Brown-Syndrom

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 4. Juni 2023Von 4,6 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

brown syndrom

Was verbirgt sich hinter dem Brown-Syndrom?

Bei dem Brown-Syndrom handelt es sich um eine seltene Augenkrankheit, für die ein starkes Schielen (Strabismus) bezeichnend ist. Sie kann sowohl angeboren als auch erworben sein. Das Brown-Syndrom ist auch unter der Bezeichnung Obliquus-Superior-Sehnenscheiden-Syndrom bekannt. Zurückzuführen ist dies auf die krankhafte Verdickung der Sehne des oberen schrägen Augenmuskels, sprich des Musculus obliquus superior. Dies führt zu einer Motilitätsstörung des Auges.

Seinen Namen verdankt das Brown-Syndrom dem amerikanischen Augenarzt Harold Whaley Brown, der das Leiden als erster im Jahre 1950 beschrieb.

Betroffene leiden sowohl unter den eigentlichen Symptomen des Brown-Syndroms als auch an der damit einhergehenden drastischen Minderung ihrer Lebensqualität.

Das Brown-Syndrom: potenzielle Auslöser im Diskurs

Als mögliche Auslöser für das Brown-Syndrom und die Verdickung der Sehe im Auge kommen allergische Reaktionen, rheumatische Erkrankungen, andauernde (persistierende) Entzündungen sowie Verletzungen infrage. Letztere umfassen neben Unfällen und Stürzen unter anderem auch Komplikationen nach Augenoperationen. Nebenhöhlenentzündungen und Infektionen des weissen Teils des Auges gelten als häufige Verursacher im Bereich Entzündung, welche zur Verdickung führen.

Auch körperliche Überanstrengung, beispielsweise in Form von Hochleistungssport, kann ein Auftreten des Brown-Syndroms und damit die Verdickung des Musculus obliquus superior begünstigen. Eher selten ist eine in der Regel angeborene, gestörte funktionelle Versorgung eines bestimmten Körperteils, Organs oder Nervengewebes, in der Medizin auch unter dem Begriff Fehlinnervation bekannt, verantwortlich zu machen.

Das angeborene Brown-Syndrom tritt bereits unmittelbar nach der Geburt auf. Hervorgerufen wird es durch eine Abnormalität der Hülle oder Sehne des oberen schrägen Muskels, die entweder zu kurz oder zu dick ist.

Beim erworbenen Brown-Syndrom kann generell jeder Faktor, der zu einer Verkürzung, Verdickung, Entzündung oder Bildung des Narbengewebes in der Sehne des oberen schrägen Muskels führt, das Brown-Syndrom auslösen.

Genetische Hintergründe, die zu der Entstehung des Brown-Syndroms führen, werden von der medizinischen Fachwelt weitestgehend ausgeschlossen.

Welche Symptome treten bei dem Brown-Syndrom auf?

Für das Brown-Syndrom charakteristische Krankheitszeichen sind:

Doppelbilder,
Verschwommene Sicht,
– Strabismus (Schielen) oder unzureichende Ausrichtung in den Sehachsen,
– Gefallene Augenlider,
Schmerzen bei Augenbewegung,
– Fokussierung mit beiden Augen nur bei geneigtem Kopf oder angehobenem Kinn möglich.

Oftmals äussert sich die Erkrankung bereits im Kindesalter, beispielsweise durch Probleme beim Lesen und ein Schräghalten des Kopfes.

An dieser Stelle ist darauf zu verweisen, dass das Brown-Syndrom in Bezug auf die Ausprägung und Intensität der Krankheitszeichen bei jedem Betroffenen stark variieren kann. Generell wirkt sich der durch die eingeschränkte Augenbewegung hervorgerufene Strabismus jedoch sowohl nachteilig auf die Sehkraft als auch auf das Selbstbewusstsein aus, da dieser als unästhetisch empfunden wird. Darüber hinaus können die Beschwerden langfristig weitere Folgen, wie beispielsweise Haltungsschäden nach sich ziehen.

Bei leichteren Ausprägungen des Brown-Syndroms kommt es nur zu einer geringen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen. In schweren Fällen hingegen, kann das Ausführen alltäglicher Tätigkeiten, allen voran das Autofahren, zu einer nicht zu bewältigenden Herausforderung werden.

Wie kann das Brown-Syndrom erkannt werden?

Eine eindeutige Diagnose gestaltet sich aufgrund des oftmals sporadischen Auftretens der Symptome als schwierig. Darüber hinaus kommt es häufig zu langen symptomfreien Phasen, die eine klare Bestimmung ebenfalls vereiteln. Hinzu kommt die Ähnlichkeit zu anderen Beschwerdebildern, wie beispielsweise das kindliche Schielen bei besonders jungen Patienten.

Leiden Erwachsene unter Doppelbildern, die womöglich noch durch Schmerzen in der Augenregion ergänzt werden, so sollten sie zwecks Abklärung zeitnah ihren Augenarzt konsultieren.

Möglichkeiten der Differenzialdiagnostik

Bei der Differenzialdiagnose geht es in erster Linie darum, das Brown-System von ähnlichen Krankheitsbildern abzugrenzen.

Ein Beispiel ist das Obliquus-superior-Klick-Syndrom, das im Gegensatz zum Brown-Syndrom mit seinen persistierenden Beschwerden eine intermittierende Symptomatik aufweist. Die Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis, Läsionen der Cranialnerven, Tumore in der Augenhöhle und endokrine Orbitopathie sind weitere Szenarien, die zu auch für das Brown-Syndrom charakteristischen Krankheitszeichen führen können.

Eine sichere Diagnose des Brown-Syndroms ist vor diesem Hintergrund folglich nur mithilfe einer gründlichen Anamnese möglich.

Therapie des Brown-Syndroms

Je nach Ausprägung stehen verschiedene Behandlungsmethoden des Brown-Syndroms zur Option. Bei minimalen Beschwerden hat sich die Kombination von Cortison-Injektionen und Ibuprofen-Tropfen bewährt.

Ein operativer Eingriff kann dann sinnvoll sein, wenn die Lebensqualität der Betroffenen durch die Symptomatik besonders in Mitleidenschaft gezogen ist. Dabei wird der verdickte Augenmuskel mithilfe von Silikon verdünnt. Injektionen mit Kortikosteroiden, die in den am Rand der Augenhöhle befindlichen Rollknorpel (Trochlea) gespritzt werden, dienen ebenfalls der Linderung des Beschwerdebildes.

Prognose

Das Brown-Syndrom gilt als nicht heilbar. Jedoch lässt sich ein ernster Krankheitsverlauf im Idealfall bei frühzeitig einsetzender Behandlung verhindern. Diese vermag auch die Einschränkungen in der Lebensqualität, die Betroffene aufgrund der Symptomatik des Brown-Syndroms hinnehmen müssen, zu mindern.

Depressionen und andere psychische Erkrankungen, die infolge stark ausgeprägter Krankheitszeichen auftreten, sind keine Seltenheit. Auch hier kann der Leidensdruck durch rechtzeitig einsetzende therapeutische Massnahmen erheblich gesenkt werden. Parallel zur Behandlung des Brown-Syndroms sind je nach Beschwerden oftmals auch psychotherapeutische Verfahren erforderlich.

Fazit

Bei dem Brown-Syndrom handelt es sich um ein seltenes und nur schwer bestimmbares Krankheitsbild.

Patienten, die unter den genannten Symptomen, darunter Doppelbilder sehen, Schmerzen in der Augenregion, Schielen oder anderen Beeinträchtigungen ihres Sehvermögens leiden, sollten sich daher schnellstmöglich an ihren Augenarzt wenden, um einen potenziell schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden.

Ob und wie weit eine Therapie tatsächlich notwendig ist, hängt von dem Ausmass der Ausprägung und Intensität der Krankheit ab.

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