Epiretinale Membran (epiretinale Gliose)

Kategorien: Augen-InformationenPublished On: 12. Juli 2022Von 5,3 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

epiretinale membran

Was ist die epiretinale Membran?

 

Die epiretinale Membran wird auch als epiretinale Gliose (engl. Macular pucker) bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein dünnes Häutchen oder eine Narbenschicht, das sich über der Netzhaut im Bereich der Makula ausbilden kann. Dadurch ist die Netzhaut in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt. Es lagern sich Zellen aus der Netzhaut auf der Netzhautoberfläche ab wodruch sich gemeinsam mit Glaskörperfasern eine fast durchsichtige Membran bildet. Somit kommt es zu einer Verminderung der Sehleistung und zu einem verzerrtem Sehen, was man auch Metamorphopsien nennt.
Im englischen wird epiretinale Gliose Macular pucker engl. „pucker“ = verziehen, knittern) genannt, da nach einiger Zeit diese Membran etwas schrumpf und daher die Netzhaut verzieht bzw diese in kleine Fältchen legt.
Betroffen sind in der Regel Personen ab einem Alter von 50 Jahren. Das Häutchen über der Netzhaut an sich verursacht keine Probleme. Allerdings kann sich diese Membran mit der Zeit zusammenziehen, so dass die darunter liegende Netzhaut mit aufgefaltet wird. Das wiederum führt zu immensen Sehstörungen und gerade Linien werden gekrümmt wahrgenommen.

 

Was sind die Ursachen der epiretinalen Gliose?

 

Bei Menschen über 75 Jahren kommt eine epiretinale Membran recht häufig vor. In den meisten Fällen können keine genauen Ursachen für die Erkrankung genannt werden. Es gibt jedoch zahlreiche Faktoren, die das Auftreten einer epiretinalen Membran begünstigen können. Dazu zählen unter anderem:

 

 

Welche Symptome treten bei der epiretinalen Gliose auf?

 

Zwei Symptome sind ganz charakteristisch für die epiretinale Gliose: Zum Einen nimmt die Sehschärfe merklich ab und auf der anderen Seite werden eigentlich gerade Linien verkrümmt wahrgenommen. Diese Symptome können den betroffenen Patienten stark belasten. Dennoch ist nicht immer sofort eine Operation erforderlich.

 

Diagnostik der epiretinalen Membran

 

Um die Diagnose epiretinale Membran oder epiretinale Gliose eindeutig zu stellen, muss der Augenarzt umfangreiche Untersuchungen am Auge vornehmen. Hier hat sich der sogenannte Amsler Test bewährt. Beide Augen werden mit Hilfe des Amslergitters kontrolliert. Danach wird eine Untersuchung des Augenhintergrunds mit dem Ophthalmoskop durchgeführt. Ebenfalls haben sich zur Diagnostik bestimmte bildgebende Verfahren wie die Fluoreszenzangiographie und die optische Kohärenztomographie bewährt.

 

Was ist der Unterschied zwischen Schichtforamen und Pseudoforamen?

 

Foramen kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Loch. Bei einem Schichtforamen handelt es sich um einen Defekt der Makula, der nicht zwingend zu einer epiretinalen Membran führen muss. Diese Art der Gewebeausdünnung schreitet zwar nur langsam voran, kann aber nicht vollständig geheilt werden. Beim Pseudoforamen hingegen ist die Netzhaut so weit geschädigt, dass bereits ein Loch entstanden ist.

 

Therapiemöglichkeiten der epiretinalen Membran

 

Ob eine Operation bei der epiretinalen Membran notwendig ist, hängt vom Wert des Sehvermögens ab. Erst wenn ein bestimmter Wert unterschritten wird, wird der Augenarzt eine Operation vorschlagen. Während des Eingriffs werden der Glaskörper einschliesslich die ihn schützende Membran entfernt. Heutzutage wird dafür ein recht sicheres Verfahren, die Vitrektomie mit Membran-Peeling, durchgeführt. Für diesen Eingriff ist keine Vollnarkose erforderlich; der Patient erhält lediglich eine örtliche Betäubung.

 

Der gesamte Eingriff, bei dem der Glaskörper endoskopisch abgesaugt wird, dauert etwa 30 Minuten. Wichtigstes Hilfsmittel ist der sogenannte Vitrektor. Mit Hilfe dieses Werkzeugs wird der Glaskörper zunächst zerkleinert und im selben Schritt abgesaugt. Dann wird der entstandene Hohlraum mit Augenwasser wieder aufgefüllt. Die winzigen Einschnitte am Auge müssen nicht vernäht werden, denn die Zugänge für die Instrumente sind nur etwa 0,7 Millimeter breit. Dieses Verfahren hat sich auch bei Glaskörperblutungen, Netzhautablösungen, Glaskörpertrübungen und Makulaturlöchern bewährt.

 

Risiken beim Eingriff

 

Eine leichte Rötung des Auges und ein Fremdkörpergefühl nach dem Eingriff sind völlig normal. Zu den weiteren Risiken, welche eine solche Operation mit sich bringen kann, zählen mögliche Infektionen oder Blutungen. Diese sind allerdings sehr selten und treten nur bei etwa einem Prozent der behandelten Patienten auf. Ist das der Fall, wird unter Umständen eine Nachoperation notwendig. Ein weiterer Risikofaktor, der sehr häufig ist: Nach dem Eingriff passiert es häufig, dass sich die körpereigene Augenlinse eintrübt. Das wiederum hat zur Folge, dass der Graue Star behandelt werden muss. Daher ist es ratsam, im Zug der Operation die eigene Linse gleich durch eine künstliche Linse zu ersetzen.

 

Bei etwa zwei Prozent der Patienten kann es während der Operation zu Verletzungen an der Netzhaut oder sogar zu einer Netzhautablösung kommen. Passiert dies erst nach dem Eingriff, ist eine erneute Operation erforderlich. Ein weiterer Risikofaktor, der in Verbindung mit der Vitrektomie auftreten kann, ist ein Anstieg des Augeninnendrucks. Ist das der Fall, kann dem aber mit Medikamenten recht gut entgegengewirkt werden. Der totale Verlust des Augapfels oder eine Erblindung sind nach dem Eingriff zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich. Alles in allem sind die Risiken zwar vorhanden, betreffen aber nur einen Bruchteil der Patienten.

 

Prognose

 

Wie gut die Prognose nach der Augen OP ist, hängt vor allem davon ab, wann der Eingriff erfolgt. Je eher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Eine vollständige Wiederherstellung des Sehvermögens ist nicht gegeben. Im Rahmen der Operation kann aber die Hälfte des bereits verlorenen Sehvermögens wieder zurückgewonnen werden. Je später man sich allerdings für die Operation entscheidet, desto weniger Sehschärfe kann zurückgewonnen werden.

 

Augenärzte raten zum Eingriff grundsätzlich dann, wenn die Sehschärfe unter 60 Prozent liegt. In den ersten Tagen nach dem Eingriff kann es sein, dass sich die Sehstärke zunächst verschlechtert. Eine kontinuierliche Verbesserung ist dann in der Folgezeit gegeben. Bis die vollständige Sehschärfe wieder erreicht ist, können einige Wochen vergehen.

 

Fazit

 

Sogenannte epiretinalen Gliosen erfordern keinen sofortigen Eingriff. Spätestens dann aber, wenn Ihr Sehvermögen deutlich eingeschränkt ist, ist eine Vitrektomie empfehlenswert. Es handelt sich um eine vergleichsweise sichere Operation, die nur minimale Risiken mit sich bringt.

 

Quellen

 

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 601-603.
  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 322-323.
  • Brad Bowling: KANSKIs Klinische Ophthalmologie, 8. Auflage, Seite 606-608.
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