Demodex am Auge

Kategorien: AugenentzündungPublished On: 12. September 2022Von 5,3 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

demodex am auge

Was ist Demodex?

Demodex ist die Bezeichnung für eine Milbenart, die bei rund 90 Prozent der Menschen die Haut besiedelt. In gewissem Rahmen ist der Befall natürlich und nicht behandlungsbedürftig. Erst bei starkem Anstieg löst die Besiedlung Symptome und verschiedene Hauterkrankungen aus. Faktoren wie hohes Lebensalter, ein schlechter Allgemeinzustand und Erkrankungen bzw. Störungen des Immunsystems können den übermässigen Befall begünstigen.

Die Spinnentierchen sind zwischen 0,18 und 0,44 Millimeter gross und zählen zur Familie der Haarbalgmilben (Haarbalgmilbenbefall-okuläre Demodikose). Sie halten sich bevorzugt an Körperregionen mit hoher Schweiss- und Talgabsonderung auf – diese Abfallprodukte dienen den Haarbalgmilben als Nahrung. Nimmt die Besiedlung mit Demodex am Auge überhand, so wächst die Anzahl der Bakterien, die von den Milben transportiert werden (Streptokokken, Staphylokokken und andere). Die Demodex-Milben finden sich in geringer Anzahl bei Tieren und bei fast allen Hunden. Von einer Demodikose des Hundes spricht man, wenn sich wirtsspezifische Demodex-Milben stark vermehren und zu einer Entzündung der Haut führen. Als Hauptverursacher der Demodikose beim Hund gilt Demodex canis.

In Kombination mit den Eiern und Ausscheidungen der Parasiten, den Milbenrückständen sowie der mechanischen Belastung können sich daraus verschiedene Krankheitsbilder wie die Demodex-Blepharitis entwickeln.

Welche Probleme kann Demodex am Auge auslösen?

Die Schäden, die durch Haarbalgmilbenbefall (okuläre Demodikose) entstehen, unterscheiden sich entsprechend der vorhandenen Milbenart. An einem Befall sind oftmals beide Arten zugleich beteiligt. Nicht selten entwickeln sich die Symptome schleichend und werden über einen längeren Zeitraum nicht bemerkt.

Demodex folliculorum hält sich im Haarbalg der Wimpern sowie zwischen den Wimpernansätzen auf und löst Lidrandentzündungen aus. Dabei kann es zu einer falschen Wuchsrichtung oder zum Ausfall von Wimpern kommen, da Demodex folliculorum Epithelzellen am Haarfollikel (Strukturen rund um die Haarwurzel) verspeist, was zu einer Ausdehnung des Follikels und zu lockeren Wimpern führt. Infolge von Mikroabschürfungen durch die Klauen der Milben kann es am Wimpernrand zu übermässiger Bildung von Zellen und infolgedessen zur Hornzellenbildung kommen.

Demodex brevis dagegen bohrt sich in Talgdrüsen sowie in die Meibomschen Drüsen. Die Talgdrüse (Glandula sebacea) ist eine am ganzen Körper vorkommende Drüse, die in der Lederhaut (Korium) liegt und größtenteils an Haare gebunden ist. Meibomschen Drüsen produzieren eine ölige Flüssigkeit, die sich über den Tränenfilm legt, ihn stabilisiert und seine Verdunstung verhindert. Die Verstopfung der Drüsenausgänge durch Demodex am Auge bewirkt eine qualitative Verschlechterung des Tränenfilms und infolgedessen die Symptomatik der trockenen Augen.

Die Entzündung wird in diesem Fall durch die Meibomdrüsen-Dysfunktion infolge des Milbenbefalls hervorgerufen. In schweren Fällen kann Demodex brevis zu einer gleichzeitigen Entzündung der Bindehaut und der Hornhaut (Kerato-Konjunktivitis) sowie zu verschiedenen Hornhauterkrankungen führen.

Unabhängig von der Milbenart kann sich aus der Lidrandentzündung eine begleitende Entzündung der Bindehaut am Lidrand entwickeln (Blepharo-Konjunktivitis), sofern die Demodex-Blepharitis nicht konsequent hygienisch versorgt wird.

Kleiner Steckbrief der Blepharitis (Lidrandentzündung)

Die Blepharitis kann als akute oder chronische Entzündung des Lidrands auftreten. Sie zeigt Symptome wie gerötete, geschwollene Augenlider bzw. Lidränder, Jucken, Augenbrennen, Fremdkörpergefühl, verstärkten Tränenfluss sowie Lichtempfindlichkeit, Verklebungen und Verkrustungen bis hin zum Ausfall von Wimpern. Teilweise geht die Blepharitis mit einer Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) einher.Lidrandentzündungen treten als Folge unterschiedlicher Erkrankungen und Ursachen auf.

Auslöser sind oftmals Bakterien, insbesondere Staphylokokken. Auch Herpes-simplex-Viren sowie allergische Reaktionen (Kosmetika, Augentropfen usw.) sowie Umweltreize (Staub, Wind) können eine Blepharitis verursachen. Seltener werden Zecken und Läuse, zunehmend jedoch Demodex-Milben als Verursacher ausgemacht. Das Auftreten einer Blepharitis wird durch gewisse Grunderkrankungen begünstigt. Dazu zählen Neurodermitis, Rosazea und das seborrhoische Ekzem. Rosazea ist eine chronische und entzündliche Hauterkrankung.

Was sind die Symptome der Demodex-Blepharitis?

Die Demodex-Blepharitis ist auf übermässige Besiedlung mit Demodex-Milben zurückzuführen. Ihre Ausscheidungen und Eier sowie ihre Eigenschaft als Vektoren für Bakterien führen schliesslich zu einer Entzündung. Sie äussert sich durch Symptome wie Juckreiz, Augenbrennen, Fremdkörpergefühl und entzündete, gerötete Lidränder sowie die Bildung von Krusten. Am Wimpernansatz ist eine zylinderförmige Schuppenbildung sichtbar. Bei starkem Befall der Wimpernfollikel kann es zu Fehlstellungen sowie zum Ausfall von Wimpern kommen.

Die übermässige Ansiedlung von Demodex brevis zeigt sich in einem instabilen Tränenfilm (Lipidmangel). Er ist das Resultat der verstopften Meibomdrüsen und macht sich in trockenen, brennenden Augen und einem Fremdkörpergefühl bemerkbar. Des Weiteren kann Demodex am Auge zum Einwachsen der Wimpern führen (Trichiasis), was in schweren Fällen Schäden an der Hornhaut hinterlassen kann, etwa in Form von Hornhautgeschwüren.

Diagnostik

Bei Verdacht auf Demodex am Auge werden die Lidränder und das Auge zunächst per Spaltlampe untersucht. Damit sind zumindest die typischen zylinderförmigen Schuppenbildungen am Wimpernansatz gut zu erkennen. Weitere Hinweise liefert die mikroskopische Untersuchung einiger Wimpern. Mithilfe von Fluorescein und Alkohol sind die beweglichen Tierchen bei entsprechender Vergrösserung gut sichtbar und bestätigen den Verdacht auf Demodex.

Behandlung der Demodex-Lidrandentzündung

Die mit Abstand erfolgreichste Therapie bei Demodex am Auge besteht in der Anwendung von Teebaumöl-Präparaten. Die Produkte dienen der Entfernung der zylindrischen Schuppen vom Wimpernansatz und können Milben dazu animieren, vom Haarfollikel an die Oberfläche zu wandern, wo sie abgetötet werden. Daneben führen Teebaumöl-Lösungen zur raschen Linderung von Beschwerden und zum Rückgang von Lidrand- und Bindehautentzündungen. Die Produkte sind jedoch keinesfalls auf eigene Faust anzuwenden, da die Konzentration individuell abgestimmt werden muss.

Neben der Behandlung mit Teebaumöl gibt es weitere Therapieansätze mit anderen Wirkstoffen; der Augenarzt ist der richtige Ansprechpartner, um zur persönlich optimalen Behandlung zu finden. Ungeachtet der medikamentösen Auswahl unterstützen konsequente Hygienemassnahmen sowie vorsichtige Lidmassagen in Richtung des Wimpernkranzes den therapeutischen Erfolg. Wichtig ist zudem die begleitende Behandlung eventueller Grunderkrankungen.

Zusammenfassung

Die Besiedlung mit Demodex-Milben ist bis zu einem gewissen Grad normal und harmlos. Bei übermässigem Auftreten lösen die Milben jedoch Erkrankungen wie die Demodex-Blepharitis, Bindehautentzündungen sowie Meibomdrüsen-Funktionsstörungen aus. Demodex am Auge muss gezielt behandelt werden, um die Milben effektiv zu entfernen und Folgeschäden wie Hornhautläsionen vorzubeugen. Die Behandlung mit Teebaumöl-Lösungen und manuellen Massnahmen ist bei konsequenter Durchführung sehr erfolgversprechend.

Quellen

Nach oben