Kanaloplastik

Kategorien: Grüner Star - GlaukomPublished On: 21. Mai 2023Von 6,3 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

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Was ist der grüne Star?

Das Glaukom (Grüner Star) gehört zu den häufigen Augenerkrankungen. Dabei werden Sehnerven zerstört. Wenn das Glaukom nicht rechtzeitig erkannt wird, kann dies unter Umständen zu einer Erblindung führen. Häufig bleibt der Grüne Star lange unbemerkt, weil keine grösseren Beeinträchtigungen auftreten. Wenn das Glaukom dagegen rechtzeitig erkannt wird, dann sind oftmals spezifische Augentropfen die optimale Therapie.

Wenn diese medikamentöse Behandlung langfristig keinen Erfolg bringt und der Sehnervenschaden zunimmt, dann ist ein operativer Eingriff (Glaukomchirurgie) notwendig. Eine besonders schonende und patientenfreundliche Operationsmethode der Glaukomchirurgie ist die Kanaloplastik.

Was ist die Kanaloplastik?

Die Kanaloplastik ist eine patientenfreundliche und schonende Operationsmethode zur Behandlung eines Grünen Stars, das in der Regel durch einen hohen Augeninnendruck verursacht wird. Ein zu hoher innerer Augendruck entsteht dadurch, wenn das Kammerwasser des Auges nur eingeschränkt oder gar nicht abfliessen kann. Das Kammerwasser wird im Kammerwinkel als klare Flüssigkeit gebildet. Dieser besteht aus dem Trabekelmaschenwerk, der Schwalben-Linie und dem Schlemmkanal. Das Kammerwasser (Humor aquosus) wird durch das Trabekelmaschenwerk gefiltert. Der natürliche Abflussweg des Kammerwassers erfolgt über einen speziellen Abflusskanal.

Der Augeninnendruck ist das Verhältnis von Produktion und Abfluss des Humor aquosus. Wenn das Wasser nicht abfliessen kann, da die Abflusswege blockiert sind, dann entsteht ein höherer innerer Augendruck. Mit einem Grünes Star einhergehen oftmals auch Durchblutungsstörungen der Sehnerven. Ein gleichzeitig niedriger Blutdruck des Sehnervenkopfes und ein hoher Augeninnendruck sind besonders gefährlich und sollte durch eine Drucksenkung behandlet werden.

Bei einem gesunden Auge kann das Kammerwasser über den natürlichen Abflussweg durch den Abflusskanal, den sog. Schlemmschen Kanal, abfliessen. Dieser befindet sich im Winkel der Vorderaugenkammer. Mit der Kanaloplastik sorgt das Operationsteam dafür, dass dieser Schlemm-Kanal wieder seine Funktion erfüllen kann. Dabei wird bei der Kanaloplastik mit einem Mikrokatheter der Schlemm-Kanal aufgeweitet. Ausserdem legen die Ärzte einen Faden in den Schlemmkanal ein.

Die Kanaloplastik hält den Schlemm-Kanal dauerhaft offen und sorgt in der Folge für einen natürlichen Abfluss des Wassers und somit einer Drucksenkung. Mit der Kanaloplastik kann der Augeninnendruck deutlich gesenkt werden, sodass eine weitere Schädigung des Sehnervs stark reduziert bzw. verhindert wird.

Grüner Star und Kanaloplastik

Wenn der innerer Augendruck über einen längeren Zeitraum überdurchschnittlich hoch ist, dann steigt das Risiko für ein Glaukom und die Schädigung von Sehnerven. Der Grüne Star ist eine besonders häufige Erkrankung der Sehnerven. Ursachen für den Grünen Star sind ein hoher Augeninnendruck und eine Durchblutungsstörung.

An der Austrittsstelle des Sehnervs auf die Netzhaut gehen dann zunehmend Nervenfasern verloren, was zu grösseren Gesichtsfeldausfällen führt. Die Nervenfasern gehen unwiederbringlich verloren, sodass der Sehnervenkopf ausgehöhlt wird. Im Extremfall kann das betroffene Auge erblinden.

Das Wort Glaukom hat einen griechischsprachigen Ursprung und bezeichnet die blaugrüne Färbung der Pupille. Denn bei einem hohen Augeninnendruck entsteht eine Trübung der Cornea, die dann bei Lichtstreuung einen grünlichen Schimmer annimmt. Daher auch die Bezeichnung Grüner Star. Der Grüne Star ist eine langsame und schleichende Sehnervenschädigung.

Sie wird von betroffenen Patienten selbst erst spät im Krankheitsverlauf erkannt, wenn es zu konkreten Sehbeeinträchtigungen kommt. Eine frühe Erkennung und Behandlung des Glaukoms ist enorm wichtig. Denn die Schädigungen der Sehnerven sind irreversibel. Auch eine Kanaloplastik kann zerstörte Sehnerven nicht wiederherstellen.

Die Kanaloplastik ist eine Alternative zur Trabekulektomie, bei der ein künstlicher Abfluss für das im Auge befindliche Kammerwasser geschaffen wird. Die Trabekulektomie ist allerdings mit häufigeren Komplikationen als die Kanaloplastik verbunden. Darüber hinaus bietet die Kanaloplastik als schonendes Operationsverfahren einen schnelleren Heilungsverlauf, was die Dauer der Behandlung verkürzt.

Was ist der Schlemmsche Kanal?

Der Schlemmsche Kanal (Sinus venosus sclerae) oder auch Schlemm-Kanal ist ein Sammelrohr, das einem Lymphgefäss ähnelt und ringförmig in der Lederhaut verläuft. Er befindet sich im skleralen Anteil des Augenkammerwinkels, wo Iris und Hornhaut aufeinandertreffen. Sklera ist dabei die Lederhaut, die zusammen mit der Hornhaut den Augapfel aussen umhüllt und für die Formkonstanz des Augapfels sorgt.

Durch den Schlemm-Kanal läuft das Kammerwasser ab. Je nach Beeinträchtigung des Abflusses des Kammerwassers erhöht sich der innerer Augendruck, der zum Grünen Star führen kann. Bei der Kanaloplastik nimmt das Operationsteam einen chirurgischen Eingriff am Schlemm-Kanal vor.

Diagnose und Behandlung des Glaukoms

Die Messung des Augeninnendrucks gehört zur wichtigsten Diagnose eines Glaukoms. Der innerer Augendruck schwankt tageszeitlich und steigt in der Nacht häufig an. Daher muss unter Umständen auch ein Tagesdruckprofil erstellt werden, um die Schwankungen zu erkennen. Darüber hinaus wird das gesamte Auge mit einem Spaltlampenmikroskop und einer Lupe untersucht, um den Kammerwinkel und den Sehnervenkopf zu beurteilen.

Anhand der Form des Sehnervenkopfes kann der Augenarzt feststellen, ob ein Glaukom vorliegt. Zusätzlich findet eine Gesichtsfelduntersuchung statt, um die Funktion der Sehnerven zu prüfen.

Für die Grüne Star-Behandlung gibt es medikamentöse und operative Verfahren. Aber auch Kombinationslösungen sind möglich. Das Ziel jeder Glaukom-Behandlung ist es, dass der Augeninnendruck wieder ein normales Mass erreicht, sodass die Sehnerven nicht bzw. nicht weiter geschädigt werden. Die Therapie wird je nach Krankheitsfortschritt mit der schonendsten Behandlung begonnen.

Daher werden häufig zuerst drucksenkende Augentropfen verschrieben. Welche Augentropfen sinnvoll für den Patienten sind, ist eine individuelle Entscheidung durch den Augenarzt. Wenn der Grüne Star schon weiter fortgeschritten ist, dann kann eine Laserbehandlung oder eine Operation in Form der Kanaloplastik infrage kommen.

Wie läuft die Kanaloplastik ab?

Bei der Kanaloplastik wird kein künstlicher Abflusskanal angelegt. Der natürliche Augenabflusskanal bleibt stattdessen bei der Kanaloplastik erhalten. Mithilfe eines Mikrokatheters dehnt das Operationsteam den dünnen Augenabflusskanal auf, sodass die Augenflüssigkeit wieder natürlicherweise abfliessen kann. Die Kanaloplastik findet unter Vollnarkose statt und dauert etwa 45 Minuten.

Zu Beginn der Kanaloplastik öffnet das Operationsteam die Lederhaut an einer Stelle am Übergang zur Hornhaut. So kann das Operationsteam den Sinus venosus sclerae erreichen, der in der Lederhaut um die Hornhaut verläuft.

Anschliessend wird im Rahmen der Kanaloplastik ein Mikrokatheter durch den nur 0,25 mm dünnen Kanal geführt, was höchste Präzision erfordert. Danach zieht das Operationsteam den Mikrokatheter zurück. Dabei dehnt ein Gel (Viskoelastikum) den Kanal. Zusätzlich wird ein Faden in den Sinus venosus sclerae gelegt.

Das Ziel der Kanaloplastik ist es, dass der natürliche Schlemmkanal dauerhaft offenbleibt und das Kammerwasser ungehindert abfliessen kann. Zum Abschluss der Kanaloplastik deckt das Operationsteam den Sinus venosus sclerae ab und näht die Lederhaut wieder fest.

Komplikationen und Nachsorge

Die Kanaloplastik ist ein risikoarmes Operationsverfahren. Zu schweren Komplikationen kommt es sehr selten. Im Augeninneren können bei der Kanaloplastik Einblutungen entstehen, die aber innerhalb von ein paar Tagen in der Regel selbst verschwinden. In Einzelfällen ist es möglich, dass das Operationsteam den Mikrokatheder nicht vollständig durch den Schlemmschen Kanal schieben kann.

Wenn mit der Kanaloplastik der innere Augendruck nicht ausreichend gesenkt werden konnte, ist manchmal eine Nachoperation erforderlich.

Anfangs gibt es nach der Kanaloplastik eine starke Einschränkung der Sehfähigkeit, die aber von selbst zurückgeht. Daher ist für eine Kanaloplastik ein stationärer Aufenthalt von ein paar Tagen notwendig. Die Abschlussuntersuchung findet vier bis sechs Wochen nach der Kanaloplastik statt. Um den Heilungsprozess nicht zu gefährden, sollten die Patienten nicht am operierten Auge reiben.

Wenn Sie Fragen zur Kanaloplastik haben und weitere Informationen benötigen, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit unseren Augenärzten in Chur auf. Wir helfen Ihnen sehr gerne.

Quellen

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