Farbsehstörungen

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 1. Februar 2024Von 5,2 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

farbsehstoerung

Einleitung zu den Farbsehstörungen

Farbsehstörungen, umgangssprachlich oft als Farbenblindheit bezeichnet, beeinträchtigen die Fähigkeit einer Person, Farben unter normalen Lichtverhältnissen zu erkennen und zu unterscheiden. Diese Beeinträchtigung kann von leichten Schwierigkeiten beim Differenzieren ähnlicher Farbtöne (Farbsehschwäche) bis hin zu einer nahezu vollständigen Unfähigkeit, Farben wahrzunehmen (Totale Farbenblindheit), reichen. Obwohl der Begriff „Farbenblindheit“ weit verbreitet ist, beschreibt er nicht genau die Erfahrungen der meisten Menschen mit Farbsehstörungen, da die vollständige Unfähigkeit, Farben zu sehen (Achromatopsie), äusserst selten ist. Die meisten Betroffenen können einige Farben sehen oder unterscheiden, allerdings nicht in dem Umfang oder auf die Weise, wie dies bei Personen ohne diese Störung der Fall ist. Farbsehstörungen können sowohl angeboren als auch im Laufe des Lebens erworben sein, wobei genetische Faktoren die häufigste Ursache darstellen.

Ursachen und Arten der Farbsehstörungen

Die meisten Menschen können problemlos die Farben Rot, Grün und Blau erkennen, was auf die etwa 6 Millionen Zapfenzellen in ihrer Netzhaut zurückzuführen ist. Diese spezialisierten Zellen sind darauf ausgelegt, Licht unterschiedlicher Wellenlängen wahrzunehmen. Die L-Zapfen haben ihr Empfindlichkeitsmaximum im langwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums und sind somit für die Wahrnehmung der Farbe Rot verantwortlich. Die M-Zapfen hingegen haben ihr Empfindlichkeitsmaximum bei 530 nm und detektieren Licht mittlerer Wellenlänge, was das Erkennen von Grün ermöglicht. Die S-Zapfen decken den kurzwelligen Bereich ab und ermöglichen das Sehen von Blau, mit einem Empfindlichkeitsmaximum bei 420 nm. Die Wahrnehmung aller Farben wird erreicht, wenn die Zapfen gleichzeitig gereizt werden..

Genetische Faktoren

Genetisch bedingte Farbsehstörungen werden in der Regel X-chromosomal rezessiv vererbt, was erklärt, warum Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Frauen besitzen zwei X-Chromosome, was bedeutet, dass ein funktionierendes Gen auf dem einen X-Chromosom die Störung oft ausgleichen kann, während Männer nur ein X-Chromosom haben und daher anfälliger für die Störung sind, wenn das entsprechende Gen defekt ist. Diese genetischen Variationen beeinflussen die Fotopigmente in den Zapfen des Auges, die für die Farbwahrnehmung verantwortlich sind.

Erworbene Farbsehstörungen

Im Gegensatz zu genetischen Farbsehstörungen können erworbene Farbsehstörungen jeden treffen, unabhängig von Geschlecht oder genetischer Prädisposition. Sie können durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden, einschliesslich Augenerkrankungen wie Katarakte, die die Linse des Auges trüben und die Farbwahrnehmung beeinträchtigen, Makuladegeneration, die die zentrale Sehschärfe beeinflusst, und Glaukom, das den Sehnerv schädigt. Auch Verletzungen des Auges, z.B. der Netzhaut oder des Gehirns sowie langfristige Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien oder Medikamenten können einer Ausprägung von Farbsehstörungen führen.

Arten der Farbsehstörung und Symptome

Die spezifischen Arten von Farbsehstörungen werden nach den betroffenen bestimmten Farben benannt. Die Rot-Grün-Sehschwäche oder Rot-Grün-Blindheit ist die häufigste Form und umfasst zwei Arten: Protanomalie und Deuteranomalie, die Probleme beim Erkennen von Rot- bzw. Grüntönen mit sich bringen. Die Blau-Gelb-Sehschwäche ist seltener und beinhaltet Schwierigkeiten beim Unterscheiden von Blau- und Gelbtönen. Die Achromatopsie, eine sehr seltene Form der Farbsehstörung, führt dazu, dass Betroffene die Welt nur in Grautönen sehen, was zu einer stark eingeschränkten Sehfähigkeit und in vielen Fällen zu einer Lichtempfindlichkeit führt.

Diagnose der Farbsehstörungen

Die Diagnose von Farbsehstörungen erfolgt in der Regel durch spezielle Sehtests, die darauf ausgelegt sind, die Fähigkeit zur Farbdifferenzierung zu überprüfen. Der Ishihara-Test, bestehend aus einer Reihe von Bildern mit farbigen Punkten, ist ein häufig verwendetes Instrument zur Identifizierung von Rot-Grün-Schwäche. Der Anomaloskop Test hingegen misst die genaue Farbwahrnehmung und kann detailliertere Informationen über die Art und das Ausmass der Farbsehstörung liefern. Neben diesen traditionellen Methoden ermöglichen moderne Technologien und Apps eine genauere und benutzerfreundlichere Diagnose, indem sie digitale Farbtests anbieten, die auf individuelle Sehbedürfnisse zugeschnitten werden können.

Auswirkungen und Anpassungen

Alltagsleben

Farbsehstörungen können vielfältige Auswirkungen auf das tägliche Leben haben, von Herausforderungen bei der Auswahl passender Kleidungsfarben bis hin zu Schwierigkeiten beim Erkennen von Farbsignalen im Strassenverkehr. Viele Betroffene entwickeln jedoch Strategien, um diese Herausforderungen zu bewältigen, wie die Orientierung an Formen, Mustern und Helligkeitskontrasten statt an Farben. Technologische Hilfsmittel und angepasste Umgebungen können ebenfalls dazu beitragen, die Auswirkungen von Farbsehstörungen im Alltag zu minimieren.

Berufliche Einschränkungen

In bestimmten Berufsfeldern, in denen präzise Farbwahrnehmung eine wesentliche Rolle spielt, können Farbsinnstörungen zu signifikanten Einschränkungen führen. Beispielsweise können in der Luftfahrt, in der Elektrotechnik oder in künstlerischen Berufen strenge Anforderungen an das Farbsehen gestellt werden. Personen mit Farbsehstörungen müssen oft kreative Lösungen finden oder berufliche Alternativen in Betracht ziehen, die weniger von der Farbwahrnehmung abhängen.

Behandlung und Hilfsmittel

Eine direkte Behandlungsmethode für Farbsehstörungen gibt es derzeit nicht. Dennoch stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, um den Alltag für Betroffene zu erleichtern. Spezielle Brillen können beispielsweise einzelne Wellenlängen filtern und somit Farbkontraste verstärken. Ebenso können Farbfilter auf Tablets und Computerbildschirmen genutzt werden, um die Farbwiedergabe so anzupassen, dass der Kontrast für die jeweilige Farbsinnstörung optimiert wird. Durch diese Maßnahmen sehen Betroffene nicht mehr die Farben, die sie verwechseln, sondern solche mit einem verbesserten Kontrast. Zudem können Apps eingesetzt werden, die über die Kamera Gegenstände erfassen und die entsprechende Farbe benennen.

Fazit

Farbsehstörungen stellen komplexe visuelle Beeinträchtigungen dar, die das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht beeinflussen können. Trotz der Herausforderungen, die mit dieser Störung verbunden sind, ermöglichen es moderne Technologien und angepasste Hilfsmittel vielen Menschen, mit Farbsehstörungen ein erfülltes und aktives Leben zu führen. Durch die kontinuierliche Forschung und Entwicklung im Bereich der Augenheilkunde und der unterstützenden Technologien ist zu erwarten, dass die Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Farbsehstörungen in Zukunft weiter verbessert werden. Wenn Sie Probleme haben, Farben zu unterscheiden, Farben zu erkennen oder denken, Sie haben eine Rot – Grünschwäche, dann sollten Sie auf jeden Fall zu Abklärung einen Augenarzt aufsuchen. In unserer Augenpraxis in Chur können Sie einen Termin bei unserem Augenarzt vereinbaren, um eine mögliche Farbsehstörung abklären zu lassen.

Nach oben