Engwinkelglaukom: Typen und Behandlung

Kategorien: Grüner Star - GlaukomPublished On: 3. März 2024Von 5,9 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

engwinkelglaukom

Einleitung

Das Engwinkelglaukom ist eine komplexe und potenziell schwerwiegende Augenerkrankung, die durch eine plötzliche oder allmähliche Verengung des Abflusswinkels in der vorderen Augenkammer charakterisiert wird. Diese Verengung führt zu einem erhöhten Augeninnendruck, der den Sehnerv schädigen und unbehandelt zu einem irreversiblen Sehverlust führen kann. Die Erkrankung ist vielschichtig, mit verschiedenen Unterarten, die sich in ihrer Entstehung, ihren Symptomen und ihrem Verlauf unterscheiden. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um die Sehfähigkeit zu bewahren. Die detaillierte Untersuchung der Erkrankung, einschliesslich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten, Häufigkeit und Prävention, ist für das Verständnis und die effektive Behandlung des Engwinkelglaukoms von entscheidender Bedeutung.

Definition, Ursachen und Typen des Engwinkelglaukoms

Engwinkelglaukom, eine Form des Glaukoms, entsteht durch eine Beeinträchtigung des Abflusses von Kammerwasser aus dem Auge, was zu einem erhöhten Augeninnendruck führt. Diese Störung des Kammerwasserflusses resultiert aus einer Verengung oder Blockade des Winkels zwischen Iris und Hornhaut. Verschiedene Faktoren können zu dieser Verengung führen, darunter anatomische Besonderheiten des Auges, altersbedingte Verdickungen der Linse, entzündliche Prozesse im Auge, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, die die Pupille erweitern und dadurch den normalen Abfluss des Kammerwassers behindern können.

Das Engwinkelglaukom kann in mehrere Typen unterteilt werden, die sich in ihren Symptomen und ihrer Behandlung unterscheiden:

  • Akutes Engwinkelglaukom: Diese Form ist durch einen plötzlichen und dramatischen Anstieg des Augeninnendrucks gekennzeichnet, der starke Schmerzen und raschen Sehverlust verursachen kann.
  • Chronisches Engwinkelglaukom: Dieser Typ entwickelt sich langsam und unbemerkt, was oft zu einer verzögerten Diagnose führt, bis ein signifikanter Sehverlust eingetreten ist.
  • Intermittierendes Engwinkelglaukom: Diese Form ist durch episodische Anstiege des Augeninnendrucks gekennzeichnet, die vorübergehende Symptome verursachen können, die sich wieder zurückbilden.

Häufigkeit von Engwinkelglaukom

Das Engwinkelglaukom ist weltweit weniger verbreitet als das Offenwinkelglaukom, stellt jedoch in bestimmten Bevölkerungsgruppen, insbesondere in asiatischen und inuitischen Gemeinschaften, sowie bei älteren Menschen eine erhebliche Gesundheitsbedrohung dar. Es wird geschätzt, dass ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung über 40 Jahren von dieser Erkrankung betroffen ist, wobei das Risiko mit dem Alter zunimmt. Regelmässige augenärztliche Untersuchungen sind entscheidend für die Früherkennung und Prävention eines schweren Sehverlusts.

Symptome des Engwinkelglaukoms

Die Symptome des Engwinkelglaukoms können variieren, abhängig vom Typ und Schweregrad der Erkrankung. Beim akuten Engwinkelglaukom treten die Symptome oft plötzlich und intensiv auf, während beim chronischen Engwinkelglaukom die Symptome schleichend und weniger offensichtlich sein können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Starke Augenschmerzen, oft begleitet von Kopfschmerzen, die sich bis in den Kopf oder Kiefer ausbreiten können.
  • Sichtbare Rötung des Auges, begleitet von einem Gefühl der Schwere oder eines harten Auges aufgrund des erhöhten Augeninnendrucks.
  • Verschwommenes Sehen oder Sehverlust, insbesondere das Sehen von Halos um Lichter, was auf die Druckwirkung auf die Hornhaut zurückzuführen ist.
  • Übelkeit und Erbrechen, die durch die starke Schmerzintensität und den erhöhten Druck im Auge ausgelöst werden können.

Diese Symptome erfordern eine sofortige medizinische Aufmerksamkeit, da sie auf einen akuten Anfall hinweisen können, der eine sofortige Behandlung erfordert, um einen dauerhaften Sehverlust zu verhindern.

Diagnose

Die Diagnose eines Engwinkelglaukoms erfordert eine sorgfältige und umfassende augenärztliche Untersuchung. Diese umfasst in der Regel die Messung des Augeninnendrucks, die Untersuchung des Sehnervs, die Überprüfung des Kammerwinkels mittels Gonioskopie, sowie bildgebende Verfahren des Auges und Gesichtsfeldtests, um das Ausmass eines möglichen Sehverlusts zu bestimmen. Diese diagnostischen Tests sind entscheidend, um den Typ und Schweregrad des Glaukoms zu bestimmen und einen effektiven Behandlungsplan zu erstellen.

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnosen des Engwinkelglaukoms umfassen andere Zustände, die ähnliche Symptome wie das Engwinkelglaukom verursachen können, aber unterschiedliche Ursachen und Behandlungen haben. Es ist wichtig, diese Zustände zu unterscheiden, um eine angemessene Behandlung sicherzustellen. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen gehören:

  • Offenwinkelglaukom: Dies ist die häufigste Form des Glaukoms, bei der der Kammerwinkel offen bleibt, der Abfluss des Kammerwassers jedoch aufgrund einer Blockade im trabekulären Netzwerk beeinträchtigt ist. Die Symptome entwickeln sich langsamer und sind weniger dramatisch als beim Engwinkelglaukom.
  • Akute Iritis oder Uveitis: Eine Entzündung der Iris oder der Uvea, die zu Rötung, Schmerzen und Sehstörungen führen kann. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Entzündung und die Vorbeugung von Komplikationen.
  • Keratitis: Eine Entzündung der Hornhaut, die Schmerzen, Rötung, Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen verursachen kann. Die Behandlung hängt von der Ursache der Keratitis ab und kann antibiotische oder antivirale Medikamente umfassen.
  • Akutes Winkelblockglaukom ohne Glaukom: Ein Zustand, bei dem die Symptome eines akuten Winkelblockglaukoms vorliegen, aber ohne den für das Glaukom typischen erhöhten Augeninnendruck. Dies kann durch eine vorübergehende Verlegung des Kammerwinkels verursacht werden, die sich spontan löst.
  • Neovaskuläres Glaukom: Eine fortgeschrittene Form des Glaukoms, die durch den Wachstum neuer Blutgefässe auf der Iris und im Kammerwinkel verursacht wird, was zu einem erhöhten Augeninnendruck führt. Es tritt häufig bei Patienten mit Diabetes oder anderen Gefässerkrankungen auf.
  • Okuläre Hypertension: Ein Zustand, bei dem der Augeninnendruck erhöht ist, ohne dass Anzeichen von Glaukomschäden vorhanden sind. Es erfordert sorgfältige Überwachung, um das Risiko einer Progression zum Glaukom zu bewerten.
  • Migräne mit Aura: Einige Symptome des Engwinkelglaukoms, insbesondere Sehstörungen und Kopfschmerzen, können auch bei einer Migräne mit Aura auftreten, was eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung erfordert, um die beiden Zustände zu unterscheiden.

Die genaue Diagnose dieser Zustände erfordert eine sorgfältige augenärztliche Untersuchung und manchmal zusätzliche Tests, um die richtige Ursache der Symptome zu bestimmen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Behandlung des Engwinkelglaukoms

Die Behandlung des Engwinkelglaukoms zielt darauf ab, den Augeninnendruck zu senken und so den Sehnerv zu schützen. Abhängig von Typ und Schweregrad der Erkrankung können verschiedene Behandlungsmethoden angewendet werden:

  • Medikamente: Diese können eingesetzt werden, um den Augeninnendruck zu senken, entweder durch Verringerung der Produktion von Kammerwasser oder durch Verbesserung des Abflusses. Dazu gehören Augentropfen und orale Medikamente.
  • Lasertherapie: Eine Laserperiphere Iridotomie (LPI) wird häufig bei akuten Fällen eingesetzt, um einen kleinen Kanal in der Iris zu schaffen, der den Kammerwasserabfluss erleichtert und den Druck senkt.
  • Chirurgische Verfahren: In fortgeschrittenen Fällen oder wenn Lasertherapie und Medikamente nicht wirksam sind, können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, um den Kammerwasserabfluss zu verbessern oder den Augeninnendruck zu kontrollieren.

Fazit

Das Engwinkelglaukom erfordert aufgrund seines Potenzials für schnelle und dauerhafte Schäden eine sofortige und effektive Behandlung. Die Vielfalt der Symptome, die von subtil und schleichend bis hin zu akut und dramatisch reichen können, erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit und regelmässige augenärztliche Untersuchungen, insbesondere für Personen mit einem erhöhten Risikoprofil. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Sehkraft zu bewahren und die Lebensqualität zu erhalten. Unsere Augenärzte in Chur verstehen die Komplexität dieser Erkrankung und stehen bereit, um bei Fragen oder Bedenken bezüglich des Engwinkelglaukoms oder anderer Augenprobleme zu helfen. Mit umfassenden Untersuchungen und individuellen Behandlungsplänen sorgen sie dafür, dass Ihre Augengesundheit in besten Händen ist.

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