich sein.
- Form: Fluconazol kann oral oder intravenös verabreicht werden und wird in einigen Fällen auch als Augentropfen formuliert.
Itraconazol
- Anwendung: Itraconazol wirkt gegen verschiedene Pilzarten und kann sowohl bei Hefe- als auch bei Filamentinfektionen wirksam sein.
- Form: Es wird hauptsächlich oral verabreicht, kann aber in einigen Fällen auch topisch angewendet werden.
Ketoconazol
- Anwendung: Obwohl es weniger häufig für okulare Mykosen verwendet wird, kann es bei bestimmten Pilzarten wirksam sein.
- Form: Oral verabreicht.
Caspofungin
- Anwendung: Ein Vertreter der Echinocandine, wird manchmal bei schwer zu behandelnden Pilz-Infektionen oder bei Patienten eingesetzt, die nicht auf andere Medikamente ansprechen.
- Form: Intravenöse Anwendung.
Es ist zu beachten, dass die erfolgreiche Behandlung einer okularen Pilz-Infektion oft eine Kombination aus topischen, oralen und manchmal intravenösen Medikamenten erfordern kann. Darüber hinaus ist eine regelmässige Überwachung durch einen Augenarzt notwendig, um die Reaktion auf die Therapie zu beurteilen und Anpassungen vorzunehmen, falls nötig.
Prävention und Selbsthilfe
Das Bewusstsein für die Risikofaktoren und die Befolgung einfacher Präventionsmassnahmen kann das Risiko einer Pilz-Infektion verringern:
Kontaktlinsenpflege: Kontaktlinsen und ihre Behälter sollten regelmässig gereinigt und desinfiziert werden. Es ist wichtig, alte oder kontaminierte Lösungen wegzuwerfen und den Behälter regelmässig zu ersetzen.
Augenschutz: Das Tragen einer Schutzbrille bei Tätigkeiten, bei denen das Risiko einer Augenverletzung besteht, kann helfen, das Eindringen von Pilzsporen zu verhindern.
Hygiene: Regelmässiges Händewaschen und das Vermeiden von Augenkontakt mit schmutzigen Händen kann das Infektionsrisiko verringern.
Zusammenfassung
Pilzinfektionen im Auge erfordern ein hohes Mass an Aufmerksamkeit und medizinischer Expertise. Bei Verdacht auf eine solche Pilz-Infektion sollte unverzüglich ein Augenarzt konsultiert werden, um eine schnelle Diagnose und angemessene Behandlung sicherzustellen.