Okuläre Myositis

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 30. Dezember 2023Von 4,6 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

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Okuläre Myositis: Definition

Okuläre Myositis (Ocular Myositis) ist eine entzündliche Erkrankung, die spezifisch die Muskeln um die Augen betrifft. Sie gehört zu den idiopathischen Orbitalentzündungen, einer Gruppe von Erkrankungen, die sich durch eine Entzündung im Augenhöhlenbereich auszeichnen. Charakteristisch für die okuläre Myositis sind Schmerzen, Schwellungen, Entzündung der Augenmuskeln und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Augen, was zu visuellen Beeinträchtigungen wie Doppelbildern führen kann. Die Bedingung kann plötzlich auftreten und beide Augen betreffen, obwohl sie auch einseitig auftreten kann.

Ursachen der okulären Myositis

Die genauen Ursachen der okulären Myositis sind vielschichtig und nicht eindeutig definiert. Allerdings gibt es mehrere Faktoren, die als potentielle Auslöser identifiziert wurden:

  • Autoimmunprozesse: Diese sind oft zentral in der Pathogenese der okulären Myositis. Das Immunsystem greift dabei fälschlicherweise die eigenen Augenmuskeln an, was zu entzündlichen Veränderungen führt.
  • Infektionen: Bestimmte virale oder bakterielle Infektionen können eine Rolle spielen, indem sie eine sekundäre entzündliche Reaktion in den äußeren Augenmuskeln auslösen.
  • Verknüpfungen mit anderen Erkrankungen: Okuläre Myositis kann in Verbindung mit systemischen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Lupus und anderen Entzündungskrankheiten auftreten.

Symptome der okulären Myositis

Die Symptomatik der okulären Myositis ist vielfältig und kann sich unterschiedlich stark manifestieren:

  • Schmerzen: Diese sind oft das erste Symptom und können sich bei Augenbewegungen verschärfen.
  • Rötungen und Schwellungen: Häufig sichtbar an den Augenlidern und in der Augenregion, was auf eine Inflammation hinweist.
  • Bewegungseinschränkungen: Die Patienten berichten über Schwierigkeiten, das Auge zu bewegen, was auf eine Inflammation der Augenmuskeln zurückzuführen ist.
  • Visuelle Beeinträchtigungen: Doppelbilder (Diplopie) und verschwommenes Sehen sind häufige Beschwerden, die durch die beeinträchtigte Muskelfunktion verursacht werden.

Diagnostik

Die Diagnostik der okulären Myositis erfordert eine sorgfältige und umfassende Untersuchung:

  • Klinische Untersuchung: Eine detaillierte Anamnese und eine gründliche Untersuchung der Augen sind essenziell, um andere Ursachen auszuschliessen.
  • Bildgebende Verfahren: MRI und CT-Scans des Orbitabereichs sind unerlässlich, um die betroffenen Muskeln zu visualisieren und andere pathologische Zustände wie Tumore oder Schilddrüsenerkrankungen auszuschliessen.
  • Labordiagnostik: Bluttests werden durchgeführt, um Entzündungsmarker, Autoantikörper und andere relevante Parameter zu bestimmen.

Differentialdiagnostik

Die Differentialdiagnose der Orbital Myositis umfasst verschiedene Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen können. Eine genaue Unterscheidung ist wichtig, da die Behandlungsansätze variieren können. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen gehören:

Thyreoidale Orbitopathie (Graves-Orbitopathie)

  • Eine Autoimmunerkrankung, die häufig im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenüberfunktion auftritt.
  • Charakterisiert durch eine Schwellung der Augenmuskeln und des umliegenden Gewebes, was zu Exophthalmus (Hervortreten der Augen) führt.

Tumoren der Orbita

  • Neoplasmen in der Augenhöhle können ähnliche Symptome wie Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
  • Dazu gehören Lymphome, Metastasen und primäre Tumoren des orbitalen Gewebes.

Myasthenia Gravis

  • Eine neuromuskuläre Erkrankung, die durch Schwäche und schnelle Ermüdung der Muskeln gekennzeichnet ist, einschließlich der Augenmuskeln.
  • Kann zu Doppelbildern und hängenden Augenlidern führen.

Andere entzündliche Orbitaerkrankungen

  • Sarkoidose, Wegener-Granulomatose und andere Vaskulitiden können die Orbita betreffen und Symptome ähnlich der okulären Myositis verursachen.

Infektiöse Orbititis

  • Bakterielle oder virale Infektionen können zu einer Inflammation der Augenhöhle führen, oft mit Schmerzen, Rötung und Schwellung.

Trauma

  • Verletzungen der Augenhöhle können zu Symptomen führen, die denen der okulären Myositis ähneln, wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Pseudotumor orbitae

  • Eine idiopathische entzündliche Erkrankung der Augenhöhle, die der okulären Myositis ähnelt, aber in der Regel ohne spezifischen Muskelbefall auftritt.

Die genaue Diagnose erfordert typischerweise eine sorgfältige klinische Untersuchung, Bildgebung durch CT (Computertomographie) und manchmal Laboruntersuchungen. Es ist wichtig, dass ein Augenarzt oder ein anderes medizinisches Fachpersonal mit entsprechender Expertise diese Untersuchungen durchführt, um eine präzise Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Therapie der okulären Myositis

Die Behandlung der okulären Myositis zielt darauf ab, die Inflammation zu reduzieren und die Symptome zu lindern:

  • Behandlung mit Kortikosteroiden: Diese Medikamente sind die erste Wahl zur Reduktion der Inflammation und Schwellung. Sie werden oft in hohen Dosen begonnen und dann langsam reduziert.
  • Immunmodulatoren: Bei Patienten, die auf Steroide nicht ansprechen oder bei denen die Krankheit häufig wiederkehrt, können weitere immunsuppressive Therapien erforderlich sein.
  • Symptomatische Behandlung: Dies kann die Verwendung von Schmerzmitteln, die Anpassung der Brille oder die Verwendung von Prismen beinhalten, um Doppelbilder zu korrigieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapeutische Massnahmen können helfen, die Augenbeweglichkeit zu verbessern und den Patienten bei der Anpassung an visuelle Veränderungen zu unterstützen.

Prognose

Die Prognose für Patienten mit okulärer Myositis ist im Allgemeinen positiv, insbesondere wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Es gibt jedoch Fälle, in denen Patienten anhaltende Symptome oder wiederkehrende Schübe erleben. In seltenen Fällen können irreversible Schäden an den Augenmuskeln entstehen, was die Notwendigkeit einer schnellen und effektiven Behandlung unterstreicht.

Okuläre Myositis: Fazit

Okuläre Myositis ist eine seltene, aber behandelbare Augenerkrankung, die schnelles und zielgerichtetes Handeln erfordert. Ihre korrekte Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten. Da die Symptome vielfältig sein können, ist eine genaue Abklärung durch Fachärzte wichtig.

Für Patienten, die weitere Informationen benötigen oder spezifische Fragen zur okulären Myositis haben, sind die Churer Augenärzte eine wertvolle Anlaufstelle. Mit ihrem umfassenden Fachwissen können sie eine fundierte Beratung und Unterstützung bieten, um die bestmögliche Behandlung und Betreuung sicherzustellen.

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