Bandkeratopathie

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 15. Juni 2022Von 4,2 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

bandkeratopathie

Was ist die Bandkeratopathie?

Die Bandkeratopathie (auch bandförmige Keratopathie oder Keratopathie des Bandes) ist eine degenerative Hornhauterkrankung, bei welcher es im Lidspaltenbereich in Höhe der Bowman-Lamelle zu querverlaufenden, bandförmigen Kalk-Ablagerungen kommt. Zu Beginn sind die Ablagerungen aus Kalk grau, werden aber im weiteren Verlauf kreidig-weiss mit Punkten im Bereich der Hornhautnerven. Die Kalk-Ablagerungen sind gut sichtbar. Sie trüben die Hornhaut (Cornea) ein und können daher die Sehfähigkeit des Auges einschränken.

Ursachen: Warum entsteht eine Bandkeratopathie?

Calcium- und Phosphatsalze sind natürliche Bestandteile des Tränenfilms. Ist die Flüssigkeit im Tränenfilm herabgesetzt, steigt die Konzentration dieser Salze. Ab einer gewissen Konzentration kristallisieren die Salze aus. Es kommt zu Ablagerungen, die das Epithel und oberflächliche Stroma der Hornhaut (Cornea) eintrüben. Die Ursachen für erhöhte Calcium- und Phosphatkonzentration können unterschiedlich sein. Zumeist tritt die Band-Keratopathie sekundär infolge einer anderen Erkrankung auf. Zu diesen gehören insbesondere:

  • chronische Entzündungen der Augenoberfläche wie Uveitis (v. a. bei juveniler idiopathischer Arthritis), Glaukom, Keratitis sicca, interstitielle Keratitis, Phthisis bulbi (Augapfelschrumpfung), da sich infolge dieser der pH-Wert des Tränenfilms verändert (Alkalose), sodass die Löslichkeit von Calcium und Phosphat herabgesetzt ist
  • Hyperkalzämien im Rahmen systemischer Erkrankungen wie Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüsen), Morbus Boeck (Sarkoidose), Morbus Paget (chronische Skeletterkrankung), multiples Myelom und Knochenmetastasen
  • systemische Erkrankungen wie diskoider Lupus erythematodes, Gicht, tuberöse Sklerose, Ichthyose

Daneben können bestimmte Faktoren eine Störung der Calcium- und Phosphathauskonzentration im Tränenfilm begünstigen:

  • chemische Substanzen wie bei Netzhautoperationen eingesetztes Silikonöl, intraokuläre Silikon, phosphathaltige Augentropfen sowie Quecksilber- und Calciumbichromatdämpfe
  • Traumen der Hornhaut/ Cornea
  • Vitamin D-Mangel (Vitamin D ist an der Verstoffwechselung von Calcium beteiligt und ein Mangel wird mit trockenen Augen assoziiert.)

In vielen Fällen sind auch keine Ursache feststellbar (idiopathische Bandkeratopathie).

Beschwerden: Wie äussert sich die Erkrankung?

Eine frühe Band-Keratopathie ist nicht selten symptomfrei. Mit Fortschreiten der Erkrankung (= Ausbreiten der Ablagerungen zur Hornhautmitte hin) zeigen sich allerdings zunehmend folgende Symptome:

Zu den verschiedenen Symptomen treten mit dem Fortschreiten der Ablagerungen zunehmend Schmerzen auf, da die Hornhaut gut sensibel innerviert ist.

Diagnose: Wie wird die Erkrankung erkannt?

Eine Bandkeratopathie erkennt der Augenarzt recht schnell im Rahmen einer Spaltlampenuntersuchung anhand der typischen querlaufenden Eintrübung der Hornhautoberfläche mit Kalkeinlagerungen im Lidspaltenbereich. Charakteristisch sind zudem Veränderung des Auges wie:

  • die weissliche Erscheinung,
  • das bandförmige Auftreten der Trübung,
  • das Fortschreiten der Eintrübung von der Peripherie in Richtung Hornhautzentrum (gelegentlich auch umgekehrt),
  • die Aussparungen („Löcher“) in den Ablagerungen, die durch die die Bowman-Schicht zur Epitheloberfläche durchquerenden Hornhautnerven verursacht werden
  • der klare Streifen zwischen Eintrübungen und Limbus (Übergangszone zwischen Horn- und Lederhaut, in der die Blutgefässe als Puffer wirken)

Therapie: Wie wird eine Bandkeratopathie behandelt?

Liegt der Erkrankung eine Augen- oder systemische Erkrankung zugrunde, muss zunächst eine Behandlung vom korrespondierenden Facharzt erfolgen. Parallel therapiert der Augenarzt die Bandkeratopathie konservativ mit Verbandskontaktlinsen. Zur Reduktion des erhöhten Infektionsrisikos durch die Kontaktlinsen wird zusätzlich eine antimikrobielle topische Therapie mit einem unkonservierten Antibiotikum eingeleitet. Eine Behandlung mit künstlichen Tränen, Gelen und Augentropfen lindern zudem Symptome wie Schmerzen, Fremdkörpergefühl, Augenreizungen und Lichtempfindlichkeit und kann mehrere Monate dauern.

Bei ausgeprägten Bandkeratopathien erfolgt die Behandlung operativ um Komplikationen vorzubeugen. Hierzu werden die Kalkablagerungen im Rahmen einer sogenannten Epithelabrasio mit anschliessender EDTA-Touchierung abgetragen. Bei dieser wird das Epithel (oberste Hornhautschicht) mechanisch mit einem Hockeymesser oder mithilfe eines Excimer-Lasers (PTK) abgetragen (= Abrasio) und anschliessend die Kalkablagerungen mit einer EDTA-Lösung (Ethylendiamintetraacetat) herausgelöst.

EDTA ist ein Chelatbildner, der mit den Calciumteilchen eine Komplexbindung eingeht und diese so aus der Hornhaut löst und abtransportiert. Bei dickeren Ablagerungen muss der Augenarzt die EDTA-Touchierung mehrmals durchführen, bis sich die Hornhaut hinreichend aufklärt. Die Behandlung erfolgt zur Schmerzreduktion unter Lokalanästhesie und dauert bis zu 30 Minuten. Komplikationen gibt es beim Verlauf dieser Behandlung relativ selten.

Prognose: Ist eine Bandkeratopathie heilbar?

Die Bandkeratopathie ist in aller Regel gut behandelbar und weist eine günstige Prognose auf. Etwa 95 Prozent der Betroffenen haben nach der Behandlung mit Chelatbildnern sehr viel weniger stark ausgeprägte bis keine Hornhauteintrübungen. Damit das Ergebnis langfristig und das Rezidivrisiko (Risiko eines Wiederauftretens) so gering wie möglich ist, muss in jedem Fall die Ursache beseitigt bzw. behandelt werden.

Zusammenfassung

Die Bandkeratopathie manifestiert sich vor allem bei Menschen mit Gelenkrheumatismus im Kindesalter und schweren Augenerkrankungen. Leitsymptom sind schollige oder kalkartige Einlagerungen in der Hornhaut, die mit Erkrankungsfortschritt zu Veränderungen im Auge mit Symptomen wie Schmerzen, Reizungen, Fremdkörpergefühl sowie Visusverschlechterung führen. Sie ist aber eine leicht zu diagnostizierende und gut behandelbare Augenerkrankung, deren Ursache zur Rezidivvermeidung immer mit behandelt werden muss.

Quellen

  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 64.
  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 231-232.
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