Myopie-Management

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 19. Dezember 2024Von 6,5 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

Myopie management

Die zunehmende Verbreitung von Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern stellt Eltern und Augenärzte vor wachsende Herausforderungen. Was früher oft als simple Sehschwäche abgetan wurde, wird heute als ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko erkannt. Denn unbehandelt kann sich die Kurzsichtigkeit während des Wachstums rasch verschlimmern und später zu schwerwiegenden Augenproblemen führen. Die gute Nachricht: Dank moderner Behandlungsmethoden und gezielter Vorbeugung lässt sich die Entwicklung der Myopie heute wirksam kontrollieren. Ein frühzeitiges Eingreifen ist dabei der Schlüssel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft zu stark.
  • Die Sehschwäche beginnt oft im Kindesalter und verschlimmert sich während des Wachstums.
  • Die Risiken gehen über schlechtes Sehen hinaus – je stärker die Kurzsichtigkeit, desto höher das Risiko für ernsthafte Augenerkrankungen wie Netzhautablösung oder Glaukom.
  • Wissenschaftliche Studien belegen, dass mindestens zwei Stunden täglicher Aufenthalt im Freien das Fortschreiten der Myopie bei Kindern deutlich verlangsamen können.
  • Es gibt verschiedene effektive Behandlungsmethoden – von speziellen Kontaktlinsen (multifocal oder Orthokeratologie) über Spezialbrillen hin zu niedrig dosierten Atropin-Augentropfen.
  • Regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind essenziell – typische erste Anzeichen sind häufiges Blinzeln, Augenreiben oder Schwierigkeiten beim Erkennen entfernter Objekte.

Was ist Myopie?

Myopie, auch als Kurzsichtigkeit bezeichnet, ist eine der häufigsten Sehschwächen weltweit. Diese weit verbreitete Sehschwäche entsteht durch eine ungünstige Anatomie des Auges: Entweder ist der Augapfel zu stark in die Länge gewachsen oder das optische System aus Hornhaut und Linse bricht das Licht zu stark. In beiden Fällen treffen die Lichtstrahlen bereits vor der Netzhaut aufeinander, anstatt genau auf ihr. Infolgedessen erscheinen weit entfernte Objekte unscharf, während nahe Objekte scharf gesehen werden können.

Die Myopie beginnt oft im Kindesalter und schreitet mit zunehmendem Wachstum des Kindes fort. Studien zeigen, dass Umweltfaktoren wie ein hoher Anteil an Naharbeit (z. B. Lesen oder die Nutzung digitaler Geräte) sowie genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung von Kurzsichtigkeit spielen. Besonders kritisch ist die rasche Entwicklung der Sehschwäche bei Kindern, da dies später zu anhaltenden Problemen mit dem Sehvermögen führen kann.

Risiken einer Myopie

Die Risiken einer Myopie beschränken sich nicht nur auf das schlechtere Sehen. Mit steigendem Myopiegrad wächst das Risiko, ernsthafte Augenerkrankungen zu entwickeln, da ein längerer Augapfel die Netzhaut und die inneren Strukturen des Auges belastet. Zu den häufigsten Komplikationen zählen Netzhautablösungen, die unbehandelt zu einer Erblindung führen können, sowie ein erhöhtes Risiko für Glaukom (Grüner Star) und Myopie-Makulopathie, einer degenerativen Erkrankung der Netzhaut. Bereits bei moderater Kurzsichtigkeit sind diese Risiken erhöht, weshalb das Fortschreiten der Myopie frühzeitig kontrolliert und verlangsamt werden sollte.

Wozu dient das Myopie-Management?

Um die Verschlechterung der Kurzsichtigkeit bei Kindern einzudämmen oder bestenfalls zu stoppen, setzen Augenärzte auf ein umfassendes Behandlungskonzept – das sogenannte Myopie-Management. Dieser Ansatz zielt nicht nur darauf ab, die gegenwärtige Sehleistung zu optimieren, sondern schützt die Augen auch vor möglichen späteren Erkrankungen.

Da sich die Sehschwäche während der Wachstumsphase oft rapide verschlimmert, müssen Fachleute früh eingreifen. Im Mittelpunkt der Behandlung steht dabei die Kontrolle des Augapfelwachstums in der Länge. Mit Hilfe zeitgemäßer Techniken und Therapiemethoden können Mediziner sowie Eltern Hand in Hand arbeiten, um den Kindern zu einem besseren Sehvermögen und langfristig gesunden Augen zu verhelfen.

Ein weiterer Vorteil: Die jungen Patienten können sich ungehindert entwickeln, ohne durch ihre Sehschwäche ausgebremst zu werden.

Wie kann man die Kurzsichtigkeit bei Kindern stoppen?

Um die Sehschwäche bei Kindern einzudämmen oder bestmöglich aufzuhalten, braucht es eine maßgeschneiderte und stetige Behandlung. Den Grundstein dafür legt eine gründliche Untersuchung beim Augenarzt, die Aufschluss über den aktuellen Stand und die Entwicklung der Kurzsichtigkeit gibt.

Meist sind es die Eltern, die als Erste wahrnehmen, dass etwas nicht stimmt: Sie beobachten, wie ihr Kind vermehrt blinzelt, sich die Augen reibt oder Mühe hat, Dinge aus der Entfernung zu erkennen. Neben der ärztlichen Betreuung kommt der Vorbeugung eine wichtige Bedeutung zu. Hierzu gehören regelmäßige Pausen beim Lesen oder Bildschirmarbeiten, genügend Zeit an der frischen Luft und ein gesunder Lebensstil.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder, die mindestens zwei Stunden täglich im Freien verbringen, ein geringeres Risiko für das Fortschreiten der Myopie haben.

dr. med. gabriele valaisaite

Lassen Sie uns sprechen

Sie vermuten bei Ihrem Kind eine Myopie oder suchen nach einem kompetenten Partner für das Myopie-Management? Dann zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir beraten Sie gerne in unserer Praxis in Chur.

Methoden zur Myopie-Kontrolle

Die Entwicklung der Kurzsichtigkeit bei Kindern lässt sich durch verschiedene Behandlungsansätze bremsen. Welche Methode zum Einsatz kommt, richtet sich nach der persönlichen Situation des Kindes, denn jede Therapieform bringt spezifische Stärken und Einschränkungen mit sich.

Multifokale Kontaktlinsen

Mit speziell entwickelten weichen Kontaktlinsen lässt sich die Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Kindern gezielt eindämmen. Diese multifokalen Linsen vereinen mehrere Sehzonen für optimales Sehen in allen Entfernungen und steuern gleichzeitig durch eine besondere Lichtverteilung dem Augenwachstum entgegen. Die Wirksamkeit ist beachtlich: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen eine bis zu 50-prozentige Verlangsamung der Myopie-Entwicklung. Gerade sportlich aktive Kinder profitieren von der uneingeschränkten Beweglichkeit, die diese Linsen im Vergleich zu Brillen ermöglichen.

Dual Focus Kontaktlinsen

Dual Focus Kontaktlinsen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie multifokale Linsen, bieten jedoch einen speziellen Aufbau mit zentralen und peripheren Sehzonen. Während der zentrale Bereich das Bild auf der Netzhaut korrigiert, sorgen die äußeren Zonen dafür, dass das Wachstum des Augapfels kontrolliert wird. Diese Linsen sind besonders bei Kindern beliebt, da sie komfortabel zu tragen sind und das Fortschreiten der Myopie nachweislich um 30–50 % reduzieren können.

Orthokeratologie

Die Orthokeratologie, auch Nachtlinsen genannt, ist eine innovative Methode, bei der spezielle formstabile Kontaktlinsen über Nacht getragen werden. Während des Schlafs verändern diese Linsen die Form der Hornhaut, sodass tagsüber keine Sehhilfe erforderlich ist. Mit der Orthokeratologie lässt sich nicht nur das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit eindämmen – die Behandlung verschafft Kindern zudem die Freiheit, den Tag ohne Sehhilfen zu verbringen. Besonders geeignet ist diese Methode bei beginnender bis mittlerer Myopie.

Brillen

Moderne Brillentechnologie bietet einen sanften Weg, die zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern zu bremsen. Die dafür entwickelten Spezialgläser beeinflussen durch ihre besondere Bauart die Abbildung am Rand der Netzhaut und können dadurch das weitere Längenwachstum des Auges eindämmen. Gerade für Kinder, die keine Kontaktlinsen verwenden möchten oder dürfen, stellen diese Brillen eine praktische Alternative dar. Sie sind einfach zu handhaben und in kindgerechten, attraktiven Fassungen erhältlich.

Medikamente

Atropin-Augentropfen in niedriger Dosierung (0,01 %, 0,02 % oder 0,05 % je nach Studie) haben sich in den letzten Jahren als eine der effektivsten Methoden zur Kontrolle der Myopie herausgestellt. Durch ihre entspannende Wirkung auf die Augenmuskeln helfen die Tropfen, das Wachstum des Augapfels zu kontrollieren. Die einmal tägliche Anwendung wird von den meisten Kindern gut vertragen.

Die Wirksamkeit ist beeindruckend: Forschungsergebnisse zeigen eine Verlangsamung der Myopie-Entwicklung um bis zu 60 Prozent. Wir Augenärzte begleiten die Therapie engmaschig und achten dabei besonders auf mögliche Nebenwirkungen wie verstärkte Lichtempfindlichkeit.

Fazit: Myopie-Kontrolle

Für die dauerhafte Gesundheit der Kinderaugen spielt die gezielte Kontrolle der Kurzsichtigkeit eine zentrale Rolle. Durch den geschickten Einsatz zeitgemäßer Therapien und vorbeugender Maßnahmen lässt sich die fortschreitende Sehschwäche deutlich eindämmen oder sogar aufhalten. Daher ist es wichtig, dass Eltern ihr Kind regelmäßig beim Augenarzt vorstellen und früh mit einer passenden Behandlung beginnen.

Wir entwickeln für jedes Kind einen individuellen Behandlungsplan und beraten Sie ausführlich über alle Möglichkeiten. Gemeinsam können wir die bestmögliche Sehkraft Ihres Kindes bewahren. Sprechen Sie uns an – wir finden die optimale Lösung für Ihr Kind.

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