Multiples evanescent white dot syndrom (MEWDS)

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 19. Juli 2023Von 7,2 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

mewds chur

Übersicht: Was ist MEWDS?

Das Multiple Evanescent White Dot Syndrome (MEWDS oder Syndrom der flüchtigen weißen Flecken) ist eine seltene und meist selbstlimitierende Augenerkrankung in der Augenheilkunde, die vor allem junge Erwachsene betrifft. Sie gehört zur Gruppe der weissen Punkt- oder Fokalchoroiditis-Syndromen und ist durch das Auftreten mehrerer kleiner, weisser Läsionen im hinteren Teil des Auges gekennzeichnet. In diesem Text werden wir uns eingehend mit dem Syndrom befassen, indem wir auf die Symptomatik, die möglichen Ursachen, die Diagnoseverfahren, die Behandlungsoptionen und die Prognose dieser Erkrankung eingehen.

Symptome

Das Syndrom zeigt sich typischerweise durch verschiedene Augensymptome. Dazu gehören Sehstörungen wie verschwommenes oder verzerrtes Sehen, das Vorhandensein von dunklen Flecken im Gesichtsfeld (Skotome) und photopsien – das sind blitzartige Lichterscheinungen, die von den Betroffenen wahrgenommen werden. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist die Veränderung der Farbwahrnehmung, die als Dyschromatopsie bezeichnet wird. Obwohl Multiple Evanescent White Dot Syndromes in der Regel bilaterale Beschwerden verursachen, kann es vorkommen, dass ein Auge stärker betroffen ist als das andere. Wenn der Facharzt für Ophthalmologie den Augenhintergrund mit einer sogenannten Funduskopie betrachtet, entdeckt er zahlreiche kleine weiße Flecken am hinteren Pol des Auges und Flecken am Augenhintergrund. Die Flecken können sehr unauffällig sein, wodurch der Mediziner sorgfältig danach suchen muss.

In einigen Fällen berichten Patienten auch über eine Abnahme des Kontrastsehens und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber hellem Licht (Photophobie). Diese Beschwerden können die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen und zu Einschränkungen im Alltag führen.

Ursachen von MEWDS

Die genaue Ursache von Multiple Evanescent White Dot Syndrom ist noch nicht vollständig verstanden. Allerdings wird vermutet, dass es sich um eine immunvermittelte Reaktion handelt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesunde Gewebe im Auge angreift. Eine Rolle spielen möglicherweise auch Viren oder andere Infektionen, die das Immunsystem aktivieren und zu den typischen Entzündungsreaktionen führen. Da die Erkrankung meist bei jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren auftritt, könnten auch hormonelle Faktoren eine Rolle spielen. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang mit einem viralen Erreger besteht, da bei 25 bis 50 Prozent der Patienten grippeähnliche Beschwerden vor der Erkrankung auftreten.

Es wurde auch eine mögliche Verbindung zwischen der Krankheit und vorherigen viralen Infektionen diskutiert. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Viren wie das Epstein-Barr-Virus oder das Cytomegalievirus in einigen Fällen mit der Entwicklung des Multiple Evanescent White Dot Syndroms in Verbindung gebracht werden könnten. Allerdings sind weitere Forschungen erforderlich, um diese Zusammenhänge genauer zu verstehen.

Diagnose

Die Diagnose von des Syndroms kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptomatik anfangs oft unspezifisch sein können und andere Erkrankungen im Auge ähneln können. Ein erfahrener Augenarzt wird in der Regel eine umfassende Anamnese erheben und eine gründliche Augenuntersuchung durchführen, um mögliche andere Ursachen auszuschließen. Zusätzlich können spezielle Untersuchungsmethoden wie die Fundusfluoreszenzangiographie (FFA), die Fluorescein-Angiographie und die optische Kohärenztomographie (OCT) eingesetzt werden, um die charakteristischen Läsionen im Sehorgan sichtbar zu machen und die Diagnose zu bestätigen.

Die FFA ist eine Technik, bei der ein spezielles Farbstoffmittel in die Blutbahn des Patienten injiziert wird, um die Blutgefässe im Sehorgan sichtbar zu machen. Dadurch kann der Facharzt für Augenheilkunde die Durchblutung des Augenhintergrunds beurteilen und abnormale Veränderungen identifizieren, die mit dem Syndrom der flüchtigen weissen Flecken in Verbindung gebracht werden. Die OCT ist ein nicht-invasives Bildgebungsverfahren, das hochauflösende Querschnittsbilder des Augengewebes liefert und dem Arzt hilft, die Dicke der verschiedenen Schichten der Netzhaut (Retina) zu messen. Dies kann dazu beitragen, Schwellungen oder Flüssigkeitsansammlungen im Zusammenhang mit dem Multiple Evanescent White Dot Syndrome zu erkennen.

Bei der Fluorescein Angiographie injiziert der Arzt über einen venösen Zugang einen sterilen Farbstoff (Fluorescein oder Indocyanin-Grün) ins Blut des Patienten. Innerhalb weniger Sekunden verteilt sich der Farbstoff und wird in den Blutgefäßen der Retina sichtbar. Der Facharzt kann die Farbstoffverteilung mittels einer speziellen Kamera oder einem Laser-Scanner beurteilen. Ein charakteristisches Muster deutet auf das Syndrom hin: In der Frühphase zeigt sich eine punktförmige Hervorhebung in einem ringförmigen Muster, und in der Spätphase färbt sich die Stelle ein, wo sich die weißen Flecken befinden.

Differentialdiagnostik

Bei der Diagnose von Multiples evanescent white dot syndrom müssen andere Augenerkrankungen ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptomatiken verursachen können. Die Differentialdiagnosen umfassen:

  1. Akute Zirkumpapillitis: Eine entzündungsbedingte Erkrankung des Sehnervs, die Schmerzen und Sehverschlechterung verursachen kann. Im Gegensatz zu MEWDS betrifft die Zirkumpapillitis jedoch den Sehnerven und nicht die äusseren Schichten der Netzhaut.
  2. Akute posteriore multifokale Plakoidale Pigmentepitheliopathie (APMPPE): Eine seltene Augenerkrankung, die durch mehrere, flache, gelblich-weisse Flecken auf der Netzhaut gekennzeichnet ist. APMPPE kann ähnliche Sehstörungen wie MEWDS verursachen, aber die Verletzungen sind normalerweise grösser und flacher.
  3. Vogt-Koyanagi-Harada-Krankheit (VKH): Eine seltene, immunvermittelte Erkrankung, die neben Augensymptomen auch Haut- und neurologische Symptome verursachen kann. VKH kann mit MEWDS verwechselt werden, da beide Erkrankungen ähnliche Symptome wie Sehstörungen, photopsien und Dyschromatopsie verursachen können.
  4. Akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM): Eine entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, die auch die Augen betreffen kann. ADEM kann Sehstörungen verursachen, die MEWDS ähneln, aber sie wird oft von anderen neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber und Veränderungen des Bewusstseins begleitet.
  5. Choroiditis: Eine Entzündung der Aderhaut im Sehorgan. Obwohl MEWDS auch zu den Fokalchoroiditis-Syndromen gehört, kann eine Choroiditis eine andere Ursache haben und sich durch unterschiedliche Merkmale und Verlaufsmuster von MEWDS unterscheiden.
  6. Entzündliche Augenerkrankungen der Netzhaut: Andere entzündungsbedingte Erkrankungen der Netzhaut, wie beispielsweise die akute retinale Nekrose (ARN) oder die serpiginöse Choroiditis, können ähnliche Symptomatiken wie MEWDS verursachen.

Die Differentialdiagnosen sind entscheidend, um die Erkrankung von anderen Augenbeschwerden zu unterscheiden und eine genaue Diagnose zu stellen. Ein erfahrener Facharzt der Ophtalmologie wird verschiedene diagnostische Verfahren einsetzen, wie die Fundusfluoreszenzangiographie (FFA) und die optische Kohärenztomographie (OCT), um die charakteristischen Merkmale von Multiple Evanescent White Dot Syndrome zu erkennen und andere mögliche Ursachen auszuschliessen.

Behandlung

Glücklicherweise erholen sich die meisten Menschen mit der Multiple Evanescent White Dot Erkrankung spontan innerhalb von Wochen bis Monaten, ohne dass eine spezifische Behandlung erforderlich ist. Dennoch kann der behandelnde Arzt je nach Schweregrad der Beschwerden und dem Verlauf der Erkrankung bestimmte Behandlungsansätze in Erwägung ziehen. Dazu gehört möglicherweise die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortikosteroiden, um die Entzündungsreaktion im Sehorgan zu reduzieren. In einigen Fällen können auch immunsuppressive Medikamente in Betracht gezogen werden, um das Immunsystem zu modulieren.

Da die Krankheit in den meisten Fällen selbstlimitierend ist, besteht das Hauptziel der Behandlung darin, die Beschwerden zu lindern und mögliche Komplikationen zu verhindern. Die regelmässige Überwachung durch den Facharzt ist während der Erholungsphase wichtig, um sicherzustellen, dass die Sehfähigkeit vollständig wiederhergestellt wird und keine anderen Augenbeschwerden auftreten.

Prognose

Die augenärztliche Prognose von dem Multiple evanescent white dot Syndrome ist in der Regel gut, da die meisten Betroffenen eine spontane Erholung erfahren. Die Sehstörungen und anderen Beschwerden bessern sich normalerweise im Laufe der Zeit, und die meisten Menschen erlangen ihre normale Sehfähigkeit zurück. Es ist jedoch wichtig, regelmässige Nachuntersuchungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass keine Komplikationen oder weitere Augenbeschwerden auftreten.

In einigen seltenen Fällen kann es zu rezidivierenden Episoden von Multiple Evanescent White Dot Syndrome kommen, bei denen die Symptome erneut auftreten und sich wieder zurückbilden können. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Rückfälle in der Regel weniger intensiv sind und eine günstige Prognose haben.

Fazit

Beim Multiple evanescent white dot Syndrome handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die vor allem junge Erwachsene betrifft. Obwohl die genaue Ursache noch nicht vollständig verstanden ist, wird vermutet, dass es sich um eine immunvermittelte Reaktion handelt. Die Diagnose kann eine Herausforderung darstellen, erfordert aber eine gründliche Augenuntersuchung und spezielle Untersuchungsmethoden. Glücklicherweise erholen sich die meisten Menschen mit MEWDS spontan, und die Prognose ist in der Regel gut. Dennoch ist es wichtig, die Erkrankung angemessen zu überwachen und gegebenenfalls eine Behandlung in Erwägung zu ziehen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Wenn Sie Beschwerden haben, die auf das Multiple evanescent white dot Syndrome hinweisen könnten, sollten Sie so bald wie möglich einen Augenarzt aufsuchen, um eine genaue Diagnose und angemessene Betreuung zu erhalten. Frühzeitige Intervention und angemessene medizinische Betreuung können dazu beitragen, die Sehfähigkeit zu erhalten und Komplikationen zu verhindern, sodass die Betroffenen ein normales und erfülltes Leben führen können.

Quellen

https://eyewiki.aao.org/Multiple_Evanescent_White_Dot_Syndrome

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