Gesichtsfeldausfall (Skotom)

Kategorien: Gesichtsfeldausfall - SkotomPublished On: 25. März 2023Von 6,4 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

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Das Skotom – Einführung

Ein Gesichtsfeldausfall, auch als Skotom bekannt, beeinträchtigt das Sehvermögen eines Patienten. Je nach Ursache und Form des Skotoms kann eine Person einen Teil oder den gesamten Bereich ihres Sichtfeldes nicht mehr wahrnehmen. Skotome können sowohl auf einem Auge als auch auf beiden auftreten.

Die möglichen Ursachen eines Skotoms sind vielfältig und schränken die Patienten teilweise erheblich in ihren alltäglichen Aktivitäten ein. Menschen, die unter schweren Formen des Gesichtsfeldausfalls leiden, haben Schwierigkeiten beim Führen von Kraftfahrzeugen, beim Lesen und bei anderen Tätigkeiten, die eine unbeeinträchtigte Sicht erfordern.

Wer Symptome eines Skotoms bei sich erkennt, sollte umgehend einen Arzt konsultieren: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und das Sehvermögen so weit wie möglich zu erhalten. Zu bedenken ist, dass das Skotom Ausdruck einer schweren und behandlungsbedürftigen Grunderkrankung sein kann.

Wie äussert sich ein Gesichtsfeldausfall?

Das Sichtfeld bezeichnet den visuell wahrnehmbaren Bereich der Umgebung, während der Kopf aufrecht steht und die Augen geradeaus blicken. Mit beiden Augen (binokular) nimmt ein gesunder Mensch nahezu 180 Grad nach links und rechts gleichzeitig wahr. Ein Bereich von etwa 70 Grad nach unten und 60 Grad nach oben kann ebenso gesehen werden.

Im zentralen Bereich, in dem sich die Sichtfelder beider Augen überlappen, ist die Sehschärfe am stärksten.
Die Wahrnehmung zum äusseren Rand des Gesichtsfeldes hin wird zunehmend unscharf, sodass auch gesunde Menschen in diesen Randbereichen Farben und Muster nicht mehr vollständig korrekt erfassen können.

Ein Gesichtsfeld-Ausfall verursacht verschiedene Symptome, die das Sichtfeld betreffen. Die Art der Beschwerden hängt von der Ursache des Skotoms ab: Das Spektrum der möglichen Krankheitszeichen reicht von einer veränderten Farbwahrnehmung über schwarze Flecken im Sichtfeld bis hin zum vollständigen Sehverlust.

Bei einem peripher beginnenden Gesichtsfeld-Ausfall, der visuelle Sensationen wie Blitze oder Flimmern aufweist, wird von einem Flimmerskotom gesprochen. Die Ursachen des Flimmerskatoms sind bisher noch nicht ausreichend geklärt, allerdings wird vermutet, dass es Gefäßspaßmen eine mögliche Ursache sein können.

Welche Arten von Skotomen gibt es?

Mediziner unterscheiden zwischen vier verschiedenen Arten des Gesichtsfeldausfalls:

  • Absolutes Skotom: Ist der Gesichtsfeldausfall absolut, kommt es bei dem Patienten im betroffenen Bereich zu einem vollständigen Sehverlust. Im jeweiligen Areal ist die Wahrnehmung von Objekten oder Licht nicht möglich.
  • Relatives Skotom: Bei dieser Form des Gesichtsfeldausfalls ist die Sehkraft in einem begrenzten Teilbereich eingeschränkt. Betroffene nehmen Objekte und sonstige optische Reize verschwommen wahr, ohne dass es zu einem kompletten Verlust der Sehkraft kommt.
  • Negatives Skotom: Wer von einem negativen Skotom betroffen ist, verliert die Fähigkeit, im betroffenen Bereich Strukturen zu erkennen.
  • Positives Skotom: Bei einem positiven Skotom haben Patienten Wahrnehmungen, die zu realen Eindrücken innerhalb des Gesichtsfeldes hinzutreten. Dazu zählen Lichtblitze, tanzende Punkte oder nicht real existierende Strukturen, die die Sicht des Betroffenen beeinträchtigen.

Zudem werden die Gesichtsausfälle nach ihrem Erscheinungsbild unterschieden, weswegen es folgende Ausprägungen gibt, die mit einem Gesichtsausfall verbunden sein können:

  • Blinder Fleck
  • Bogenskotom
  • Zentralskotom
  • Zentrozökalskotom
  • Flimmerskotom
  • Homonyme Hemianposie
  • Bitemporale Hemianopsie

Welche Ursachen kommen bei einem Gesichtsfeldausfall infrage?

Von der Ursache des Gesichtsfeld-Ausfalls hängen die Behandlungsmöglichkeiten ab, ebenso bestimmt sie maßgeblich die Prognose und lässt Rückschlüsse darauf zu, ob die Sehfähigkeit des Patienten wiederherstellbar ist.

Ein Gesichtsfeldausfall kann auf folgende Ursachen zurückzuführen sein:

  • Glaukom: Das Glaukom, auch bekannt als „Grüner Star“, ist eine Augenerkrankung, die aufgrund eines erhöhten Augeninnendrucks entsteht. Dieser führt zu Schäden am Sehnerv, wodurch es zu einem Gesichtsfeldausfall kommen kann. In der Regel tritt der Gesichtsfeldausfall beim Glaukom zunächst nur in den äusseren Bereichen des Gesichtsfeldes auf und breitet sich im weiteren Verlauf der Erkrankung aus.
  • Altersbedingte Makuladegeneration: Die altersbedingte Makuladegeneration betrifft hauptsächlich Senioren. Es degeneriert das Zentrum der Netzhaut, die sogenannte Macula lutea, wodurch es zu einem Gesichtsfeldausfall im zentralen Bereich des Blickfeldes kommen kann.
  • Makulaforamen: Ein Makulaforamen ist eine Erkrankung, bei der sich eine kleine Lücke in der Netzhaut bildet. Dies kann einen Gesichtsfeldausfall im zentralen Bereich des Sichtfeldes zur Folge haben. Die Ursache ähnelt der altersbedingten Makuladegeneration, betrifft jedoch auch jüngere Patienten.
  • Sehnerverkrankungen: Erkrankungen des Sehnervs, wie beispielsweise die Optikusneuropathie oder die Optikusneuritis, können Ursache des Gesichtsfeldausfalls sein.
  • Gefässverschlüsse der Netzhaut: Gesichtsfeldausfälle rühren gelegentlich von Gefässverschlüssen in der Netzhaut her: Die betroffenen Bereiche werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Je nachdem, welches Areal vom Gefässverschluss betroffen ist, fallen die Beeinträchtigungen durch das Skotom unterschiedlich gross aus.
  • Migräne: Bei Migräneanfällen treten gelegentlich Sehstörungen auf, die temporäre Gesichtsfeldausfälle bedingen. Die betroffenen Personen nehmen zum Beispiel Lichtblitze oder flimmernde Erscheinungen wahr, möglich sind zudem vorübergehende Erblindungen.
  • Schlaganfälle: Schlaganfälle verursachen unterschiedlich ausgeprägte Schädigungen des Gehirns, die manchmal in einem Gesichtsfeldausfall resultieren. Das Ausmass des Skotoms hängt von der Lokalisation des Schlaganfalls und dem Umfang der geschädigten Gefässe ab.

Verdacht auf Skotom – wann sollten Betroffene einen Augenarzt konsultieren?

Besteht der Verdacht auf ein Gesichtsfelddefekt, sollten die Betroffenen schnellstmöglich einen Augenarzt aufsuchen.

Hinter einem Gesichtsfelddefekt kann eine ernsthafte Erkrankung stehen, die eine sofortige medizinische Intervention erforderlich macht.
Rasches Handeln ist vor allem geboten, wenn die Symptomatik eines Skotoms erstmals auftritt oder sich ein bestehender Gesichtsfeldausfall spürbar verschlimmert.

Medizinische Hilfe ist ebenso sofort in Anspruch zu nehmen, wenn zu den Symptomen des Skotoms weitere Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Sprachstörungen hinzutreten.

Unsere Augenärzte in Chur können Ihnen rasch einen Termin anbieten und alles schnell abklären.

Wie klärt ein Mediziner die Ursache eines Skotoms ab?

Besteht der Verdacht auf ein Gesichtsfelddefekt, erhebt der Augenarzt eine ausführliche Anamnese.

Er befragt den Patienten zu seinen Symptomen, vorhandenen Grunderkrankungen sowie zur Einnahme von verschriebenen Medikamenten.

Bei Anzeichen eines Skotoms ist die Gesichtsfelduntersuchung, also eine Perimetrie, ein diagnostisches Standardverfahren. Bei bestehendem Gesichtsfeldausfall führt der Mediziner verschiedene Tests durch. Durch die Gesichtsfeldmessung, also die Perimetrie kann der Arzt Lokalisation und Ausmaß des Skotoms feststellen.

Um die Ursache des Skotoms zu erkennen, führt der Facharzt die sogenannte Spaltlampenuntersuchung durch. Der Arzt untersucht mit dieser Methode die vorderen und mittleren Augenabschnitte. Die Speziallampe projiziert ein schmales Spaltlicht auf das Auge. Vergrösserungsgläser und Lupen helfen dem Mediziner, die Ursache des Skotoms zu erkennen oder bestimmte Gründe auszuschliessen.

Eine Funduskopie (Spiegelung des Auges) dient dazu, das Innere des Auges zu untersuchen. Das bildgebende Verfahren ermöglicht die Sicht auf den Augenhintergrund, die Netzhaut, die Aderhaut und den Sehnerv.

Der Einsatz der optischen Kohärenztomografie (OCT) erfolgt, wenn die vorangegangenen Untersuchungen keine klare Identifikation der Ursache des Skotoms ermöglicht haben. Hierbei bietet die OCT dem Augenarzt einen tiefen Einblick in die feinsten Strukturen des Auges. Sowohl der Sehnerv als auch die Ader- und Netzhaut lassen sich hoch detailliert abbilden, wodurch dieses Diagnoseverfahren in der Regel zur Ermittlung der Ursache des Gesichtsfeldausfalls führt.

Um neurologische Ursachen des Gesichtsfeldausfalls auszuschliessen, führt der behandelnde Arzt eine entsprechende Diagnostik durch. Hierbei werden beispielsweise die Reflexe, Muskelkraft, Sensibilität und Koordination des Patienten überprüft.

Fazit

Betroffenen wird geraten, bei Symptomen eines Gesichtsfeldausfalls sofort einen Mediziner zu konsultieren, da es sonst im schlimmsten Fall zu einem kompletten Sehverlust kommen kann. Da verschiedene Ursachen ein Skotom bedingen können und es sich bei einigen davon um schwerwiegende Erkrankungen handelt, empfiehlt sich eine rasche und gründliche Abklärung der Symptome. Die Prognose ist abhängig vom Grund des Gesichtsfeldausfalls, weshalb keine pauschale Antwort auf die Frage möglich ist, ob das Skotom reversibel ist.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 708-713.
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