Perforierende Augenverletzung – Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Kategorien: Augen-Notfälle, Fremdkörper im AugePublished On: 5. Februar 2025Von 5,7 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

Ein Bauarbeiter mit weißem Schutzhelm und Handschuhen hält einen Bohrhammer, während er sich schmerzhaft das Auge reibt. Er scheint von Staub oder einem Fremdkörper im Auge beeinträchtigt zu sein. Im Hintergrund ist eine Baustelle zu erkennen, und der Arbeiter steht vor einer teilweise abgerissenen Wand. Die Szene verdeutlicht die Wichtigkeit von Augenschutz bei Bauarbeiten.

Perforierende Augenverletzungen gehören zu den schwerwiegendsten okularen Traumata und erfordern eine unverzügliche medizinische Intervention. Sie entstehen häufig durch scharfe oder spitze Objekte und können ohne schnelle Behandlung zu permanenten Sehbeeinträchtigungen oder zum Verlust des Sehvermögens führen.

Dieser Beitrag informiert Sie umfassend über Erste-Hilfe-Maßnahmen, Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Zusammenfassung des Beitrags

  • Definition: Perforierende Augenverletzungen durchdringen die äußere Augenwand und können ohne sofortige Behandlung zur Erblindung führen.
  • Symptome: Plötzlicher Sehverlust, starke Schmerzen, Blutungen, sichtbare Fremdkörper und deformierte Pupillen sind typische Anzeichen.
  • Ursachen: Häufig durch Unfälle mit spitzen Gegenständen, Arbeits- oder Sportverletzungen sowie Verkehrsunfälle verursacht.
  • Sofortmaßnahmen: Auge ruhig stellen, steril abdecken, keinen Druck ausüben und Fremdkörper nicht entfernen – sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
  • Behandlung & Prognose: Chirurgische Eingriffe sind meist notwendig; die Heilungschancen hängen von der Schwere der Verletzung ab.

Was ist eine perforierende Augenverletzung?

Eine perforierende Augenverletzung ist eine potenziell sehkraftbedrohende Verletzung, bei der die äußere Wand des Augapfels – bestehend aus Hornhaut und/oder Sklera – vollständig durchstoßen wird. Solche Verletzungen können oberflächlich bleiben oder tiefere Augenstrukturen wie Linse, Netzhaut oder sogar den Sehnerv betreffen. Oft gehen sie mit dem Eintritt von Fremdkörpern in das Auge einher. Solche Verletzungen werden in der Regel durch scharfe oder spitze Gegenstände verursacht.

Ohne sofortige Behandlung kann es zu irreversiblen Schäden wie dauerhafter Sehbeeinträchtigung oder sogar Erblindung kommen. Daher sollten Sie bei dem Verdacht auf eine perforierende Augenverletzung unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Symptome: So erkennen Sie eine perforierende Augenverletzung

Die Symptome einer perforierenden Augenverletzung hängen von der Schwere der Verletzung ab. Häufig kommt es zu einem plötzlichen, massiven Sehverlust, der von einem starken Schmerzgefühl begleitet wird. Dieser Schmerz entsteht durch die Verletzung der empfindlichen Nerven im Auge.

Außerdem sind Blutungen im Auge (Hyphäma) oder Austritt von Gewebeflüssigkeit (z. B. Kammerwasser) häufige Anzeichen. Besonders alarmierend ist das Austreten von Gewebematerial aus dem Augapfel oder die Sichtbarkeit eines Fremdkörpers im Auge.

Betroffene berichten zudem oft von stark geröteten Augen, einer Reizung der Bindehaut, einem Fremdkörpergefühl sowie einer verzerrten oder deformierten Pupille. In schweren Fällen kann das Auge seine natürliche Form verlieren und kollabieren. Suchen Sie am besten, auch bei vermeintlich milden Symptomen, unverzüglich einen Arzt auf, da tieferliegende Schäden oft erst durch eine gründliche Untersuchung sichtbar werden.

dr. med. gabriele valaisaite

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Was sind mögliche Ursachen?

Perforierende Augenverletzungen treten in der Regel durch äußere Gewalteinwirkung auf. Zu den häufigsten Ursachen gehören Unfälle im Alltag, etwa durch spitze Gegenstände wie Schraubenzieher, Messer oder Glassplitter. In Arbeitsumgebungen mit erhöhtem Risiko – beispielsweise im Baugewerbe – können auch Funken, Metallsplitter oder Werkzeuge das Auge durchdringen.

Auch bei Verkehrsunfällen kommt es durch zerborstenes Glas zu einer solchen Verletzung. Sportverletzungen sind eine weitere Ursache, vor allem bei Ballsportarten oder Aktivitäten mit hohem Verletzungsrisiko, wie Fechten oder Schießsport. Seltener entstehen solche Verletzungen durch absichtliche Gewaltanwendung, etwa Stichverletzungen.

In jedem Fall ist die Ursache entscheidend für die Art der Behandlung, da sie häufig mit weiteren Komplikationen wie Infektionen oder Fremdkörperbelastungen einhergeht.

Sofortmaßnahmen nach dem Unfall

Schnelle und korrekte Erste-Hilfe-Maßnahmen können den Unterschied zwischen einer vollständigen Genesung und dauerhaften Schäden ausmachen. Nach einer perforierenden Augenverletzung sollte das betroffene Auge sofort ruhig gestellt und abgedeckt werden. Verwenden Sie dazu eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch. Vermeiden Sie in jedem Fall Druck auf das Auge. Fremdkörper dürfen niemals selbstständig entfernt werden, da dies zu weiteren Verletzungen führen könnte.

Die Augen sollten möglichst wenig bewegt werden, weshalb es sich oftmals als hilfreich erwiesen hat, das unverletzte Auge ebenfalls zu bedecken. Dadurch werden symmetrische Bewegungen verhindert. Da solche Verletzungen häufig chirurgische Eingriffe erfordern, sollte der Betroffene umgehend in eine Augenklinik oder Notaufnahme gebracht werden. Vermeiden Sie zudem, dass der Patient vor einer potenziellen Operation Nahrung oder Getränke zu sich nimmt.

Diagnose

Zunächst wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, um den Unfallhergang und mögliche Fremdkörperquellen zu erfassen. Unter Umständen erfolgt eine Inspektion der Augenlider und der Bindehaut auf äußere Verletzungen oder Fremdkörper. Anschließend wird das Auge mittels Spaltlampenuntersuchung gründlich inspiziert. Dabei können Risse, Fremdkörper oder Flüssigkeitsaustritt erkannt werden. Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder CT-Scans sind oft notwendig, um den Verlauf von Fremdkörpern zu dokumentieren und Schäden an tieferliegenden Strukturen wie Netzhaut oder Sehnerv auszuschließen. Zusätzlich wird die Sehfunktion überprüft, einschließlich der Pupillenreaktion, der Sehschärfe und des Gesichtsfeldes.

Therapie

Die Behandlung einer perforierenden Augenverletzung erfolgt fast immer chirurgisch und richtet sich nach der Schwere der Verletzung. Ziel des Eingriffs ist es, die Integrität des Auges wiederherzustellen, Infektionen zu verhindern und die Sehkraft zu erhalten.

Kleine Risse oder Löcher in der Hornhaut können genäht werden, während größere Schäden oft eine komplexere Rekonstruktion erfordern. Die Fremdkörper werden so schonend wie möglich entfernt. Um eine Endophthalmitis – eine schwerwiegende Infektion im Augeninneren – zu vermeiden, erfolgt aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos häufig eine Antibiotikagabe. Die Symptome werden durch Analgetika und Antiphlogistika gemildert. Bei komplexeren Verletzungen, beispielsweise der Retina oder des Sehnervs, können weitere operative Eingriffe notwendig sein, die möglicherweise nicht unmittelbar durchführbar sind. Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie ist die Nachsorge mit regelmäßigen Kontrollen zur frühzeitigen Erkennung von Komplikationen.

Prognose

Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere der Verletzung, die betroffenen Strukturen und die Geschwindigkeit der Behandlung. In leichten Fällen, bei denen die tieferliegenden Strukturen unbeschädigt bleiben, ist eine vollständige Wiederherstellung der Sehkraft möglich. Schwerwiegendere Verletzungen, beispielsweise mit Netzhautrissen oder Sehnervschädigungen, führen jedoch oft zu dauerhaften Einschränkungen der Sehkraft.

Postoperative Komplikationen wie Infektionen, Vernarbungen oder ein gesteigerter Augendruck (intraokularer Druck) können den Heilungsprozess negativ beeinflussen. Eine optimale Prognose erfordert daher konsequente Nachkontrollen und eine enge Abstimmung mit dem betreuenden Augenarzt.

Schlussbemerkung

Eine perforierende Verletzung des Auges stellt einen akuten Notfall dar, der umgehendes und überlegtes Vorgehen verlangt. Um dauerhafte Schädigungen zu vermeiden, sind die korrekte Erstbehandlung und der rasche Transfer in eine ophthalmologische Fachklinik von entscheidender Bedeutung. Trotz fortschrittlicher Operationstechniken und Behandlungsmöglichkeiten bleibt die Vorbeugung unverzichtbar: Das Tragen von Schutzbrillen bei gefährdenden Tätigkeiten oder sportlichen Aktivitäten sowie der umsichtige Umgang mit möglicherweise verletzenden Objekten können derartige Traumata häufig verhindern. Sollten Sie oder jemand in Ihrem Umfeld dennoch betroffen sein, zögern Sie nicht, sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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