Glaskörperblutung

Kategorien: GlaskörperPublished On: 29. Juni 2022Von 8 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

glaskoerperblutung

Glaskörperblutung – eine häufige Ursache für Sehbeschwerden

Bei dem Glaskörper handelt es sich um den grössten Anteil des Auges, der für die konstante, prallelastische Form des Augapfels verantwortlich ist. Die Glaskörperblutung stellt eine recht weit verbreitete Augenkrankheit dar. Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass die Häufigkeit etwa zwischen 5 und 7 Fällen pro 100.000 Einwohnern liegt – wobei das Auftreten in verschiedenen Weltregionen erhebliche Unterschiede aufweisen kann. Die Folgen fallen ebenfalls ganz unterschiedlich aus. Sie reichen von einem leichten Schleier im Sichtfeld bis hin zu einem beinahe vollständigen Verlust des Sehvermögens. Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Krankheitsbild, die Ursachen, die Symptome sowie über einige weitere Aspekte der Glaskörperblutung.

Was versteht man unter einer Glaskörperblutung?

Der Glaskörper ist der grösste Bestandteil des Auges. Er liegt genau im Zentrum – zwischen Linse und Netzhaut. Dabei handelt es sich um ein gelartiges Gebilde, das zum grössten Teil aus Wasser besteht. Für die Struktur sorgt ein feines Netz aus Kollagenfasern, welches jedoch weniger als ein Prozent des Glaskörpers ausmacht. Hinzu kommt etwas Hyaluronsäure, welche eine hohe Kapazität für die Bindung von Wasser aufweist. Auf diese Weise kommt es zu der gelartigen Konsistenz. Diese Mischung ist vollkommen durchsichtig. Das bedeutet, dass das Licht ungehindert von der Linse zur Netzhaut gelangen kann.

Der Glaskörper selbst weist keine Blutgefässe auf. Allerdings sind diese in der direkten Umgebung in grosser Anzahl vorhanden. Wenn diese verletzt oder undicht werden, kann Blut aus ihnen austreten und es kann zu einer Einblutung des Glaskörpers kommen. Falls dieses in den Glaskörper gelangt, spricht man von einer Glaskörperblutung. Da das Blut im Gegensatz zum Glaskörper nicht durchsichtig ist, beeinträchtigt es die Sicht im Gesichtsfeld. Darüber hinaus sind noch schwerwiegendere Komplikationen und Folgen möglich. Beispielsweise begünstigt die Glaskörperblutung eine Netzhautablösung. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, diese Erkrankung ernst zu nehmen, auch wenn die Symptome in den meisten Fällen zunächst nicht allzu schwerwiegend erscheinen.

Die Ursachen der Glaskörperblutung

Für die Glaskörperblutung kommen mehrere Ursachen infrage. Diese werden in Verletzungen aufgrund mechanischer Krafteinwirkung und krankheitsbedingte Blutungen unterteilt.

Die mechanische Krafteinwirkung stellt die deutlich häufigere Ursache für die Blutungen im Glaskörper dar. Oftmals handelt es sich dabei um ein stumpfes Augentrauma, das beispielsweise durch einen Schlag auf den Kopf ausgelöst wird – etwa bei einem Sturz oder bei einem Unfall. Besonders schwerwiegend – allerdings seltener – ist die penetrierende Augenverletzung. Dabei dringt ein Fremdkörper direkt in das Auge ein. Eine weitere Möglichkeit stellt die akute Glaskörperabhebung dar.

Das bedeutet, dass sich der Glaskörper von der Netzhaut ablöst. Die Ursache hierfür ist in der Regel eine altersbedingte Schrumpfung des Glaskörpers. Bei Kleinkindern tritt die Glaskörperblutung häufig aufgrund eines Schütteltraumas auf – wenn eine erwachsene Person das Kind stark schüttelt. Schliesslich kommt als mechanische Ursache eine Subarachnoidalblutung infrage – eine Blutung der Hirnhaut. Aber auch bei Frühgeburten ist das Risiko einer Glaskörperblutung höher, da diese oftmals noch beatmet werden und somit der Sauerstoffgehalt im Blut ansteigt. Durch den vermehrten Sauerstoffgehalt im Blut wird die Entwicklung der Netzhaut, die normalerweise bis kurz vor Geburt andauert, gehemmt. So kann es zu einer mangelhaften Ausbildung und zur Verödung von Gefäßen kommen. Diese Gefäße Verlaufen oft nicht nur an der Netzhaut, sondern auch im Glaskörper und bilden dann auch Bindegewebsstränge und -membranen. Eine erheblliche Zugwirkung auf die Netzhaut kann eine Folge sein, die mit der Gefahr der Netzhautablösung oder einer eventuellen Glaskörperblutung einhergeht. Das Gewebe der Gefäße, der Stränge und der Netzhaut kann so miteinander verwachsen und eine Narbe bilden. Eine Folge der Vernarbung kann die Leukokorie Erkrankung sein.

Im Bereich der krankheitsbedingten Ursachen ist insbesondere die diabetische Retinopathie zu nennen. Dabei handelt es sich um eine Schädigung der Blutgefässe in der Netzhaut, die auf die Zuckerkrankheit zurückzuführen ist. Weitere krankheitsbedingte Ursachen sind die Netzhautablösung, der Netzhautriss sowie ein Verschluss der Netzhautvenen. Die feuchte Makuladegeneration – eine altersbedingte Verschlechterung der Gefässmembran im Bereich der Retina – stellt eine weitere Möglichkeit dar.

Welche Symptome treten auf?

Da der Glaskörper überwiegend aus Wasser besteht, wird das eindringende Blut stark verdünnt. Auf diese Weise entsteht eine rötlich-gelbliche Färbung, die die Sicht beeinträchtigt. Die Betroffenen bemerken dies an einem leichten Schleier in der entsprechenden Farbe. Darüber hinaus ist die Sicht verschwommen. Hinzu kommen oftmals dunkle Flecken im Sichtfeld, die manchmal auch als „Russregen“ oder als „fliegende Mücken“ beschrieben werden. Auch Lichtblitze können auftreten.

Je stärker die Blutung ist, desto stärker ist auch die Beeinträchtigung des Sehvermögens. In schwereren Fällen können die Patienten beispielsweise keine Farben mehr erkennen, sondern nur noch die Unterschiede zwischen hell und dunkel wahrnehmen. In sehr schweren Fällen kommt es sogar zu einem beinahe vollständigen Verlust der Sehfähigkeit. Dies ist jedoch sehr selten. Schmerzen treten bei der Glaskörperblutung in der Regel nicht auf.

Hinzu kommt, dass die Blutung von aussen normalerweise gut sichtbar ist. Das bedeutet, dass sich diese bei einer Betrachtung im Spiegel gut erkennen lässt. Auch aussenstehende Personen werden normalerweise schnell auf dieses Problem aufmerksam. Deshalb ist es praktisch nicht möglich, dass eine Glaskörperblutung nicht erkannt wird.

Wann ist es notwendig, zum Augenarzt zu gehen?

Sollten die oben genannten Symptome auftreten, ist es ratsam, stets einen Augenarzt aufzusuchen. Die Beschwerden bleiben ohne Behandlung meistens bestehen oder sie werden sogar noch umfangreicher. Je früher die Behandlung beginnt, desto höher sind ausserdem die Erfolgsaussichten. Darüber hinaus sind für die Glaskörperblutung manchmal andere schwerwiegende gesundheitliche Probleme verantwortlich. Diese machen ebenfalls eine Behandlung notwendig. Eine Untersuchung durch den Augenarzt schafft auch in diesem Bereich Klarheit.

Von sehr leichten Fällen abgesehen ist es bei einer Glaskörperblutung ausserdem nicht möglich, normal zu arbeiten oder die alltäglichen Aufgaben im Haushalt zu erledigen, da das Gesichtsfeld durch die EInblutung eingeschränkt ist. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, möglichst schnell einen Augenarzt aufzusuchen. Falls sich die Beschwerden nach einem Unfall bemerkbar machen, kann es sogar ratsam sein, einen Notarzt zu rufen. Bei einer Glaskörpertrübung hingegen ist normalerweise keine Therapie notwendig. Die Glaskörpertrübung auch „Mouches volantes“ genannt, werden von den Betroffenen als störend empfunden. Es treten doch meist keine weiteren Komplikationen auf, sodass diese Trübungen meist von alleine verschwinden.

Wie lässt sich die Glaskörperblutung erkennen?

Aufgrund der recht eindeutigen Symptome ist es in der Regel sehr einfach, eine Glaskörperblutung zu erkennen. Dennoch verfügt der Augenspezialist über verschiedene Mittel, die nicht nur die Diagnose bestätigen können, sondern die auch dabei helfen, die Ursache für die Beschwerden zu ermitteln. Eine Möglichkeit besteht darin, einen Augenspiegel durchzuführen. In der Fachsprache wird dieses Verfahren als Ophthalmoskopie bezeichnet.

Dabei betrachtet der Facharzt den Augenhintergrund. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein Kontaktglas zu verwenden, um ins Innere des Glaskörpers zu blicken. Auf diese Weise ist es möglich, festzustellen, ob sich Blut darin befindet. Bei kleineren Blutungen bleibt der Glaskörper ausreichend transparent, sodass es hierbei auch möglich ist, die Ursache der Blutung zu erkennen. Ist dies nicht der Fall, ist zu diesem Zweck eine Ultraschall-Untersuchung notwendig. Weitere Alternativen stellen die Fluoreszenzangiografie, die optische Kohärenztomografie und die Vitrektomie dar.

Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen?

Welche Massnahmen notwendig sind, hängt stets von der Intensität der Blutung und von der Häufigkeit des Auftretens ab. Wenn die Glaskörperblutung nicht allzu stark ist und wenn sie das erste Mal aufgetreten ist, kann es sinnvoll sein, einige Tage abzuwarten. Dabei ist es wichtig, das Auge so weit wie möglich ruhigzustellen und ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Häufig klingen die Beschwerden dann ohne weitere Massnahmen ab.

Falls keine Besserung eintritt, ist eine Laserkoagulation sinnvoll – genau wie in schwereren Fällen oder bei häufigem Auftreten. Dabei kommt ein Laser zum Einsatz, um die Blutung zu stillen. Manchmal ist auch eine Operation notwendig. Dabei entfernt der Arzt den kompletten Glaskörper und ersetzt ihn durch ein Silikonöl, durch Kochsalzlösung oder durch ein Gas. Sollte ein Riss oder ein anderer Schaden an der Netzhaut vorhanden sein, ist es wichtig, diesen ebenfalls zu behandeln.

Prognose und Krankheitsdauer

Die Prognosen für die Heilung sowie die Krankheitsdauer sind von Fall zu Fall verschieden. Sollte es gelingen, die Blutung zu stillen, baut der Körper das Blut im Glaskörper von alleine ab. Die Resorptionsrate liegt dabei jedoch nur bei etwa einem Prozent pro Tag. Das heisst, dass es mehrere Monate dauert, bis die Beschwerden verschwinden. Bemerkenswert ist, dass die Heilung bei älteren Patienten normalerweise schneller abläuft als bei jüngeren. In vielen Fällen bleiben jedoch dauerhafte Trübungen zurück.

Welche Vorbeugemassnahmen sind möglich?

Direkte Vorbeugemassnahmen gegen die Glaskörperblutung sind in der Augenheilkunde nicht möglich. Allerdings ist es sinnvoll, den zugrundeliegenden Krankheiten vorzubeugen. Eine häufige Ursache für diese Beschwerden stellt die Diabetes dar. Daher ist es sinnvoll, auf einen übermässigen Zuckerkonsum zu verzichten und eine regelmässige ärztliche Kontrolle durchführen zu lassen. Auch ein hoher Blutdruck erhöht das Risiko für eine Glaskörperblutung. Deshalb ist es auch in diesem Bereich sinnvoll, Vorbeugemassnahmen umzusetzen.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 609.
  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 301-302.
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