Lederhautentzündung (Skleritis)

Kategorien: AugenentzündungPublished On: 27. April 2024Von 8,7 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

lederhautentzuendung

Eine Lederhautentzündung, medizinisch als Skleritis bezeichnet, ist eine entzündliche Erkrankung der Sklera, der stabilisierenden äußeren Schicht des Auges. Sie kann mit erheblichen Beschwerden wie Schmerzen, Rötungen und Sehstörungen einhergehen und in schweren Fällen das Sehvermögen gefährden. Der folgende Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die Formen, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung.

Lederhautentzündung: Das Wichtigste in Kürze

  • Definition: Entzündung der Sklera (Lederhaut), die von der Sehnervöffnung bis zur Hornhaut reicht; unterscheidbar in Skleritis (tiefer) und Episkleritis (oberflächlich).
  • Symptome: Starke Schmerzen, Rötung, Schwellung, Lichtempfindlichkeit und Beeinträchtigung der Sehschärfe; bei Episkleritis meist mildere Beschwerden.
  • Ursachen: Hauptursache sind Autoimmunerkrankungen (z. B. Rheuma, Lupus), selten Infektionen oder Verletzungen; teils bleibt die Ursache unklar.
  • Diagnose: Untersuchung mit Spaltlampe, Bluttests und bildgebenden Verfahren.
  • Behandlung: Lokal mit Augentropfen, systemisch mit NSAR, Kortison oder Immunsuppressiva. Falls vorhanden, muss die Grunderkrankung behandelt werden.

Was ist eine Lederhautentzündung?

Die Lederhautentzündung ist eine entzündliche Erkrankung der Lederhaut (Sklera), die das Sehvermögen beeinträchtigen kann. Die Sklera ist die dicke, undurchsichtige äußere Schicht des Auges, die die empfindlichen inneren Strukturen schützt und die Form des Auges stabilisiert.

Bei einer Lederhautentzündung ist diese weiße Faserschicht des Auges entzündet, die von der Eintrittsstelle des Sehnervs bis zur Hornhaut reicht. Die Erkrankung ist meist schmerzhaft und kann in schweren Fällen die Sehkraft beeinträchtigen.

Es wird allgemein zwischen Skleritis (Entzündung der tieferen Schichten der Lederhaut) und Episkleritis (Entzündung der oberflächlichen Schichten) unterschieden.

Was ist eine Skleritis?

Skleritis kann in verschiedenen Formen auftreten, von denen jede durch eine signifikante Entzündung gekennzeichnet ist. Diese kann schmerzhaft sein und, wenn sie nicht behandelt wird, zu dauerhaften Schäden führen, einschließlich eines möglichen Verlusts des Sehvermögens. Da die Sklera essenziell für die strukturelle Integrität des Auges ist, kann eine Entzündung in diesem Bereich die gesamte Funktion des Auges beeinträchtigen und die Fähigkeit zur visuellen Wahrnehmung gefährden.

Was ist eine Episkleritis?

Episkleritis ähnelt der Skleritis, ist jedoch eine weniger schwere und oberflächlichere Entzündung der Episklera, einer dünnen Schicht zwischen der Konjunktiva und der Sklera. Der Schmerz ist in der Regel milder oder bleibt ganz aus. Die rote Verfärbung ist weniger intensiv und mehr lokalisiert. Episkleritis reagiert schnell auf topische oder orale nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) und hat selten ernsthafte Komplikationen.

Ursachen der Lederhautentzündung

Eine Lederhautentzündung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wobei Autoimmunerkrankungen eine zentrale Rolle spielen. In etwa der Hälfte der Fälle liegt eine solche Erkrankung zugrunde. Dazu zählen unter anderem:

  • Rheumatoide Arthritis: Eine chronische Entzündung der Gelenke.
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
  • Granulomatöse Polyangiitis (ehemals Morbus Wegener): Eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße.
  • Systemischer Lupus erythematodes: Eine seltene Autoimmunerkrankung, die zahlreiche Organe und Gewebe betreffen kann.
  • Polychondritis: Eine chronische Entzündung des Knorpelgewebes.

Seltener können Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Syphilis, Gürtelrose oder Borreliose die Ursache sein. Auch ein erhöhter Harnsäurespiegel, wie er bei Gicht vorkommt, kann gelegentlich eine Entzündung der Lederhaut hervorrufen.

In manchen Fällen kann die Erkrankung durch physische Traumata, wie Verletzungen oder operative Eingriffe, begünstigt werden. Trotz der zahlreichen bekannten Auslöser bleibt die genaue Ursache in einigen Fällen unklar. Dies erschwert die Diagnosestellung und macht eine umfassende augenärztliche Untersuchung umso wichtiger.

Symptome der Skleritis

Eine Skleritis geht häufig mit ausgeprägten Beschwerden einher, die den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen können. Charakteristisch ist ein intensiver, stechender oder drückender Schmerz, der oft in die umliegenden Gesichtspartien ausstrahlt.

Zusätzlich zeigen sich folgende Symptome:

  • Rötung des Auges: Die Verfärbung ist tiefer und dunkler als bei einer Bindehautentzündung, und die Blutgefäße treten deutlich hervor.
  • Schwellung der Lederhaut: Das betroffene Gewebe kann anschwellen und dunkler, teils bläulich verfärbt erscheinen.
  • Erhöhter Tränenfluss: Viele Betroffene leiden unter starkem Tränenfluss.
  • Lichtempfindlichkeit: Schon geringe Lichtreize können als unangenehm empfunden werden.
  • Beeinträchtigung der Sehschärfe: In schweren Fällen kann die Entzündung das Sehvermögen beeinträchtigen und zu unscharfem oder verschwommenem Sehen führen.

In fortgeschrittenen Stadien besteht das Risiko, dass die Lederhaut durch die Entzündung dünner wird, was die Stabilität des Auges gefährden und weitere Komplikationen nach sich ziehen kann.

Diagnose

Die Diagnose einer Skleritis erfordert eine präzise und umfassende Untersuchung durch einen Augenarzt. Ziel ist es, die Erkrankung klar von anderen Augenerkrankungen wie einer Bindehautentzündung zu unterscheiden und mögliche zugrunde liegende Ursachen zu identifizieren.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
Zu Beginn wird der Arzt Sie zu Ihren Symptomen und Ihrer Krankengeschichte befragen. Typische Fragen sind:

  • Seit wann bestehen die Beschwerden wie Schmerzen, Tränenfluss oder Lichtempfindlichkeit?
  • Gibt es in Ihrer Familie oder bei Ihnen bekannte Autoimmun- oder Infektionskrankheiten, wie Rheuma, Lupus oder Morbus Crohn?
  • Bestehen aktuell starke körperliche oder seelische Belastungen?

Untersuchung mit der Spaltlampe

Eine genaue Untersuchung des Auges erfolgt mithilfe der Spaltlampe. Mit diesem speziellen Gerät kann der Arzt die vorderen Strukturen des Auges beleuchten und vergrößert betrachten. So lassen sich Entzündungszeichen wie Schwellungen oder Veränderungen der Lederhaut erkennen und andere Ursachen für gerötete Augen ausschließen.

Weitere diagnostische Verfahren

In einigen Fällen können zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein:

  • Blutuntersuchung: Zur Identifikation möglicher Auslöser wie Infektionen oder Autoimmunerkrankungen.
  • Ultraschalluntersuchung: Zur Beurteilung tieferer Augenschichten und des Ausmaßes der Entzündung.
  • Bildgebende Verfahren (CT, MRT): Diese werden eingesetzt, um die Lederhaut und umliegende Strukturen detailliert darzustellen und andere Ursachen wie Tumore oder Fremdkörper auszuschließen.
  • Gewebebiopsie: Selten wird eine Gewebeprobe entnommen, um spezifische Entzündungsursachen zu klären.

Dank moderner diagnostischer Methoden können sowohl die Art der Lederhautentzündung als auch mögliche zugrunde liegende Erkrankungen zuverlässig festgestellt und eine gezielte Therapie eingeleitet werden.

Behandlung der Lederhautentzündung

Die Therapie einer Lederhautentzündung (Skleritis) richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung.

Lokale Behandlung mit Augentropfen und Augensalben

In vielen Fällen erfolgt die Behandlung zunächst lokal. Schmerz- und entzündungshemmende Augentropfen oder Augensalben können die Symptome lindern. Die Beschwerden klingen oft innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.

Medikamentöse Behandlung

  • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs): Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure können Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren. Sie werden in Tablettenform oder als Augentropfen angewendet.
  • Kortison (Kortikosteroide): Kortisonpräparate, als Augentropfen oder Tabletten, sind eine häufige Therapieoption bei stärker ausgeprägten Entzündungen.
  • Immunsuppressiva: Bei einer Autoimmunerkrankung als Ursache der Lederhautentzündung werden Immunsuppressiva wie Methotrexat, Azathioprin oder Cyclosporin A eingesetzt. Diese Medikamente unterdrücken das Immunsystem und verhindern eine weitere Entzündung.

Behandlung der Grunderkrankung

Wenn die Lederhautentzündung durch eine systemische Erkrankung wie Rheuma oder Lupus ausgelöst wird, muss die Grunderkrankung behandelt werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihrem Augenarzt und einem Rheumatologen ist in solchen Fällen ratsam.

Antibiotika oder antivirale Therapie

Ist eine Infektion der Auslöser der Entzündung, wird die Therapie durch gezielte antibiotische oder antivirale Medikamente ergänzt.

Operative Maßnahmen

In seltenen Fällen, wenn die Lederhaut durch die chronische Entzündung stark geschädigt ist und die Gefahr einer Perforation besteht, kann eine Operation erforderlich sein. Hierbei wird geschädigtes Gewebe repariert oder durch intaktes Gewebe aus anderen Körperstellen ersetzt.

Prognose

Die Aussichten für Patienten mit einer Skleritis hängen von einer frühzeitigen Diagnose und einer gezielten Therapie ab. Bei rechtzeitiger Behandlung lässt sich die Entzündung in vielen Fällen erfolgreich kontrollieren, sodass eine vollständige Genesung möglich ist.

In schwereren Verläufen oder bei unzureichender Therapie kann die Erkrankung jedoch dauerhafte Schäden an der Lederhaut und angrenzenden Strukturen verursachen, was zu bleibenden Sehstörungen führen kann.

Wie lange hält eine Lederhautentzündung an?

Die Dauer einer Lederhautentzündung hängt von der Art der Entzündung und dem individuellen Verlauf ab. Besonders die Unterscheidung zwischen einer Skleritis und einer Episkleritis ist dabei entscheidend, da beide Formen unterschiedliche Verläufe aufweisen können.

Die Skleritis zeigt je nach Patient ein sehr unterschiedliches Krankheitsbild. Häufig beginnt die Entzündung an einem Auge, kann jedoch bei etwa der Hälfte der Betroffenen später auch das zweite Auge betreffen.

  • Leichte Verläufe: In manchen Fällen schwillt die Lederhaut nur geringfügig an, und die Beschwerden bleiben begrenzt.
  • Chronische Verläufe: Bei etwa zwei Dritteln der Patienten nimmt die Skleritis einen chronischen Verlauf, wobei die Entzündung immer wiederkehrt. Ein Entzündungsschub kann in solchen Fällen mehrere Monate – in schweren Fällen sogar bis zu sechs Jahre – andauern.

Ohne rechtzeitige und angemessene Behandlung kann eine chronische Skleritis das Gewebe des Auges nachhaltig schädigen und zu bleibenden Sehstörungen führen. In seltenen Fällen besteht das Risiko einer Erblindung.

Wie kann ich eine Lederhautentzündung vorbeugen?

Im Gegensatz zu anderen Augenerkrankungen gibt es nur begrenzte Maßnahmen, um Skleritis gezielt vorzubeugen. Dennoch können bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden:

  • Gute Augenhygiene: Fassen Sie nicht mit ungewaschenen Händen in Ihre Augen
  • Kontaktlinsenpflege: Waschen Sie Ihre Hände gründlich, bevor Sie die Linsen berühren. Verwenden Sie nur empfohlene Reinigungslösungen und reinigen Sie den Linsenbehälter regelmäßig. Die Reinigungsflüssigkeit sollte täglich erneuert werden.
  • Vorerkrankungen im Blick behalten: Wenn Sie an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Gicht oder Morbus Crohn leiden, sollten Sie regelmäßig mit Ihrem Augenarzt sprechen.

Ist eine Lederhautentzündung ansteckend?

In den meisten Fällen ist eine Lederhautentzündung (Skleritis) nicht ansteckend, da sie selten durch Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze verursacht wird. Die häufigste Ursache sind Autoimmunerkrankungen, die keine Übertragungsgefahr darstellen.

Was ist der Unterschied zu einer Bindehautentzündung?

Der große Unterschied zu einer Bindehautentzündung ist, dass bei einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung) nur die Bindehaut des Auges entzündet ist und die Lederhaut nicht.

Fazit

Eine Lederhautentzündung ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die durch eine Entzündung der Sklera gekennzeichnet ist und in zwei Hauptformen – Skleritis und Episkleritis – unterteilt wird. Während die Episkleritis meist harmlos verläuft, kann die Skleritis unbehandelt zu dauerhaften Sehstörungen führen. Ursachen sind oft Autoimmunerkrankungen, aber auch Infektionen oder Verletzungen können eine Rolle spielen.  Um die Entzündung zu kontrollieren und Komplikationen vorzubeugen, ist eine rechtzeitige Diagnose sowie eine zielgerichtete Behandlung durch einen Augenarzt wichtig.

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