Okulomotoriusparese

Kategorien: SehproblemePublished On: 16. Mai 2022Von 6,2 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

okulomotoriusparese

Bei der Okulomotoriusparese handelt es sich um eine seltene Erkrankung des Auges. Meist äussert sie sich als Lähmung, was sich durch Augenbewegungsstörungen und/oder ein herabhängendes Augenlid bemerkbar machen kann. Eine Pupillenstarre kann in gewissen Fällen auftreten. Die von der Okulomotoriusparese betroffene Person sieht oft Doppelbilder und hat Sehstörungen, dadurch kann sie von diesem Moment an nicht mehr normal funktionieren. Oft treten psychische Beschwerden wie Angstgefühle, Panikattacken, innere Unruhe oder Depressionen auf.

Was genau ist eine Okulomotoriusparese?

Bei einer Okulomotoriusparese liegt eine Lähmung (Parese) eines ganz bestimmten Hirnnervs vor, den der Mediziner als Nervus oculomotorius bezeichnet. Diese Hirnnervstörung tritt allerdings äusserst selten auf. Betroffen sind sowohl Männer als auch Frauen.

Prinzipiell unterscheidet man in der Neurologie zwischen der äusseren Okulomotoriuslähmung und der inneren Okulomotoriuslähmung. Der Unterschied: Bei der äusseren Okulomotoriusparese sind die äusseren Augenmuskeln paralysiert. Bei der inneren Lähmung des Oculomotorius sind die inneren Augenmuskeln paralysiert.

Wo genau die Okulomotoriusparese auftritt, ist von Patient zu Patient verschieden. Entweder ist nur ein Auge betroffen oder die Parese erstreckt sich über beide Augen.

Welche Funktion erfüllt der Nervus oculomotorius?

Beim Nervus oculomotorius handelt es sich um den dritten Hirnnerv, der seinen Ursprung im vorderen Mittelhirn hat. Massgeblich ist er an der Funktion der motorischen Fasern und der äusseren Augenmuskeln beteiligt. Genauer gesagt: Der Nervus oculomotorius nimmt Einfluss auf vier der sechs äusseren Augenmuskeln (Musculus rectus medialis, Musculus rectus superior, Musculus rectus inferior, Musculus obliquus inferior) und navigiert ebenfalls die Muskeln, die für das Augenlidanheben (Musculus levator palpebrae superioris) verantwortlich sind. Gleichzeitig steuert der dritte Hirnnerv zwei der inneren Augenmuskeln. Umso schwerwiegender ist eine Lähmung dieses wichtigen Nervs. Denn sobald seine Funktionstüchtigkeit gestört wird, können massive Bewegungs- und Wahrnehmungsstörungen im Auge auftreten.

Wie genau äussert sich eine Okulomotoriuslähmung?

Bei einer Lähmung der äusseren Augenmuskeln driftet der Blick des Patienten auffällig weit nach aussen ab. Dem betroffenen Auge ist es nicht mehr möglich, sich synchron zum gesunden Auge zu bewegen. Ein weiteres typisches Anzeichen: Das Augenlid lässt sich nur noch halb bis überhaupt nicht mehr öffnen. In diesem Fall spricht der Experte von einer Ptosis.

Wird eine Lähmung der inneren Augenmuskeln diagnostiziert, kann die Pupille nicht mehr auf weit stellen. Die Folge: Sie ist extrem lichtempfindlich und verweilt im Fernsicht-Modus. Sprich: Selbst, wenn der Patient einen Gegenstand aus der Nähe betrachtet oder in ein dunkles Zimmer wechselt, kann sich das erkrankte Auge nicht mehr richtig fokussieren.

Zusammengefasst: Welche Symptome sind typisch für eine Okulomotoriusparese?

Was nahezu alle Patienten bei einer Okulomotoriusparese gemeinsam haben, sind eine starre Pupille, ein herabhängendes Augenlid (Ptosis) und Schielen. Doch bei der Erkrankungen können noch weitere Symptome auftreten, die von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen. Häufig zu beobachten sind:

  • eine verschwommene und verzerrte Sicht
  • Doppelbilder
  • eine eingeschränkte Beweglichkeit des Auges
  • eine gestörte Akkommodation (Der Wechsel in den Nah- und Fernmodus gerät ins Stocken.)

Welche Ursachen hat eine Okulomotoriuslähmung?

Die Lähmung des dritten Hirnnervs kann verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten bekannten Auslösern zählen:

  • Störungen der Durchblutung
  • Augen- und Hirnschäden
  • Läsionen und andere Schädigungen durch Traumata
  • Tumore im Hirnstamm
  • Diabetes mellitus
  • Störung mehrerer Hirnnerven
  • Aneurysma

Die Okulomotoriusparese kann auch mit verschiedenen anderen Krankheiten und Störungen einhergehen. Hier gibt es unter anderem Godtfredsen-Syndrom oder das Sinus-cavernosus-Syndrom. Beim Sinus-cavernosus-Syndrom kommt es zu multiplen Lähmungserscheinungen, die durch teilweise oder vollständige Ausfälle des Nervus oculomotorius, Nervus trochlearis, Nervus abducens und des Nervus trigeminus entstehen. Das Word Sinus cavernosus beschreibt hier einen Venenraum in der harten Hirnhaut.

Okulomotoriuslähmung Therapie: Wie lässt sich die Erkrankung behandeln?

Bei der Okulomotoriuslähmung liegt eine neurologische Störung vor. So fällt die Diagnose und Therapie in den Aufgabenbereich der Neurologie.

Zu Beginn der Behandlung steht immer die Ursachenfindung(Ätiologie). Welchen Auslöser hat die Parese? Gibt es Anzeichen von Läsionen oder Probleme am Hirnstamm? Handelt es sich um ein Aneurysma oder andere Schädigungen? Sind Anzeichen für ein bestimmtes Syndrom zu erkennen?

Hierzu stützt sich der behandelnde Mediziner bei der Untersuchung auf verschiedenste diagnostische Methoden. Eine davon ist die Überprüfung der Blickrichtung und Augenbewegungen, die durch die Augenmuskeln erzeugt werden. So lassen sich nicht nur die Schwere der Lähmung, sondern auch die betroffenen Partien zuverlässig bestimmen.

Das Prinzip: Der Neurologe untersucht, ob das Auge allen typischen acht Blickrichtungen mühelos folgen kann oder Störungen der Augenbewegungen vorliegen und ob es zum Sehen von Doppelbildern kommt. Um dies herauszufinden, soll der Patient den Bewegungen des Fingers oder des Kugelschreibers des Arztes mit den Augen folgen, ohne dabei den Kopf zu bewegen. Ermittelt der Mediziner bei dieser Untersuchung der Blickrichtung Störungen, kann der Arzt essenzielle medizinische Rückschlüsse für die Behandlung ziehen. Welcher Hirnnerv ist beeinträchtigt und wie stark ist die Lähmung ausgeprägt?

Welche Komplikationen sind bei einer Okulomotoriusparese denkbar?

Bei einer Okulomotoriuslähmung ist ein zentraler Hirnnerv gestört, der massgeblich für die Wahrnehmung und die Beweglichkeit des menschlichen Auges verantwortlich ist – deswegen auch die Probleme bei der Augenbewegung und die Doppelbilder. Da es sich um eine Erkrankung der Nerven handelt, ist das Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen sehr hoch – selbst, wenn die genaue Ursache (wie zum Beispiel eine Läsion) für die Parese bereits bestimmt werden konnte.

Eine Okulomotoriuslähmung kann sowohl als isoliertes Krankheitsbild, als auch in Kombination mit anderen Erkrankungen auftreten.

Als besonders risikoreich ist die Prognose bei einer Okulomotoriusparese einzustufen, wenn sie durch einen Tumor oder ein Aneurysma hervorgerufen wurde. Der Grund: Die Tumoren oder das Aneurysma üben starken Druck auf den gelähmten Hirnnerv aus. Und je stärker der Druck auf den Hirnnerv, desto wahrscheinlich bilden sich weitere Veränderungen in der Gehirnstruktur.

Schliesslich beansprucht der Tumor oder das Aneurysma wichtigen Raum im Körper, der ursprünglich für andere Funktionen wie zum Beispiel die Wahrnehmung oder die Bewegung des Auges vorgesehen ist. In diesem Fall kann die Erkrankung schnell lebensbedrohlich werden – selbst dann, wenn die Therapie bereits im Gange ist. Ob sich die bereits bestehenden Augenschäden wieder rückgängig machen lassen, ist pauschal nicht zu beantworten. Dies hängt stets vom Einzelfall ab.

Lässt sich die Okulomotoriuslähmung eindeutig auf Durchblutungsstörungen zurückführen, stehen die Heilungschancen besser. Häufig legen sich die Beschwerden nach der Einnahme von Medikamenten oder der Veränderung des Lebensstils. Tritt dadurch keine Besserung ein, lohnt sich häufig eine sogenannte Schieloperation. Nicht selten kann sie das gestörte Sehfeld wieder normalisieren.

Fazit

Viele Patienten tun Schielen, hängende Augenlider oder Doppelbilder als harmlos ab. Mit der Zeit werden sich die Beschwerden sicher wieder legen, denken sie. Doch genau dieses Zögern kann einem im Falle einer Okulomotoriuslähmung zum Verhängnis werden – vor allem dann, wenn die Erkrankung die Folge eines Tumors oder Aneurysma ist. Denn je stärker sich das „Geschwulst“ ausbreitet, desto schwieriger wird die Behandlung und desto schwerere Schädigungen können auftreten. So ist beim Verdacht auf Okulomotoriusparese schnelles Handeln gefragt. Denn je früher das Leiden erkannt und therapiert wird, desto besser stehen die Heilungschancen und eine positive Prognose.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 682-684.
  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 238-240.
  • Brad Bowling: KANSKIs Klinische Ophthalmologie, 8. Auflage, Seite 808-812.
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