Borreliose im Auge

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 24. Juni 2023Von 6,8 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

borreliose im auge chur

Einleitung

Borreliose ist eine durch Zeckenbisse übertragene Infektionskrankheit, die durch die Erreger der Gattung Borrelia verursacht wird. Sie kann verschiedene Organsysteme betreffen, einschliesslich der Augen. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den Stadien der Borreliose und den Auswirkungen auf das Auge befassen. Zudem werden wir auf Diagnostik, Therapie und Präventionsmassnahmen eingehen.

Was bedeutet Borreliose?

Borreliose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird. Diese Bakterien werden hauptsächlich durch Zeckenbisse auf den Menschen übertragen. In unseren Breitengraden sind die Erreger der Krankheit B. burgdorferi, B. garinii und B. afzelii. Die Krankheit kann verschiedene Organsysteme betreffen, und eine frühzeitige Diagnose sowie angemessene Behandlung sind wichtig, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Die Borreliose wird in drei Stadien unterteilt, wobei jedes Stadium verschiedene Symptome und Krankheitsverläufe aufweist. Die Symptome einer sogenannten Neuroborreliose treten meist erst Wochen oder Monate nach dem Zeckenstich auf.

Stadium I.

Im Frühstadium, das meist wenige Tage bis Wochen nach einem Zeckenbiss auftritt, können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen auftreten. Das charakteristische Merkmal ist die Entwicklung einer Hautrötung und Schwellung an der Stelle des Zeckenbisses, die als Wanderröte oder Erythema migrans bezeichnet wird. Diese Rötung breitet sich langsam von der Bissstelle aus und kann einen Durchmesser von mehreren Zentimetern erreichen. Es ist wichtig, diese Hautveränderung ernst zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen, da sie auf eine Infektion mit Borrelien hinweisen kann.

In einigen Fällen können zusätzlich zu den grippeähnlichen Symptomen neurologische Manifestationen auftreten. Dazu gehören Lähmungen des Gesichtes (Fazialisparese), Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Schmerzen und Taubheitsgefühle in den Gliedmassen. Herzprobleme wie Herzrhythmusstörungen oder Herzmuskelentzündungen sind ebenfalls möglich. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit Antibiotika wie Doxycyclin oder Amoxicillin ist wichtig, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.

Stadium II.

Im Frühdisseminationsstadium, das Wochen bis Monate nach dem Zeckenbiss auftreten kann, breiten sich die Borrelien im Körper aus. Neben der Wanderröte können neurologische Symptome auftreten, die sich auf das zentrale Nervensystem auswirken. Dazu gehören Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis), die zu Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit führen können. Eine Beteiligung der Nerven kann zu Gesichtslähmungen, Schwindel, Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in den Gliedmassen führen.

Das Frühdisseminationsstadium kann auch das Herz betreffen, was zu Herzrhythmusstörungen, Brustschmerzen und Herzbeutelentzündungen führen kann. Zusätzlich können Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Schüttelfrost und Nackensteifigkeit auftreten. Die Behandlung besteht in der Regel aus einer längeren Antibiotikatherapie, die je nach Ausmass der Symptome und der Ausbreitung der Infektion oral oder intravenös verabreicht wird.

Stadium III.

Das Spätstadium kann Wochen bis Jahre nach der Infektion auftreten. Es kann zu Entzündungen der Gelenke, der Haut, des Nervensystems und des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Auch Augenbeteiligungen sind möglich. Die Borreliose im Auge, auch als okuläre Borreliose bezeichnet, tritt meistens im Stadium III der Krankheit auf.

Borreliose im Auge

Bei der okulären Borreliose können verschiedene Teile des Auges betroffen sein, darunter die Bindehaut (Konjunktivitis), die Hornhaut (Keratitis), die Iris (Iritis), die Aderhaut (Uveitis) oder der Sehnerv (Optikusneuritis). Diese Entzündungen können zu Sehstörungen, RötungenLichtempfindlichkeitSchmerzen und erhöhtem Tränenfluss führen. Eine rechtzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung sind wichtig, um das Risiko von Komplikationen zu reduzieren und das Sehvermögen zu schützen.

In besonders ernsten Situationen kann sich die Entzündung bis zur Netzhaut und den Blutgefäßen, zur Hornhaut oder Bindehaut ausbreiten. Es kann unter anderem wie oben schon erwähnt zu einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung) kommen. Jede Struktur des Auges kann davon betroffen sein. Des Weiteren sind bei Borreliose auch schwerwiegende ophthalmologische Symptome wie eine Entzündung der Netzhaut-Gefäße möglich, die auch als „retinale Vaskulitis“ bezeichnet wird.

Im fortgeschrittenen Stadium der Borreliose entwickelt sich bei vielen Patienten eine sogenannte Neuroborreliose. Dabei können neben verschiedenen Hirnnerven auch der Sehnerv und andere Teile des Auges betroffen sein. Anzeichen dafür können eine Entzündung oder eine Rückbildung des Sehnervs sein.

Zudem kann es im fortgeschrittenen Stadium der Borreliose auch zu einer Lähmung des Nervs kommen. Dies tritt sogar recht häufig auf und wird als „Fazialis-Parese“ bezeichnet.

Diagnostik beim Augenarzt

Die Diagnose einer Borreliose erfolgt anhand der Symptome, der Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und spezifischer labordiagnostischer Tests. Der Nachweis von Borrelien-Antikörpern im Blut kann auf eine aktive Infektion hinweisen. Bei Verdacht auf eine Beteiligung des Auges können zusätzliche Untersuchungen wie eine Spaltlampenuntersuchung, eine Hornhauttopographie, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um den genauen Ort und das Ausmass der Entzündung zu bestimmen.

Therapie der Borreliose im Auge

Die Behandlung der Borreliose im Auge besteht in der Regel aus der Verabreichung von Antibiotika über einen längeren Zeitraum. Die Wahl des Antibiotikums und die Dauer der Behandlung hängen vom Stadium der Erkrankung, den Symptomen und dem Ausmass der Beteiligung des Auges ab.

Bei der Lyme-Borreliose-assoziierten Uveitis wird häufig eine Kombinationstherapie mit Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten eingesetzt. Die Antibiotika sollen die Borrelia-Bakterien bekämpfen, während die entzündungshemmenden Medikamente die Entzündung im Auge reduzieren.

Zu den Antibiotika, die zur Behandlung der Borreliose eingesetzt werden, gehören Doxycyclin, Amoxicillin und Ceftriaxon. Doxycyclin wird oft als Mittel der Wahl angesehen, insbesondere in den frühen Stadien der Erkrankung. Es ist ein Breitbandantibiotikum, das oral eingenommen wird und sowohl die freilebenden Bakterien als auch die intrazellulären Formen der Borrelia abtötet.

Amoxicillin ist ein weiteres Antibiotikum, das häufig verschrieben wird. Es wird in der Regel oral verabreicht und eignet sich gut zur Behandlung von frühen Stadien der Borreliose. Es hat eine gute Gewebegängigkeit und kann die Borrelia-Bakterien effektiv bekämpfen.

In einigen Fällen, insbesondere bei schweren oder fortgeschrittenen Formen der Borreliose, kann eine intravenöse Antibiotikatherapie mit Ceftriaxon erforderlich sein. Dieses Antibiotikum wird über einen Zeitraum von mehreren Wochen verabreicht und hat eine gute Wirksamkeit gegen Borrelia-Bakterien.

Zusätzlich zur antibiotischen Therapie können entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündungsreaktion im Auge zu kontrollieren. Die Verwendung von Kortikosteroiden kann jedoch kontrovers diskutiert werden, da sie das Immunsystem unterdrücken und das Infektionsrisiko erhöhen können. Die Entscheidung über den Einsatz von Kortikosteroiden sollte daher sorgfältig abgewogen werden und in Absprache mit einem erfahrenen Augenarzt getroffen werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Behandlung der Borreliose im Auge individuell angepasst werden muss und von verschiedenen Faktoren abhängt. Die genaue Dosierung, Dauer der Therapie und Auswahl der Medikamente sollten in Absprache mit einem Facharzt erfolgen, der über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen in der Behandlung von Borreliose verfügt.

Bitte beachten Sie, dass diese Informationen nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung dienen und es ratsam ist, einen qualifizierten Augenarzt oder Infektiologen aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen Borreliose besteht darin, Zeckenstiche zu vermeiden. Dazu gehören Massnahmen wie das Tragen von langen Kleidungsstücken, das Auftragen von Insektenschutzmitteln auf die Haut, das regelmässige Überprüfen des Körpers auf Zecken nach Aufenthalten in Risikogebieten und das Entfernen von Zecken so schnell wie möglich. Impfstoffe gegen Borreliose sind derzeit nicht verfügbar. Es ist wichtig, sich über die Risikogebiete und Schutzmassnahmen zu informieren, insbesondere während der Zeckensaison. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung von Zeckenbissen können dazu beitragen, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Zusammenfassung

Borreliose ist eine komplexe Erkrankung, die verschiedene Stadien und Symptome aufweisen kann. Wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie zu schwerwiegenden Komplikationen führen, einschliesslich Augenbeteiligungen. Die Borreliose im Auge kann zu entzündlichen Prozessen wie Uveitis führen, die eine spezifische Diagnostik und Therapie erfordern. Präventive Massnahmen wie der Schutz vor Zeckenstichen und die frühzeitige Entfernung von Zecken sind entscheidend, um das Risiko einer Borreliose zu reduzieren. Bei Verdacht auf eine Borreliose im Auge sollte eine frühzeitige ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine angemessene Behandlung einzuleiten und mögliche Langzeitschäden zu minimieren.

Nach oben