Chronisch Progressive Externe Ophthalmoplegie (CPEO)

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 30. Dezember 2023Von 5,3 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

chronisch progressive externe ophthalmoplegie 1

Einleitung chronisch progressive externe Ophthalmoplegie

Die Chronisch Progressive Externe Ophthalmoplegie (CPEO) ist eine seltene, fortschreitende Erkrankung, die hauptsächlich die Muskeln betrifft, die für die Bewegung der Augen verantwortlich sind. Diese neuromuskuläre Erkrankung gehört zur Gruppe der mitochondrialen Myopathie, die durch Dysfunktionen in den Mitochondrien, den Energiezentren der Zellen, verursacht werden. CPEO ist charakterisiert durch eine allmähliche Schwächung und Ermüdung der äusseren Augenmuskeln, was zu Doppelsehen und herabhängenden Augenlidern (Ptosis) führt. Die Erkrankung kann isoliert oder als Teil eines komplexeren Syndroms auftreten, das mehrere Körpersysteme betrifft. Sie manifestiert sich in der Regel im Erwachsenenalter, kann aber auch bei Kindern auftreten.

Ursachen und Pathogenese der Chronisch Progressiven Externen Ophthalmoplegie (CPEO)

CPEO wird durch genetische Mutationen verursacht, die die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigen. Diese Mutationen können in der mitochondrialen DNA (mtDNA), die mütterlich vererbt wird, oder in der nuklearen DNA liegen. Mitochondrien sind für die Energieproduktion in den Zellen unerlässlich, und ihre Dysfunktion führt zu einer reduzierten Energieverfügbarkeit, insbesondere in energieintensiven Geweben wie den Augenmuskeln. Die Pathogenese von CPEO ist komplex und involviert eine Kombination aus genetischen Faktoren, Umwelteinflüssen und möglicherweise altersbedingten Veränderungen, die zu einer fortschreitenden Muskelschwäche führen.

Symptome und klinische Merkmale

Die Symptome von CPEO entwickeln sich schleichend und können anfänglich unauffällig sein, aber mit der Zeit an Schwere zunehmen. Zu den Hauptmerkmalen gehören:

  • Ptosis: Ein allmähliches Herabsinken der oberen Augenlider, was das Sichtfeld einschränkt und zu Ermüdung der Augen führt.
  • Eingeschränkte Augenbewegungen: Schwierigkeiten, die Augen zu bewegen, führen oft zu Doppelbildern und Beeinträchtigungen beim Lesen oder Autofahren.
  • Muskelschwäche: Die Schwäche kann sich auf weitere Muskeln ausbreiten, was zu allgemeiner Müdigkeit, Schluckbeschwerden und in einigen Fällen zu Atemproblemen führt.
  • Zusätzliche Symptome: In einigen Fällen können Herzrhythmusstörungen, sensorineurale Schwerhörigkeit, Diabetes mellitus und neurologische Störungen wie eine periphere Neuropathie auftreten.

Der Übergang zum Kearns-Sayre-Syndrom, einer CPEO mit degenerativen Veränderungen der Netzhaut (Retina), verläuft graduell. Wenn das Zentralnervensystem betroffen ist, können Innenohrschwerhörigkeit, geistige Retardierung oder zerebelläre Ataxie auftreten.

Diagnostik der CPEO

Die Diagnose von chronisch-progressive externe Ophthalmoplegie basiert auf einer Kombination aus klinischen Befunden, einer detaillierten medizinischen Anamnese, einschliesslich der Familienanamnese, und spezialisierten Untersuchungen. Zu den diagnostischen Verfahren gehören:

  • Elektromyographie (EMG), um die elektrische Aktivität der Muskeln zu beurteilen.
  • Genetische Tests, um spezifische Mutationen in der mitochondrialen oder nuklearen DNA zu identifizieren.
  • Muskelbiopsie, um charakteristische pathologische Veränderungen in den Muskelfasern zu untersuchen, einschliesslich der „Ragged Red Fibers“, die auf eine mitochondriale Dysfunktion hinweisen.
  • Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) können eingesetzt werden, um das Ausmass der Muskelbeteiligung zu bewerten.

Differentialdiagnostik

Die Differentialdiagnose der CPEO umfasst eine Reihe von Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Ptosis und eingeschränkte Augenbeweglichkeit aufweisen. Es ist wichtig, diese Zustände zu berücksichtigen, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen gehören:

  • Myasthenia Gravis (MG): Eine autoimmune Krankheit, die durch eine Schwäche der Skelettmuskulatur gekennzeichnet ist. MG kann zu Ptosis und Doppelsehen führen, ähnlich wie CPEO, aber sie zeigt oft eine variable Schwäche und kann auf Anticholinesterase-Medikamente ansprechen.
  • Okuläre Myositis: Eine entzündliche Krankheit der Augenmuskeln, die zu Schmerzen und eingeschränkter Augenbeweglichkeit führt. Im Gegensatz zu CPEO geht okuläre Myositis oft mit Schmerzen bei Augenbewegungen einher.
  • Lambert-Eaton-Myasthenisches Syndrom (LEMS): Eine seltene autoimmune Störung, die die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln beeinträchtigt. Sie kann zu Muskelschwäche und ähnlichen Augensymptomen wie CPEO führen.
  • Kongenitale Myopathien: Diverse genetische Krankheiten, die von Geburt an bestehen und Muskelschwäche verursachen können, einschliesslich der Augenmuskeln.
  • Mitochondriale Myopathien: Neben CPEO gibt es andere Formen mitochondrialer Myopathien, die ähnliche Symptome verursachen können. Diese umfassen beispielsweise das Kearns-Sayre-Syndrom, das zusätzlich zu Augensymptomen auch andere Organbeteiligungen aufweist.
  • Oculopharyngeal Muskeldystrophie (OPMD): Eine genetische Krankheit, die Ptosis und Schwierigkeiten beim Schlucken verursacht und oft im mittleren Lebensalter beginnt.
  • Botulismus: Eine seltene, aber schwere Krankheit, die durch das Bakterium Clostridium botulinum verursacht wird. Botulismus kann zu einer raschen Entwicklung von Muskelschwäche einschliesslich der Augenmuskeln führen.
  • Schilddrüsen-assoziierte Orbitopathie: Bei dieser Krankheit, die oft im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung auftritt, kann es zu einer Beteiligung der Augenmuskeln kommen.

Die genaue Diagnosestellung erfordert eine umfassende klinische Untersuchung, Anamnese und ggf. spezifische Labortests, bildgebende Verfahren und genetische Analysen. Die Unterscheidung zwischen diesen Zuständen ist entscheidend, da sie unterschiedliche Behandlungsansätze und Prognosen haben.

Behandlung und Management

Bei Patienten mit CPEO konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität. Dazu gehören:

  • Unterstützende Massnahmen wie spezielle Brillen oder chirurgische Eingriffe an den Augenlidern, um mit Ptosis umzugehen.
  • Physiotherapie und regelmässige körperliche Aktivität, um die Muskelkraft und -funktion zu erhalten und zu verbessern.
  • Ernährungsberatung und möglicherweise Nahrungsergänzungsmittel, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu unterstützen.
  • Bei Beteiligung anderer Organsysteme ist eine umfassende, interdisziplinäre Betreuung erforderlich, die Kardiologen, Neurologen, Endokrinologen und andere Spezialisten umfassen kann.

Prognose und Lebensqualität

Die Prognose für Personen mit CPEO variiert je nach Ausmass der Krankheit und Beteiligung anderer Organsysteme. Obwohl die Krankheit in der Regel langsam fortschreitet und sich hauptsächlich auf die Augenmuskeln beschränkt, kann sie die Lebensqualität durch die Einschränkung der Augenbeweglichkeit und mögliche allgemeine Muskelschwäche beeinträchtigen. Bei einigen Patienten, bei denen CPEO Teil eines umfassenderen mitochondrialen Syndroms ist, können ernstere Komplikationen und eine stärkere Beeinträchtigung der Lebensqualität auftreten. Ein individuelles, langfristiges Management, das regelmässige medizinische Überwachung und Anpassungen im Lebensstil umfasst, ist für die Aufrechterhaltung der bestmöglichen Lebensqualität entscheidend.

Zusammenfassung

CPEO (chronic progressive external ophthalmoplegia) ist eine Krankheit, die durch eine allmähliche Schwächung der Augenmuskeln gekennzeichnet ist. Diese Krankheit erfordert eine spezialisierte Betreuung, um Symptome wie Ptosis und eingeschränkte Augenbeweglichkeit zu managen. Die Behandlung umfasst unterstützende Massnahmen, spezielle Brillen, chirurgische Eingriffe und Physiotherapie.

Für betroffene Personen ist der Zugang zu erfahrenen Augenspezialisten wichtig. Unsere Augenspezialisten in Chur bieten umfassende Expertise und individuell abgestimmte Behandlungspläne an. Sie sind bestrebt, die Lebensqualität der Patienten durch angepasste Therapieoptionen zu verbessern und stehen gerne für Beratung und Unterstützung zur Verfügung.

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