Lichtempfindliche Augen

Kategorien: SehproblemePublished On: 7. Mai 2022Von 6,5 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

lichtempfindliche augen

Was tun bei lichtempfindlichen Augen?

Lichtempfindliche Augen können aus vielen Gründen auftreten. Doch es muss sich dabei nicht immer um eine sogenannte Photophobie handeln. Vielmehr geht die Lichtempfindlichkeit häufig auf die Einnahme von Johanniskraut, ungeeignete Kontaktlinsen oder zu trockene und gereizte Augen zurück.

Eine naheliegende Ursache für lichtempfindliche Augen wäre eine Augenerkrankung wie die Hornhaut- oder Irisentzündung. Auch Drogenmissbrauch kann lichtempfindliche Augen nach sich ziehen. In diesem Fall ist die drogenbedingte Pupillenerweiterung (Mydriasis) als Grund anzunehmen. Auch Augentropfen, die Ihr Augenarzt zur Untersuchung des Augeninnendrucks (Tensio) verwendet, können vorübergehend zur Blendempfindlichkeit führen.

Da es so viele mögliche Auslöser einer erhöhten Lichtempfindlichkeit gibt, ist der Besuch in unserer Augenarzt-Praxis in Chur anzuraten. Die Ursache der Lichtempfindlichkeit kann zwar harmlos und vorübergehend sein. Es kann sich aber auch eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinter anhaltender Lichtscheu verbergen.

Was ist Lichtempfindlichkeit (Photophobie)?

Lichtscheu oder Photophobie könnte als „Angst vor Licht“ übersetzt werden. Tatsächlich steckt aber meist keine Angsterkrankung (Phobie) hinter der Lichtempfindlichkeit. Die Photophobie ist in vielen Fällen lediglich ein Symptom, nicht aber eine eigenständige Erkrankung. Lichtempfindliche Augen können jedoch auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung der Augen oder auf neurologische Ursachen hinweisen.

Das Leitsymptom der Blendempfindlichkeit ist eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Lichtreize. Die Augen brennen, jucken und tränen. Sie fühlen sich trocken an oder sind gerötet. Selbst geringe Lichtreize führen bei den Betroffenen zu solchen Beschwerden. Das nachfolgende Meidungsverhalten dient der Beschwerdelinderung. Die Betroffenen tragen tagsüber eine Sonnenbrille, weil sie die Helligkeit nicht austragen können und sie dimmen die Leuchtkörper im Wohnbereich herunter oder gehen nur noch in der Dämmerung spazieren. Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen oder extreme Übelkeit können auf Lichtempfindlichkeit zurückgeführt werden.

Als Ophthalmologen sprechen wir von einer subjektiven Sehstörung. Diese kann mit Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindelgefühl einhergehen. Das kann beispielsweise bei einem grippalen Infekt der Fall sein. Treten begleitend zur Lichtempfindlichkeit stechende Schmerzen im Auge, ein Verlust der Sehstärke oder ähnliche Symptome auf, könnte allerdings eine ernstere Krankheit dahinterstecken. Suchen Sie deshalb unbedingt unsere Praxis auf.

Ursachen: Erkrankungen und Verletzungen

Das menschliche Auge ist durch den Lidschlussreflex – den sogenannten Korneal-Reflex oder Orbicularis-oculi-Reflex – davor geschützt, irreversible Schäden durch direkt auf die Netzhaut und die Photo-Rezeptoren treffende Lichtreize zu erleiden. Lichtempfindliche Augen werden aus noch unbekannten Gründen deutlich häufiger durch den Lidschlussreflex geschützt. Meist verursachen äussere Reize wie Allergene oder Bakterienbelastungen in Kosmetika, berufsbedingte Verletzungen des Auges oder neurologische Erkrankungen eine erhöhte Lichtempfindlichkeit.

Typische Augenerkrankungen, die mit lichtempfindlichen Augen einhergehen, sind oberflächliche Hornhautverletzungen (Erosionen), Hornhautentzündungen (Keratitis), Bindehautentzündung (Konjunktiva), Regenbogenhautentzündung (Iritis), Entzündung der Aderhaut (Uveitis) oder Erweiterung der Pupille. Auch der Graue oder Grüne Star werden von diesem Symptom begleitet. Zu den Erkrankungen, bei denen es zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit kommen kann, gehören ausserdem Migräne- und Cluster-Kopfschmerzen, alle Formen eines Schädel-Hirn-Traumas sowie Hirnhautentzündungen, Hirnblutungen und -tumoren.

In diese Kategorie fallen aber auch Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis – etwa Fibromyalgie oder Rheumatoide Arthritis. Weniger bekannt ist, dass Epilepsie, Masern, Tuberkulose, In diese Kategorie fallen aber auch Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis – etwa Fibromyalgie oder Rheumatoide Arthritis. Weniger bekannt ist, dass Epilepsie, Masern, Tuberkulose, Tollwut oder Syphilis zu erhöhter Lichtempfindlichkeit führen können. Als Begleitsymptom tritt die Photophobie infolge einer Chemotherapie oder nach einer Corona-Erkrankung auch beim Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) und dem Fatigue-Syndrom auf.

Wann sollte man zum Augenarzt gehen?

Achtsamkeit ist bei der Beobachtung der Lichtempfindlichkeit angesagt. Können Sie diese als vorübergehenden Zustand einordnen und einer Ursache wie einem grippalen Infekt oder der Einnahme von Johanniskraut zurechnen, kann die Meidung intensiven Lichtes den Beschwerden abhelfen.

Eine Sonnenbrille schützt die lichtempfindlichen Augen draussen vor weiterer Reizung, sodass sie die Helligkeit austragen können. Hilfreich können auch abgedunkelte Räume sein, da die Dunkelheit viel angenehmer für gereizte Augen ist. Schlafmangel und Stress verschärfen die Symptomatik. Befeuchten Sie trockene und gereizte Augen mit künstlichen Tränen. Bleiben die Beschwerden aber trotz aller Selbsthilfe-Massnahmen bestehen und sind Ihnen nicht erklärlich, sollten Sie umgehend unsere Praxis aufsuchen.

Liegen unerklärliche Sehstörungen, ungewöhnliche Schmerzen oder Linsentrübungen vor, ist ein Arztbesuch zur Abklärung unvermeidlich. Es könnten zum Beispiel Herpesviren ins Auge verschleppt worden sein. Auch dann sind lichtempfindliche Augen ein Begleitsymptom. Oft wird eine Erstinfektion des Auges mit Herpesviren nicht gleich erkannt. Sie wird daher häufig falsch behandelt.

Typisch ist für Augenherpes, dass nur ein Auge lichtempfindlich ist. Zusätzlich ist es oft gerötet und tränt. Es fühlt sich an, als wäre Sand ins Auge geraten.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Anamnese-Erhebung zur Abklärung eventueller Vorerkrankungen und der vorliegenden Beschwerden folgt die sorgfältige Augenuntersuchung mit der Spaltlampe. Dem schliesst sich ein Sehschärfe-Test an. Gegebenenfalls erfolgt auch ein Abstrich, um einen durch Schmierinfektion entstandenen Herpesausbruch im Auge auszuschliessen.

Liegt nach der Untersuchung beim Augenarzt keine Reizung oder Erkrankung der Augen vor, ist die Überweisung zu einem Facharzt für Innere Medizin oder einem Neurologen der nächste Schritt. Hier wird meist eine umfangreichere Differentialdiagnostik durchgeführt, um die Ursache der Augenbeschwerden zu ermitteln.

Therapie: Was kann gegen die Lichtempfindlichkeit getan werden?

Bei nachgewiesener Augenerkrankung wird eine Photophobie mit künstlichen Tränen, antibakteriellen, entzündungshemmenden oder schmerzlindernden Augentropfen behandelt. Manchmal ist eine Kantenfilterbrille hilfreich. Ansonsten ist die Grunderkrankung ausschlaggebend für die eingeleitete Therapie. Das Begleitsymptom der Lichtempfindlichkeit verabschiedet sich, sobald der Behandlungserfolg sich einstellt.

In seltenen Fällen führt eine alleinige medikamentöse Behandlung nicht zum Erfolg. In diesem Fall kann den Betroffenen mit einem multimodalen Therapiekonzept Erleichterung verschafft werden. Die Erfahrung lehrt, dass dieser ganzheitliche und interdisziplinäre Ansatz oft zum Erfolg führt.

Kann man die Photophobie (Lichtscheu) selbst behandeln?

Je nach Ursache können Betroffene einiges tun, damit die Lichtempfindlichkeit sich bessert. Eine auf Verdacht eingeleitete medikamentöse Selbstbehandlung ist aber meist nicht erfolgreich. Hilfreich sind jedoch begleitende Selbsthilfe-Massnahmen wie ausreichend Schlaf, die regelmässige Befeuchtung trockener Augen mit künstlicher Tränenflüssigkeit und eine ausreichend hohe Trinkwasserzufuhr. Mindestens zwei Liter Mineralwasser sollten Erwachsene täglich zu sich nehmen.

Im Sommer sollte eine gute Sonnenbrille vom Optiker die lichtempfindlichen Augen schützen. Minderwertige Sonnenbrillen-Gläser sorgen für eine störende Streuung des Lichts. Sie sind daher ungeeignet. Die Gabe künstlicher Tränen und das Tragen einer Sonnenbrille sollten aber nicht zu Dauerlösungen werden. Auch ein Sonnenhut ist zur Beschattung der Augenpartie hilfreich. Balkone und Wohnräume können mittels Markisen und Rollos vor zu intensiver Lichteinwirkung geschützt werden.

Bei anderen Ursachen als einer Augenerkrankung sollte der behandelnde Arzt befragt werden, was als Begleitbehandlung hilfreich sein könnte. Ausdauersport kann bei bestimmten Erkrankungen nützlich sein. Bei Lichtempfindlichkeit durch Spannungskopfschmerzen oder Migräne können Yoga-Übungen, Chi Gong oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) lindernd wirken.

Fazit

Lichtempfindliche Augen treten relativ häufig auf. Dieses Symptom muss jedoch nicht immer einen ernsten Hintergrund haben. Tatsächlich können Reizungen am Auge, trockene Luft, eine zu geringe Trinkwasserzufuhr oder eine ungeeignete Sonnenbrille zu solchen Beschwerden am Auge führen. Auch die Einnahme von Johanniskraut-Präparaten führt bekanntlich zu lichtempfindlichen Augen.

Falls es sich jedoch nicht um eine vorübergehende Symptomatik handelt, sollte eine zeitnahe Klärung der Ursachen vorgenommen werden. Hinter der Photophobie kann auch eine behandlungsbedürftige Augenerkrankung stecken. Im schlimmsten Fall bedroht diese Ihre Sehfähigkeit. Ausserdem können bestimmte Medikamente oder neurologische Erkrankungen zu lichtempfindlichen Augen führen. In diesem Fall kann nur die Behandlung der Grunderkrankung eine Besserung nach sich ziehen.

Quellen

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