Normaldruckglaukom: Diagnostik und Therapie

Kategorien: Grüner Star - GlaukomPublished On: 13. September 2022Von 5,4 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

normaldruckglaukom

Das Normaldruckglaukom einfach und leicht verständlich erklärt

Unter dem Sammelbegriff Glaukom, zu Deutsch Grüner Star, wird eine Vielzahl von Erkrankungen des Auges subsumiert, die im fortschreitenden Stadium dauerhaft den Sehnerv schädigen. Hauptursache für das Glaukom ist der deutlich erhöhte Augeninnendruck. Dieser intraokulare Druck ist ein permanent auf der Augeninnenwand lastender physikalischer Druck. Reguliert wird der Augeninnendruck durch das Kammerwasser als klare Körperflüssigkeit von vorderer und hinterer Augenkammer.

Normaler Augeninnendruck liegt bei bis zu 21 Einheiten Millimeter Quecksilbersäure, kurz mmHG. Der erhöhte Augeninnendruck überschreitet den Normwert von 21 mmHG. Bei einem Normaldruckglaukom wird dieser Normwert von 21 mmHG nicht über-, sondern unterschritten. Patienten haben nie höhere Augendruckwerte als 21 mmHg, haben aber trotzdem einen Glaukomschaden entwickelt.

Dennoch besteht die Gefahr einer Schädigung des Sehnervs durch das Normaldruckglaukom, alternativ auch Niederdruckglaukom genannt. In diesem Fall wird die Augenerkrankung durch eine vaskuläre, das heisst die Blutgefässe betreffende Neuropathie ausgelöst – nicht durch mechanische Einflüsse. Die Neuropathie ist ganz allgemein ein nervliches Leiden mit ausgeprägter Anfälligkeit gegen Störungen im Bereich des vegetativen Nervensystems.

Normaldruckglaukom und seine Risikofaktoren

Die gesundheitsschädigenden Folgen eines Glaukoms, beispielsweise als Offenwinkelglaukom wegen erhöhtem Augeninnendruck und dem Normaldruckglaukom bei normalem bis schwachem Augeninnendruck sind für den Sehnerv dieselben. Bei dem Normaldruckglaukom entwickeln sich trotz eines Wertes des Augendrucks von deutlich unter 21 mmHG sichtbare Schäden am Sehnerv.

Ein Risikofaktor für das Normaldruckglaukom ist die gefässbedingte Erkrankung des Sehnervs, hervorgerufen durch den zu niedrigen Blutdruck in Verbindung mit generellen Störungen der Durchblutung. Damit einher geht oftmals eine gesteigerte Empfindlichkeit des Augeninnendrucks.

Die Folge: Schädigungen treten schon bei mmHG-Werten auf, die normalerweise absolut tolerabel sind. Der Entwicklungsprozess des Normaldruckglaukoms ist eher schleichend und bleibt deswegen lange Zeit unbemerkt, weil die Blutgefässe wegen des konstant zu niedrigen Blutdrucks langfristig nicht genügend durchblutet werden. Das betrifft auch die Sinneszellen der Augen – eine dauerhaft zu niedrige Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff wirkt sich augenschädigend aus.

Die häufigsten Ursachen für ein Normaldruckglaukom wegen Durchblutungsmangel des Sehnervs sind

Flammer Syndrom

Benannt ist es nach dem schweizerischen Augenarzt Josef Flammer. Das Krankheitsbild wirkt sich als instabile Blutversorgung der Zellen in Sehnerv und Netzhaut aus. Das Spektrum der Ursachen reicht von einem niedrigen Blutdruck über geringes Körpergewicht, regelmässige Migräne oder eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Gerüche und Schmerzen bis hin zum Tinnitus. Weitere Symptome sind ein Druckgefühl hinter dem Oberlid, Kälteempfindlichkeit oder dauerhaft wenig Durst.

Metabolisches Syndrom

Bei diesem Krankheitsbild treten mehrere Symptome gemeinsam auf. Die häufigste Kombination sind Bluthochdruck + Fettwechselstörung + Insulinresistenz + Übergewichtigkeit vorzugsweise im Bauchraum. Beeinflusst wird die Entwicklung des metabolischen Syndroms durch Alkohol und Nikotin, Stress sowie körperliche Inaktivität – Stichwort: Wohlstandssyndrom, und zwar in der heutigen Zeit unabhängig vom Lebensalter.

Schlafapnoe

Eine Obstruktive Schlafapnoe, kurz OSA entsteht, wenn Muskulatur und Weichteile in den oberen Atemwegen während des Schlafens erschlaffen. Das blockiert mit der Verengung des Rachens die Atmung und löst beim Ein- und Ausatmen ein mehr oder weniger lautes Schnarchen aus. Damit verbundene Atemaussetzer im Schlaf führen dazu, dass der Körper währenddessen höchst unzureichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Mehrstufige Diagnose eines Normaldruckglaukoms

  • Im Rahmen der allgemeinen Glaukom-Vorsorgeuntersuchung wird zur Bestimmung des Augeninnendruckes die Hornhautdicke mit der Spaltlampe gemessen. Untersucht werden die Köpfe der Sehnerven inklusive der sie versorgenden Blutgefässe – ein Normaldruckglaukom weist in diesem Bereich kleinere Eindellungen auf, ebenso wie Einblutungen oder Ausdünnungen am äusseren Pupillenrand.
  • In den Augenkammerwinkeln lassen sich mit dem Gonioskop als einem speziellen Kontaktglas mögliche Krankheitsprozesse des Normaldruckglaukoms erkennen respektive entdecken. Wir haben dann mit einem Test das Gesichtsfeld gemessen.
  • Weitergehende Untersuchungsschritte sind Perimetrie als Gesichtsfeldmessung, Laserscanning in 3D des Sehnervkopfes oder OCT, die optischen Kohärenztomografie.
  • Der Sehtest zeigt bei nachlassender Sehschärfe ein Normaldruckglaukom erst im fortgeschrittenen Stadium.
  • Eine 24h-Langzeit-Blutdruckmessung zeigt verlässlich Schwankungen des Blutdruckes nach unten hin an.
  • Bei der Diagnose einer Schlafapnoe geben neurologische sowie Schlaflabor-Untersuchungen näheren Aufschluss.

Normaldruckglaukom therapieren so geht’s

Oberstes Therapieziel eines Normaldruckglaukoms ist das Verhindern der weitergehenden Schädigung des Sehnervs Stichwortt: Regulierung des Blutdrucks auf das Normalniveau.

Zu den Möglichkeiten gehören Medikamentengabe, Erreichen eines normalen Körpergewichtes sowie regelmässige körperliche Bewegung und Aktivität.

Die Erfahrung zeigt immer wieder aufs Neue, dass die Therapie eines Normaldruckglaukoms durch den Augenarzt in Kooperation mit verschiedenen medizinischen Fachrichtungen am aussichtsreichsten ist.

Weitere flankierende Massnahmen im Einzelfall reichen von Augentropfen über Laserbehandlung bis zur letztlichen Augenoperation.

Kurz gesagt: Die Ursachen des Normaldruckglaukoms als Erkrankung werden behandelt, nicht das Normaldruckglaukom als solches.

Beispiele für die aktive Mitarbeit des Patienten

  • Alkohol Nein, absolutes No-Go
  • antioxidative Ernährung Gemüse, Omega-3-Fette, Beeren, Grüner Tee
  • Blutdruckoptimierung salzreiche Kost, Medikamentenverordnung
  • Fastenperioden generell vermeiden
  • Flüssigkeitszufuhr ausreichend und über den Tag verteilt
  • gefässverengende Medikamenten vermeiden abgestimmter Medikamentenplan
  • Körperbewegung in Massen, dem Alter und der Fitness angemessen
  • Körpergewicht normalisieren weder Über- noch Untergewicht
  • Magnesiumeinnahme
  • Nikotin Nein, absolutes No-Go
  • Schlafrhythmus optimieren regelmässig und gesund
  • Stressabbau Meditation, autogenes Training, Yoga, …..
  • Trigger vermeiden übermässige Kälte

Prognose zur Behandlung des Normaldruckglaukoms

Je frühzeitiger mit der Behandlung des Normaldruckglaukoms begonnen wird, umso besser so verhält es sich im Übrigen mit vielen Augenerkrankungen.

Behandelt wird die Grunderkrankung als Krankheitsursache, was den weiteren Verlauf des Normaldruckglaukoms dementsprechend positiv beeinflusst.

Dauerhafte sowie regelmässige Augenarztkontrollen sind ein Muss. Sie dürfen nicht vernachlässigt werden Stichwort: Blutdruckproblematik.

Die Aussichten auf eine mittel- bis langfristig weitgehende Beschwerdefreiheit sind unter diesen Gegebenheiten ausgesprochen gut.

Resümee zum Normaldruckglaukom

Zu den statistisch erwiesenen häufigsten Ursachen für den Verlust der Sehkraft, anders gesagt für ein Erblinden gehört das Glaukom. Besonders tückisch ist das Normaldruckglaukom, weil es eben nicht das ansonsten für ein Glaukom typische Merkmal eines erhöhten Augeninnendruckes aufweist.

Das Normaldruckglaukom wird – oftmals erst – bei einer ganz allgemeinen Glaukom-Vorsorge entdeckt. Denn dann geht es nicht nur um Bluthochdruck, sondern um einen Augencheck zum Thema Glaukom generell.

Die Ärzte der Augenarztpraxis Chur in dem gleichnamigen Hauptort des Kantons Graubünden sind auf das Normaldruckglaukom spezialisiert.

Wenn Sie auch nur den leisesten Verdacht auf ein Glaukom haben und sich aufgrund der Symptomatik als potenzieller Risiko-Patient sehen, dann warten Sie nicht länger – vereinbaren Sie ohne zu zögern direkt einen ersten Termin in der Augenarztpraxis Chur.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 343-344.
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