Horner-Syndrom

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 19. Juli 2022Von 5 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

horner syndrom

Wissenswertes zum Horner-Syndrom

Das Krankheitsbild Horner-Syndrom zählt zu den spezifischen Nervenschädigungen der Augenmuskeln. Der Name Horner-Syndrom geht auf den aus der Schweiz stammenden Augenarzt Johann F. Horner zurück, der das Phänomen erstmals im Jahr 1869 beschrieb. Das Horner-Syndrom gilt nicht als eine eigenständige Krankheit, sondern umfasst ein aus drei Symptomen bestehendes Beschwerdebild. Auf der betroffenen Gesichtshälfte ist die Pupillenweite kleiner als ihr Pendant und das Lid hängt.

Definition Horner-Syndrom

Die beim Horner-Syndrom vorliegende Nervenschädigung zeigt eine sogenannte Symptom-Trias, die aus drei konkreten Symptomen besteht:

  • Herabhängen des oberen Augenlids (Ptosis)
  • Verengung der Pupille (Miosis)
  • geringfügiges Einsinken des Augapfels in den Bereich der Augenhöhle (Enophthalmus)

Üblicherweise entsteht das Horner-Syndrom durch die Lähmung durch den Sympathikus innervierten glatten Augenmuskulatur. Ursachen für die Lähmung des Sympathikus können neben Traumata vor allem Infarkte des Hirnstammes, Pancoast-Tumoren oder eine andere Schädigung des Ganglion stellatum sein. Das Horner-Syndrom ist auch unter den Bezeichnungen Horner Symptomenkomplex, Horner-Trias sowie Hornersches Syndrom bekannt, aus Miosis, Ptosis und Enophthalmus (genauer Pseudoenophthalmus), der verschiedene Ursachen haben kann. Es betrifft in der Regel nur eine Hälfte des Gesichts und dementsprechend nur ein Auge. Es kann sowohl als alleiniges Syndrom vorkommen als auch in Folge einer Erkrankung, bei der die Nervenfasern reissen, die für die Verbindung zwischen Gehirn und Auge zuständig sind. Symptome wie Gefäßerweiterung und verminderte Schweißsekretion können bei einem Ausfall des Sympathikus m betroffenen Gesichtsteil auftreten.

Entstehung des Horner-Syndroms

Die Nervenfasern, die das Auge und das Gehirn miteinander verbinden, verlaufen entlang des Rückenmarks. Wenn dieser Verlauf an irgendeiner Stelle unterbrochen wird, kommt es zum Horner-Syndrom. Das Krankheitsbild kann im Sinne einer allmählichen Schädigung entstehen, aber auch in akuter Form (neurologischer Notfall).

Grundsätzlich kommen sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten infrage, die eine Unterbrechung der Nerven hervorrufen, darunter beispielsweise Lungenkrebs, generell Tumore, ein Aneurysma (Aussackung) an der Aorta, eine Vergrösserung der Schilddrüse (Struma) oder auch ein Neuroblastom (Krebserkrankung im Bereich des Nervensystems). Auch bei einem Schlaganfall zeigt sich häufig das Horner-Syndrom.

Die Erkrankung kann darüber hinaus auch angeboren sein. In dem Fall sind unter anderem Fehlstellungen oder auch Anomalien im Bereich des Halses beziehungsweise der Halswirbel für ein Abklemmen der Nerven verantwortlich. Eine weitere Ursache kann auch die Erkrankungen der Arteria carotis, der Hauptschlagader des Halses sein. Die Arteria carotis versorgt insbesondere das Gehirn mit Blut.

Typische Symptome des Horner-Syndroms

Das Horner-Syndrom äussert sich üblicherweise einseitig am Auge, hier in den Bereichen Pupille, Augenlid und Augenhöhle. Betroffene nehmen eine Einschränkung ihrer Sehkraft im Dunkeln wahr. Die Pupille ist verengt, was zu einer Verringerung des auf die Netzhaut fallenden Umgebungslichts führt. Das Herabhängen des Augenlids ist beim Horner-Syndrom einer Lähmung des als Müller-Muskel bezeichneten Oberlid-Muskels geschuldet. Die leichte Zurückverlagerung des Auges in den Bereich der Augenhöhle entsteht durch den Ausfall eines Muskels (Musculus orbitales).

Zusätzlich zu den drei typischen Hauptsymptomen zeigen sich beim Horner-Syndrom oftmals weitere Symptome. Dazu zählen etwa eine Rotfärbung und leichte Erwärmung der betroffenen Gesichtshälfte aufgrund einer Erweiterung der Gefässe. Auch eine verminderte Schweissabsonderung kann in dem Areal vorkommen, da die geschädigten Nervenfasern diese nur noch unzureichend regulieren können.

Diagnostik des Horner-Syndroms

Das klinische Feststellen des Horner-Syndroms wird zunächst durch die Blickdiagnostik vorgenommen. Das typische Erscheinungsbild, das sich durch eine einseitige Pupillenverengung, den zurückgesunkenen Augapfel und das herabhängende Augenlid darstellt, ist für den Facharzt leicht zu erkennen.

Zur Sicherung der Diagnose des Horner-Syndroms kommen verschiedene Untersuchungen infrage. Die Weite der Pupille wird in Helligkeit und Dunkelheit mit einem Pupillometer gemessen. Weiterhin erfolgt ein Augentropfen-Test mit therapeutischem Kokain. Das nicht betroffene Auge erweitert sich dadurch, das vom Horner-Syndrom betroffene Auge hingegen nicht. Durch CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) lässt sich abklären, welche Schädigung für die Störung der Nervenfasern verantwortlich ist.

Entscheidend ist im weiteren Verlauf eine Diagnostik der zugrunde liegenden Krankheitsursache. Im Fokus steht hier eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachärzten für Neurologie.

Therapie des Horner-Syndroms

Das Horner-Syndrom kann im Sinne der Beseitigung der drei Hauptsymptome nicht behandelt werden. Relevant ist eine Behandlung der Ursachen, die diesen Symptomkomplex hervorgerufen haben. Demnach bedeutet eine Therapie des Horner-Syndroms eine Behandlung der Grunderkrankung. Nicht immer hat dies zur Folge, dass die Symptome vollständig verschwinden. Auch das richtet sich wesentlich nach dem Auslöser. Eine Verbesserung kann im Fall einer erfolgreichen Therapie des allgemeinen Gesundheitszustands aber in der Regel erwartet werden.

Prognose beim Horner-Syndrom

Die Prognose beim Verlauf des Horner-Syndroms hängt sehr entscheidend davon ab, wie früh die Symptome erkannt wurden und welche Grunderkrankung ursächlich verantwortlich ist. Sollte der Nerv vollständig durchtrennt sein, lassen sich die Symptome des Horner-Syndroms nicht mehr nennenswert verbessern. Bei einer zeitnahen Feststellung des Krankheitsbildes kann die Symptomatik hingegen vollständig abklingen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn beim betroffenen Nerv noch keine langfristige Schädigung vorliegt.

In den meisten Fällen handelt es sich bei den auslösenden Grunderkrankungen um schwere Krankheiten. Um diese frühzeitig zu erkennen und zu behandeln ist es wichtig, dass Betroffene sehr schnell einen Augenarzt aufsuchen, wenn sie die beschriebenen Symptome bei sich feststellen. Vermeiden durch vorbeugende Massnahmen lässt sich das Horner-Syndrom jedoch nicht.

Fazit

Der seltene Symptomkomplex Horner-Syndrom entsteht im Rahmen einer Grunderkrankung, die auslösend verantwortlich ist. Diese zugrunde liegende Krankheit führt zu einer Schädigung der Nervenfasern, die mit dem Auge unmittelbar verbunden sind. Die sichtbaren Merkmale sind ein herabhängendes Oberlid, eine Verengung der Pupille sowie ein leicht eingesunkener Augapfel.

Das Horner-Syndrom selbst lässt sich durch eine Therapie weder behandeln noch beheben. Behandelt werden muss hingegen so früh wie möglich die Krankheit, die zum Horner-Syndrom geführt hat. Hier ist das frühe Aufsuchen eines Augenarztes erforderlich, damit weitere und vor allem auch bleibende Schäden möglichst vermieden werden können.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 703.
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