Ist das Handy schädlich für die Augen?

Kategorien: Augen-InformationenPublished On: 30. Januar 2024Von 6,6 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

handy und augen

Handy in unserem Alltag: Kann es die Augen schädigen?

In unserer heutigen Gesellschaft, in der Technologie eine zentrale Rolle spielt, sind Handys aus unserem täglichen Leben kaum mehr wegzudenken. Sie sind zu einem ständigen Begleiter geworden, der es uns ermöglicht, in Verbindung zu bleiben, Informationen zu suchen und zu konsumieren sowie Unterhaltung zu geniessen. Diese Allgegenwart von Smartphones führt jedoch auch zu Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf unsere Gesundheit, insbesondere in Bezug auf unsere Augen. Die Frage, ob das Smartphone oder Tablet den Augen schaden kann, wird daher immer drängender, da immer mehr Menschen über augenbezogene Beschwerden klagen, die im Zusammenhang mit der intensiven, stundenlangen Nutzung von Mobilgeräten stehen könnten.

Übermässige Bildschirmzeit und digitale Augenbelastung

Die Problematik der digitalen Augenbelastung gewinnt mit der zunehmenden Verbreitung von Geräten wie Smartphones an Bedeutung. Viele Menschen verbringen einen Grossteil ihres Tages damit, auf den kleinen Display des Handys zu starren, sei es aus beruflichen Gründen, zum Nachrichtenaustausch oder zur Nutzung von Social Media. Diese ausgedehnte Bildschirmzeit kann eine Reihe von Symptomen hervorrufen, die gemeinsam als digitale Augenbelastung oder Computer Vision Syndrome bezeichnet werden. Zu diesen Symptomen gehören nicht nur trockene, gereizte und gerötete Augen, sondern auch verschwommenes Sehen, Kopfschmerzen und sogar Nacken- und Schulterbeschwerden. Die Ursache für das Auftreten von trockenen, roten Augen bei konzentrierter Betrachtung liegt in der verringerten Häufigkeit des Blinzelns der Augenlider. Bei einem entspannten Blick in die Ferne blinzeln Menschen in der Regel etwa 16 bis 22 Mal pro Minute. Dieser natürliche Blinzelprozess trägt dazu bei, die Augen ausreichend zu befeuchten. Diese Probleme entstehen, weil unsere Augen und Körper nicht für die lange, ununterbrochene Fokussierung auf nahe gelegene Objekte ausgelegt sind, wie es beim Lesen von Texten oder Betrachten von Bildern auf einem Handybildschirm der Fall ist. Sollten Sie diese Symptome feststellen, sollten Sie Ihren Augenarzt des Vertrauens aufsuchen.

Blaues Licht und seine Auswirkungen

Neben der digitalen Augenbelastung ist auch die Exposition gegenüber blauem Licht ein wichtiger Faktor, der bei der Smartphone-Nutzung zu bedenken ist. Blaues Licht, das von Bildschirmen ausgestrahlt wird, ist besonders energiereich und kann potenziell schädliche Auswirkungen auf die Augen haben. Es gibt Bedenken, dass langfristige und intensive Exposition gegenüber blauem Licht zu Schäden an der Netzhaut des Auges führen und das Risiko für Erkrankungen wie die Makuladegeneration erhöhen könnte. Darüber hinaus kann blaues Licht den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers stören, indem es die Produktion von Melatonin, einem Schlaf fördernden Hormon, unterdrückt. Dies kann zu Schlafstörungen führen, die weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, empfehlen Experten die Nutzung von Blaulichtfiltern auf Handys, besonders in den Stunden vor dem Schlafengehen, um die Exposition gegenüber blauem Licht zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern.

Näherungssicht und Myopie

Das Phänomen der zunehmenden Myopie, insbesondere bei jüngeren Generationen, wird häufig mit der intensiven Nutzung von Handys und anderen Bildschirmgeräten in Verbindung gebracht. Wenn das Auge zu lang gestreckt wird, kann dies oft zu trockenen Augen, zu Myopie und Kurzsichtigkeit führen. Dies wiederum führt dazu, dass Lichtstrahlen, die ins Auge eintreten, nicht korrekt auf der Netzhaut fokussiert werden, wodurch entfernte Objekte bei einem Blick in die Ferne unscharf erscheinen. Die fortwährende Konzentration auf nahe gelegene Bildschirme kann diesen Effekt verstärken und das Risiko für die Entwicklung oder Verschärfung von Myopie erhöhen. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für diese Entwicklung, da ihre Augen noch wachsen und sich verändern. Daher ist es wichtig, die Bildschirmzeit bei jungen Nutzern zu begrenzen und regelmässige Pausen zu fördern, um die Augengesundheit zu schützen.

Trockene Augen und Handygebrauch

Die Verbindung zwischen intensiver Handynutzung und dem Syndrom der trockenen Augen wird zunehmend deutlich. Das Syndrom der trockenen Augen ist gekennzeichnet durch eine unzureichende Befeuchtung der Augenoberfläche, was zu Unbehagen, Brennen und einem Gefühl der Sandigkeit in den Augen führen kann. Die ständige Fokussierung auf Handybildschirme trägt dazu bei, dass Nutzer seltener blinzeln, was normalerweise dazu dient, die Augenoberfläche zu befeuchten und zu reinigen. Diese reduzierte Blinzelrate kann die Entwicklung trockener Augen begünstigen oder bestehende Symptome verschlimmern. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, bewusste Anstrengungen zu unternehmen, um regelmässig zu blinzeln und gegebenenfalls künstliche Tränen oder Befeuchtungstropfen zu verwenden, um die Feuchtigkeit der Augen zu unterstützen.

Einfluss von Handys auf die Augen von Kindern

Die Sorge um die Augengesundheit von Kindern in Bezug auf die Handynutzung ist besonders gross. In einer Welt, in der Bildung und Unterhaltung zunehmend digitalisiert werden, verbringen Kinder immer mehr Zeit vor Bildschirmen. Diese erhöhte Bildschirmzeit kann nicht nur das Risiko für Myopie und digitale Augenbelastung erhöhen, sondern auch zu langfristigen Veränderungen in der Sehentwicklung führen. Es ist entscheidend, bei Kindern ein Bewusstsein für gesunde Bildschirmgewohnheiten zu schaffen, einschliesslich regelmässiger Pausen und der Förderung von Aktivitäten, die nicht an Bildschirme gebunden sind. Eltern und Erzieher spielen eine Schlüsselrolle bei der Etablierung dieser Gewohnheiten und sollten als Vorbilder für einen verantwortungsvollen Umgang mit Technologie dienen.

Verbindung zwischen hoher Bildung und Myopie

Interessanterweise gibt es auch Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen höherer Bildung und der Zunahme von Myopie (unscharfe Sehkraft) aufzeigen. Dies wird oft mit der erhöhten Zeit in Verbindung gebracht, die mit Lesen, Schreiben und anderen visuell intensiven Aufgaben verbracht wird, die typisch für akademische Umgebungen sind. Diese Aktivitäten fördern eine konstante Naharbeit, die die Augen belasten und das Risiko für die Entwicklung von Kurzsichtigkeit erhöhen kann. Die Theorie ist, dass die Augen unter dem Einfluss von konstanter Naharbeit eine Anpassung erfahren, die zu einer Verlängerung des Augapfels führt, was die Hauptursache für Myopie ist. Dies deutet darauf hin, dass nicht nur die Nutzung von Handys und anderen digitalen Geräten, sondern auch das Engagement in akademischen Aktivitäten und intensivem Studium zu einer erhöhten Belastung der Augen und potenziell zu einer Zunahme von Myopie beitragen kann.

Präventive Massnahmen und Tipps

Um die negativen Auswirkungen der Handy-Nutzung auf die Augen zu minimieren, ist es wichtig, proaktive Schritte zu unternehmen. Die Anwendung der 20-20-20-Regel, bei der alle 20 Minuten eine Pause von 20 Sekunden eingelegt wird, um auf etwas in 20 Meter Entfernung zu blicken, ist eine einfache Methode, um die Augen zu entspannen und die Fokussierung zu variieren. Des Weiteren können Anpassungen an den Bildschirmeinstellungen, wie die Reduzierung der Bildschirmhelligkeit und die Verwendung von Blaulichtfiltern, helfen, die Belastung der Augen zu verringern. Es ist auch ratsam, die allgemeine Bildschirmzeit auf wenige Stunden pro Tag zu begrenzen und sich regelmässig körperlich zu betätigen, um die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern. Schliesslich sind regelmässige Augenuntersuchungen unerlässlich, um frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen und zu behandeln.

Fazit: Kann die Nutzung vom Handy die Augen schädigen?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die intensive Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Geräten, gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, potenzielle Risiken für unsere Augengesundheit birgt, einschliesslich digitaler Augenbelastung, Exposition gegenüber blauem Licht, Myopie, Kurzsichtiges Sehen und trockenen Augen. Kinder sind besonders anfällig für diese Effekte, und es gibt auch Hinweise darauf, dass ein hohes Mass an Bildung und intensives Studium das Risiko für Myopie erhöhen können. Es ist wichtig, ein Bewusstsein für diese Risiken zu schaffen und proaktive Massnahmen zu ergreifen, um die Augengesundheit zu schützen. Durch die Begrenzung der Bildschirmzeit, die Anwendung von Strategien zur Reduzierung der Augenbelastung und die Förderung eines gesunden Lebensstils können wir die Vorteile unserer digitalen Geräte geniessen, ohne unsere Augen zu gefährden. Unsere Augenärzte in Chur stehen Ihnen bei Fragen rund um dieses Thema zur Verfügung.

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