Iridokorneales endotheliales Syndrom (ICE-Syndrom)

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 29. Juni 2023Von 7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

ice syndrom chur

Einleitung

Das Iridokorneale endotheliale Syndrom (ICE-Syndrom) ist eine seltene Erkrankung des vorderen Augenabschnitts, die durch abnormale Veränderungen im Gewebe des Hornhautendothels und der Iris gekennzeichnet ist. Es handelt sich um eine progressive Erkrankung, die zu einer Reihe von Symptomen und Komplikationen führen kann. Das ICE-Syndrom wurde erstmals in den 1970er Jahren beschrieben und wird seitdem weiter erforscht. In diesem Text werden wir das ICE-Syndrom detailliert betrachten, einschliesslich seiner Ursachen, Symptome, Diagnoseverfahren und Behandlungsoptionen.

Das ICE-Syndrom ist eine besondere Augenerkrankung, bei der eine unregelmäßige Beschaffenheit des Hornhaut-Endothels vorliegt. Dies kann zu variierendem Ausmaß an Hornhautödem, Iris-Atrophie und der Entstehung von Sekundärglaukom führen. Iris-Atrophie bezeichnet den Zustand, in dem die Iris, also der farbige Teil des Auges, degeneriert oder schrumpft. Normalerweise hat die Iris eine gleichmäßige Struktur und Form, aber bei einer Atrophie werden die Irisgewebe geschwächt oder abgebaut, was zu einer Veränderung ihrer Farbe, Textur und Größe führen kann.

Ursachen des ICE-Syndroms

Die genaue Ursache des ICE-Syndroms ist noch nicht vollständig verstanden. Es wird jedoch angenommen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können, da familiäre Fälle der Erkrankung beobachtet wurden. Darüber hinaus wird vermutet, dass das ICE-Syndrom mit einer abnormen Migration von Zellen des Hornhautendothels und der Iris in Verbindung steht.

Klassifikation des ICE-Syndroms

Die Krankheitsbilder des ICE-Syndroms werden in drei Haupttypen unterteilt: Typ 1, Typ 2 und Typ 3. Jeder Typ weist spezifische Merkmale auf, die im Folgenden näher erläutert werden.

ICE-Syndrom: Typ 1,

Typ 1 des ICE-Syndroms ist die häufigste Form der Erkrankung und betrifft meist junge Frauen im mittleren bis fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Eine charakteristische Eigenschaft von Typ 1 ist das Vorhandensein von Iris-Naevi, die gutartige Iris-Tumoren darstellen. Diese Tumoren können zu einem deutlichen Farbunterschied zwischen den beiden Augen führen. Zusätzlich zu den Iris-Naevi können Patienten mit Typ 1 eine Verdickung und Verwölbung der Hornhaut sowie eine Verklebung zwischen der Hornhaut und der Iris aufweisen. Dies kann zu Symptomen wie verminderter Sehschärfe, Blendempfindlichkeit, Augenschmerzen und einem erhöhten Risiko für Glaukom führen.

ICE-Syndrom: Typ 2

Typ 2 des ICE-Syndroms ist seltener als Typ 1 und betrifft meist ältere Menschen. Im Gegensatz zu Typ 1 ist die Hornhaut bei Typ 2 dünner und weniger verwölbt. Ein charakteristisches Merkmal von Typ 2 sind röhrchenförmige Hornhautzysten, die im Hornhautendothelgewebe eingebettet sind. Diese Zysten können zu einer Trübung der Hornhaut und einer Beeinträchtigung des Sehvermögens führen. Zusätzlich zu den Symptomen, die auch bei Typ 1 auftreten können, können Patienten mit Typ 2 eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und Verzerrungen im zentralen Sehen erfahren.

ICE-Syndrom: Typ 3

Typ 3 des ICE-Syndroms ist äusserst selten und stellt eine schwerwiegendere Form der Erkrankung dar. Es betrifft häufig Männer und kann bereits im Kindesalter auftreten. Typ 3 ist durch das Vorhandensein von irisähnlichen Membranen im vorderen Augenabschnitt gekennzeichnet, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Sehvermögens führen können. Zusätzlich zu den Symptomen der anderen Typen kann Typ 3 des ICE-Syndroms zu einer fortschreitenden Hornhauttrübung, Hornhautvernarbung und sekundären Glaukom führen.

Symptome des ICE-Syndroms

Die Symptome des ICE-Syndroms können je nach Typ und individuellem Fall variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Verminderte Sehschärfe: Betroffene können eine allmähliche Verschlechterung der Sehkraft feststellen.
  • Blendempfindlichkeit: Das Sehen bei hellem Licht oder bei Blendung kann schwierig sein.
  • Augenschmerzen: Patienten können Schmerzen oder Unbehagen im Bereich des betroffenen Auges verspüren.
  • Verzerrtes Sehen: Verzerrungen oder Veränderungen im zentralen Sehen können auftreten.
  • Rötung und Reizung: Das betroffene Auge kann gerötet sein und Irritationen verursachen.
  • Erhöhter Augeninnendruck: In einigen Fällen kann das ICE-Syndrom zu einem erhöhten Augeninnendruck führen, was das Risiko für Glaukom erhöht.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome je nach individuellem Fall unterschiedlich sein können und nicht alle Patienten alle Symptome aufweisen.

Diagnose des ICE-Syndroms

Die Diagnose des ICE-Syndroms beinhaltet eine gründliche Untersuchung der Augen und eine Bewertung der Symptome. Ihr Augenarzt wird verschiedene diagnostische Verfahren verwenden, um das Vorhandensein des ICE-Syndroms zu bestätigen und den Typ zu bestimmen. Zu den häufig verwendeten diagnostischen Tests gehören:

  • Visuelle Untersuchung: Ihr Augenarzt wird Ihre Sehkraft überprüfen und auf Anzeichen von Trübung, Verwölbung oder Veränderungen der Iris achten.
  • Spaltlampenuntersuchung: Eine Spaltlampe ermöglicht eine detaillierte Untersuchung der vorderen Strukturen des Auges, einschliesslich der Hornhaut und der Iris.
  • Hornhauttopographie: Dieser Test misst die Form und Krümmung der Hornhaut, um Anomalien zu identifizieren.
  • Hornhautdickenmessung: Eine Ultraschalluntersuchung kann verwendet werden, um die Dicke der Hornhaut zu messen und festzustellen, ob sie im Vergleich zu normalen Werten abnorm dünn ist.
  • Augendruckmessung: Ihr Facharzt für Augenheilkunde wird den Augeninnendruck messen, um festzustellen, ob ein erhöhtes Risiko für Glaukom besteht.
  • Hornhautendothelzellzählung: Dieser Test misst die Anzahl und Qualität der Endothelzellen der Hornhaut, um Abnormalitäten zu erkennen.

Behandlung des ICE-Syndroms

Die Behandlung des Iridokornealen endothelialen Syndroms konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Beeinträchtigungen zu verhindern. Die Behandlungsoptionen können je nach Typ und Schweregrad der Erkrankung variieren.

Medikamentöse Behandlung

Bei einigen Patienten kann eine medikamentöse Behandlung zur Kontrolle des erhöhten Augeninnendrucks und zur Verringerung des Risikos für Glaukom empfohlen werden. Augentropfen, die den Augeninnendruck senken, können verschrieben werden.

Chirurgische Behandlung

In fortgeschrittenen Fällen des Iridokornealen endothelialen Syndroms, insbesondere bei schwerem Glaukom oder Trübung der Hornhaut, kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein. Zu den möglichen chirurgischen Eingriffen gehören:

  • Trabekulektomie: Eine Operation zur Schaffung eines neuen Drainagesystems, um den Augeninnendruck zu senken.
  • Hornhauttransplantation: Bei schwerer Trübung oder Vernarbung der Hornhaut kann eine Hornhauttransplantation erforderlich sein, um das Sehvermögen zu verbessern.
  • Iridektomie oder Iridotomie: Bei Glaukom kann eine chirurgische Öffnung der verklebten Iris erforderlich sein, um den Kammerwinkel freizugeben und den Abfluss des Kammerwassers zu erleichtern.

Symptomatische Behandlung

Die Behandlung von Symptomen wie Blendempfindlichkeit, Augenschmerzen und Reizungen kann die Verwendung von Sonnenbrillen, befeuchtenden Augentropfen und entzündungshemmenden Medikamenten umfassen. Eine regelmässige augenärztliche Untersuchung ist wichtig, um Veränderungen zu überwachen und das Fortschreiten der Krankheit zu überwachen.

Prognose und Langzeitmanagement

Die Prognose für das ICE-Syndrom hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich des Typs der Erkrankung, des Schweregrads der Symptome und des Ansprechens auf die Behandlung. In einigen Fällen kann das ICE-Syndrom zu einer fortschreitenden Beeinträchtigung des Sehvermögens führen. Ein frühzeitiges Management, eine regelmässige Überwachung und eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Augenarzt sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und das Sehvermögen so gut wie möglich zu erhalten.

Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass das ICE-Syndrom eine seltene Erkrankung ist und daher möglicherweise spezialisierte Augenärzte oder Kliniken mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung benötigt werden.

Differentialdiagnosen

Es existieren drei weitere Krankheitsbilder mit ähnlichen Diagnosen, die dem Iridokornealen endothelialen Syndroms gegenübergestellt sind.

Hintere polymorphe Hornhautdystrophie

Bei dieser Form der Hornhautdystrophie handelt es sich um eine autosomal-dominante Krankheit, die bei einer mikroskopischen Untersuchung Ähnlichkeiten mit dem ICE-Syndrom aufweist. Dabei weisen die mehrschichtigen Endothelzellen ein Aussehen und Verhalten auf, das dem von Epithelzellen oder Fibroblasten ähnelt.

Anridie (Iris-Hypoplasie)

Die Aniridie ist eine angeborene Krankheit, die bilateral auftritt und durch das Fehlen der Iris gekennzeichnet ist. In der Regel ist ein rudimentärer Rest der Iris vorhanden. Neben dem Fehlen der Iris zeigt sich die Krankheit durch Grauen Star, Glaukome und eine Trübung der Hornhaut, die als Hornhautpannus bezeichnet wird. Zusätzlich können Patienten eine Unterentwicklung der Fovea und des Sehnervs aufweisen, was zu einer beeinträchtigten Sehschärfe führt (weniger als 20/100). Weitere Symptome können Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen) und Schielen sein.

Axenfeld-Rieger-Syndrom

Das Axenfeld-Rieger-Syndrom ist eine angeborene Krankheit, die bilateral auftritt und eine heterogene Erscheinungsform hat. In den meisten Fällen wird sie autosomal-dominant vererbt, kann jedoch auch sporadisch auftreten. Die Krankheit betrifft Entwicklungsstörungen im Vorderkammerwinkel, der Iris und im Trabekelnetzwerk des Auges.

Zusammenfassung

Das Iridokorneale endotheliale Syndrom (ICE-Syndrom) ist eine seltene Erkrankung des vorderen Augenabschnitts, die zu Veränderungen im Gewebe des Hornhautendothels und der Iris führt. Es gibt drei Haupttypen des ICE-Syndroms, die sich in ihren Merkmalen und Symptomen unterscheiden. Eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern. Eine regelmässige augenärztliche Untersuchung und eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Augenarzt sind wichtig, um die Sehkraft zu erhalten und eine optimale Lebensqualität zu gewährleisten.

Nach oben