Phoropter – heutige moderne Form der Messbrille
Dr. med. (H) Szabina Kovacs
Ihre Fachärztin für Augenheilkunde
Inhaltsverzeichnis:
1.Untersuchung mit dem Phoropter
2.Aufbau einer Messbrille
3.Phoropter vs. Messbrille
Der Phoropter ist in der Augenheilkunde ein augenoptisches Gerät zum Messen der subjektiven Refraktion, anders ausgedrückt der Sehstärke – die Fehlsichtigkeit der Augen (lateinisch oculus). Das Wort Phoropter leitet sich von den beiden griechischen Wörtern opter und optikós ab, zu Deutsch Kundschafter oder Späher sowie das Sehen betreffend. Nach wie vor genutzte Alternative und Vorgänger des Phoropters ist die Messbrille, auch geläufig als Probier- oder als Vorsteckbrille. Die mit dem Phoropter gemessene subjektive Refraktion wird zur optimalen Korrektur der Fern- beziehungsweise Nahbrille sowie als ergänzende Voruntersuchung für eine Augen-OP zur Sehfehlerkorrektur eingesetzt.
Untersuchung mit dem Phoropter
Der Phoropter selbst besteht aus zwei Paketen mit nacheinander angeordneten Gläsern zum Ausgleich von Refraktionsfehlern, untergebracht in einem jeweils eigenen Gehäuse. Im unteren Teil der beiden Gehäuse befindet sich ein kleines Sichtloch, vor dem eine Prüflinse geschwenkt werden kann. Mit einem Projektor werden unterschiedlich grosse Sehzeichen wie Buchstaben und Ziffern angezeigt. So wird getrennt für jedes Auge geprüft, welches das kleinste noch erkannte beziehungsweise erkennbare Sehzeichen ist – und mit welcher Glasstärke der Brille es noch oder umgekehrt wieder erkannt werden kann. Im ersten Schritt wird die Fehlsichtigkeit mit Weit- und/oder Kurzsichtigkeit geprüft, anschliessend folgt die Messung der Hornhautverkrümmung, des Astigmatismus. Abgeschlossen wird die Untersuchung mit dem Feinabgleich der so ermittelten Refraktionswerte. Auch der Hornhaut-Scheitel-Abstand (HSA) lässt sich über eine seitliche Beleuchtung gut ablesen. Unter Verwendung von Farb- und Polarisationsfiltern erfüllt das Gerät auch eine weitere Funktion und ist es zudem möglich eine Untersuchungen des beidäugigen Sehens hinsichtlich Heterophorie, Simultansehen und Fusion durchzuführen.
Aufbau einer Messbrille
Die Messbrille ist eine einstellbare brillenähnliche Konstruktion wie Brillenrahmen mit Nasenauflage. Der bietet für jedes Auge der Patienten mehrere Steckplätze an, die dicht hintereinander bis zu fünf Messgläser aufnehmen können. In diese Steckplätze werden so lange verschiedene Gläser eingeführt, bis die optimalen Werte gefunden sind. Die Gläser selbst werden in dem zur Messbrille zugehörigen Brillenbestimmungskasten aufbewahrt – unterteilt in sphärische, zylindrische und prismatische Messgläser, zuzüglich einer Abdeckscheibe für das nicht zu testende Auge sowie von zwei Gläsern mit Fadenkreuz für die genaue Einstellung und Messung der Pupillendistanz.
Phoropter vs. Messbrille
Im Vergleich zum Komfort eines Phoropters wirkt die Messbrille in der heutigen Zeit auf den ersten Blick eher schwerfällig, man könnte fast sagen leicht antiquiert. Darüber hinaus ist das manuelle Austauschen jedes einzelnen Glases in der Messbrille deutlich zeitaufwändiger als das automatisierte Weiterschalten des Phoropters.
Doch das täuscht!
Auch heute noch, zu Beginn der 2020er-Jahre, kann und möchte auf die Messbrille nicht verzichtet werden. Als ein optisches Gerät ermöglicht sie mit ihren funktionellen Bedienungselementen das Einstecken von bis zu zehn Messgläsern bei einem Durchmesser von maximal 38 Millimetern. Neben dem Ermitteln der Sehfähigkeit lässt sich die Pupillendistanz, kurz PD in einem Bereich von 46 bis 80 Millimetern variabel einstellen. Dasselbe gilt für die Bügelneigung sowie die Achse. Andererseits muss die Messbrille sowohl vom Gewicht her leicht und darüber hinaus auch hautverträglich sein. Messbrillen Made in Germany werden nach wie vor von Hand gefertigt und sind weltweit viel gefragt. Mit der Messbrille, und zwar nur mit ihr, lassen sich anatomische Besonderheiten oder auch individuelle Sehgewohnheiten wie die Kopfhaltung der Patienten deutlich besser berücksichtigen als mit dem feststehenden starren Phoropter. Und – die Messbrille bietet auch die Möglichkeit zum Testen eines dynamischen Sehens. Der Messbrillentragende kann aufstehen, sich bewegen, herumlaufen und die Messgläser in ganz unterschiedlichen authentischen Sehsituationen ausprobieren.