Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS)

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 28. Mai 2023Von 5,7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

minimalinvasive glaukomchirurgie

Einleitung

Die Mikroinvasive Glaukomchirurgie, kurz: MIGS, ist eine innovative Technologie, die bei vielen Patienten zu einer starken Verbesserung des Sehvermögens und Linderung ihrer Glaukomsymptome führt. In diesem Artikel werden die Erfolge und Auswirkungen der Mikroinvasiven Glaukomchirurgie untersucht. Die MIGS wird vor allem im Rahmen einer Kataraktoperation eingesetzt.

Glaukom und minimalinvasive Chirurgie

Das Offenwinkelglaukom ist eine Erkrankung, bei der zu hoher Druck im Inneren des Auges das zarte Gewebe und Nerven, wie z.B. den Sehnerv schädigt. Mit der Zeit lässt dadurch das Sehvermögen nach und es kann irreversibel zur Erblindung kommen. Die Krankheit tritt häufig auf und ist weltweit die zweithäufigste Ursache für Blindheit.

Ein Offenwinkelglaukom kann durch eine Drucksenkung durch Medikamente, einer Lasertherapie oder einem chirurgischen Eingriff behandelt werden. Daher ist es wichtig, Glaukome, auch als „Grüner Star“ bekannt, rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, damit die Sehfähigkeit möglichst lange erhalten bleibt. Der IOD (intraokulare Druck), also der Augendruck innen, wird mit jeweils einem Punk an der mm Hg-Quecksilbersaeule gemessen.

Die Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS), ist eine neue Behandlungsmethode für Glaukompatienten, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat.

Was bedeutet die Mikroinvasive Chirurgie?

Dabei handelt es sich um eine minimal-invasive Operation, bei der das Auge durch einen kleinen Schnitt am Rand des Auges erreicht wird. Dieser Eingriff ist deutlich weniger invasiv als herkömmliche Glaukomoperationen (z. B. Trabekulektomie) und kann daher auch bei älteren oder immungeschwächten Patienten durchgeführt werden.

Welche Vorteile hat Mikroinvasive Chirurgie?

Dank der Mikroinvasive Chirurgie werden deutlich weniger Komplikationen nach der Operation beobachtet. Ausserdem ist die minimalinvasive Chirurgie eine schnellere und schonendere Operation im Vergleich zu einer konventionellen Operation, sie wird ambulant im Augenzentrum durchgeführt. Durch die erhöhte Heilungsrate können Patienten schneller wieder ein normales Leben führen. In der Regel ist die postoperative Erholungszeit nach dem Eingriff wesentlich kürzer und unkomplizierter als bei andere Glaukomeingriffen. Auch deshalb, weil durch die minimalinvasive Chirurgie keine nachhaltigen Änderungen an der Struktur des Auges erforderlich sind. Es gibt auch Beweise dafür, dass der Eingriff für eine nachhaltige Senkung des Augendrucks sorgt oder ihn zumindest auf einem Konstanten Level halten und die Anzahl der Medikamente, die ein Patient einnehmen muss, verringern kann.

Welche Mikroinvasive Chirurgie Methoden gibt es?

Mikroinvasive Glaukomchirurgie „trabekulär“ ist eine Behandlungsmethode, um das Abfliessen des Augenkammerwassers mittels Setzung von Implantaten bzw. „Stents“ zu verbessern. iStent ist das kleinste Implantat in der Medizin und wird in die Augenvorderkammer eingesetzt. Der Hydrus Microstent wird in den Schlemm’schen Kanal, der natürliche Abflussweg des Kammerwassers, mit einem ganz feinen Katheter über 360 Grad eingesetzt und erweitert diesen. Die Erweiterung des Kanals wird auch als Kanaloplastik bezeichnet. Der Eingriff „iStent“ kann sowohl mit lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden und kann mit einer Kataraktoperation verbunden werden.

Bei der Mikroinvasive Chirurgie „uveoskleral“ wird das Augenkammerwasser mit Stents in die Blutgefässe der Aderhaut, als den grössten Abschnitt der mittleren Augenhaut, geleitet und von dort weiter über deren Venen aus dem Auge abgeführt.

Für diese mikroinvasive Chirurgie wird das MINIject Stent verwendet, welches an die Stelle des vor einigen Jahren ausgelaufenen Stents CyPass getreten ist. MINIject ist ein schwammartiger Stent aus dem Material Silikon. Der Stent ist markiert, was eine ebenso sichere wie optimale Platzierung im Auge gewährleistet. Implantiert wird mit einem dafür vorgesehenen speziellen Instrument, und die Kontrolle geschieht per kleinem Rädchen. Die Eigenschaften des MINIject Stents sind entzündungs- und vernarbungshemmend. Der Stent ist als Implantat 4 mm lang und aus dem Material Titan kombiniert mit Polyethersulfon.

„Subkonjunktival“ ist eine MIGS, die unterhalb der Bindehaut durchgeführt wird. Die Wirkung ist der einer klassischen Trabekulektomie (Filteroperation) vergleichbar. Konjunktiva ist die Fachbezeichnung für Bindehaut.

Mit dem MIGS XEN-Implantat wird eine Abflussmöglichkeit des Augenkammerwassers unter die Bindehaut gelegt. Das geschieht von aussen – im Gegensatz zur trabekulären mikroinvasiven Glaukomchirurgie mit der inneren Abflussmöglichkeit.

Ein Stent PRESSERFLO MicroShunt wird in solchen Fällen subkonjunktival eingesetzt, in denen das Glaukom bereits fortgeschritten ist – Hier muss eine Drucksenkung des Augeninnendrucks möglichst bald durchgeführt werden.

Kahook Dual Blade und MIGS

Das Kahook Dual Blade, kurz KDB, ist ein chirurgisches Instrument zur Öffnung des Schlemmkanals. Hierbei wird kein Implantat eingesetzt, sondern stattdessen wird mit dem KDB als doppelschneidigem Mikromesser ein ganz feiner Streifen aus dem Trabekelmaschenwerk herausgeschnitten. Durch das Herausschneiden des Streifens werden die Kollektorkanäle für das Augenkammerwasser freigelegt und in der Folge davon der Abflusswiderstand des Trabekelmaschenwerkes verringert – dadurch sinkt der Augeninnendruck.

KDB und minimalinvasive Chirurgie ohne Implantat haben gegenüber der mikroinvasiven Chirurgie mit Implantat diese Vorteile: im Auge selbst bleiben keine Rückstände wie Implantat und Fäden, umliegendes gesundes Gewebe wird in keiner Weise tangiert, ein mögliches Komplikationsrisiko ist auf das absolute Minimum reduziert, eine Vernarbung ist ausgeschlossen, weil nicht inzisiert wird.

Welche Resultate kann MIGS aufweisen?

Die Vorteile der Eingriffs-Methode sind unübersehbar: Mit weniger Invasivität und geringerem Risiko für die Patienten konnte ein sichtbarer Erfolg erzielt werden. Es wurden bemerkenswerte Senkungen des Augeninnendrucks und damit eine signifikante Verbesserung des Sehvermögens erzielt.

Das Ziel des Augeninnendrucks nach MIGS ist ein durchschnittliches Therapieergebnis von 15 mm Hg. Allerdings reagiert jeder Körper anders auf die Behandlung, weshalb es schwierig ist im Voraus zu sagen, welche Reduktion bei dem jeweiligen Patienten erreicht wird. Nach einer trabekulären oder uveoskleralen Operation kann eine deutliche Verbesserung der Sehfähigkeit innerhalb von 6-9 Monaten beobachtet werden. Bei einer subkonjunktivalen Operation wirkt sich der Eingriff meistens schon nach wenigen Tagen aus. Einige Patienten berichten sogar, dass sie bereits eine Verbesserung ihrer Sehfähigkeit nach weniger als einer Woche bemerkt haben.

Risiken und Komplikationen von minimalinvasiver Glaukom-Chirurgie

Durch den minimalinvasiven Eingriff wird das Risiko von Komplikationen und Infektionen stark reduziert, da nur ein Teil des Auges betroffen ist. In seltenen Fällen kann es zu leichtem Blutaustritt in der vorderen Augenhöhle kommen, aber dieses Problem löst sich normalerweise innerhalb weniger Tage von selbst auf. Langzeitstudien sowie unabhängige Auswertungsergebnisse zeigen, dass MIGS im Allgemeinen risiko- und problemfrei, also dass es in der postoperativen Phase kaum zu Infektionen oder zu einer Hypotonie kam.

Fazit

Die Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS) ist eine sichere, moderne und effektive Therapiemöglichkeit des Grünen Stars. Sie ist weniger invasiv als herkömmliche Glaukom-Chirurgie und hat ein geringeres Risiko für Komplikationen. Der Eingriff ist insgesamt schonend und schnell und ermöglicht eine unkomplizierte Genesung. Der sichtbare Erfolg der Mikroinvasiven Glaukom-Chirurgie ist eindeutig und die meisten Patienten berichten von einer signifikanten Verbesserung des Sehvermögens.
MIGS bietet eine gute Behandlungsalternative für Patienten mit Glaukom, die auf medikamentöse Behandlung nicht ansprechen oder keine gute Verträglichkeit haben.

Quellen

Nach oben