Augenherpes
Dr. med. Gabriele Valaisaite
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Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Herpesvirus?
- Was ist Augenherpes?
- Was sind die Ursachen für ein Augenherpes?
- Welche Symptome zeigen sich bei einem Augenherpes?
- Wie verläuft die Augeninfektion, die durch Herpesviren ausgelöst wird?
- Was sind die Folgen des Herpes im Auge?
- Herpes bei Säuglingen
- Wie wird die Diagnose für ein Augenherpes gestellt?
- Wie gestaltet sich die Behandlung für Augenherpes?
- Welche Vorbeugung ist möglich?
- Prognose und Heilungsprozess bei Augenherpes
- Einfluss der Erkrankung auf das Berufsleben
- Ist Herpes in der Schweiz weit verbreitet?
- Quellen
Bei Herpes handelt es sich um eine oftmals wiederkehrende Infektion, die durch den Herpesvirus ausgelöst wird. Unterschieden wird in zwei Typen. Der Herpes-Typ 1 umfasst Infektionen im Gesichtsbereich, der Herpes-Typ 2 eine Ansteckung an den Genitalien. Beim Augenherpes sind insbesondere die Augenlider, die Aderhaut, die Binde- und Hornhaut betroffen. Der Typ 1 ist dabei der Gleiche, der häufig im Mundbereich entsteht, birgt jedoch im Augenbereich ein etwas höheres Risiko und benötigt eine umgehende Behandlung.
Was ist ein Herpesvirus?
Herpes gehört zu den häufigen Infektionskrankheiten. Die Erreger dieser Infektion sind die Herpes-Simplex-Viren (HSV). Zwei Arten von Herpesviren, das Herpes-simplex-Virus und das Herpes-zoster-Virus können auch das Auge schädigen und Augenherpes verursachen. Wer einmal eine Herpesinfektion hatte, behält das Virus ein Leben lang im Körper. Dabei bricht die Infektion nicht bei allen Menschen aus, sondern in der Regel erst, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Alles, was das Immunsystem stärkt, macht Menschen auch widerstandsfähiger gegen Krankheiten.
Typisch ist Herpes im Mund- und Gesichtsbereich und zeigt sich, sobald die Infektion akut ist, durch Herpes-Bläschen. Die Infektion ist zwar teilweise schmerzhaft, im Mundbereich jedoch normalerweise nicht gefährlich. Erst, wenn die Symptome stärker auftreten oder es zu einer bakteriellen Infektion kommt, ist das Risiko grösser. Das betrifft auch den Augenbereich. Eine Herpesinfektion kann, wenn sie nicht behandelt wird, eine Verminderung der Sehkraft bewirken oder sogar zu einer Erblindung führen.
Ein Herpesvirus wird in der Regel durch eine Schmierinfektion übertragen, kann aber auch als Tröpfcheninfektion den Weg in den Körper oder in das Auge finden. Das bedeutet eine Übertragung bei einem engen Kontakt, beim Küssen und Sex, beim gemeinsamen Berühren von Handtüchern, Gläsern und Besteck, beim Niesen und Husten. Die Viren verkapseln sich im Körper, besonders an den Nerven-Knotenpunkten, und ruhen, bis eine Lücke im Immunsystem entsteht, die sie aktiviert.
Das Herpesvirus kann ebenso bei der Geburt übertragen werden. Nach einer Erstinfektion kann das Virus nicht mehr aus dem Körper entfernt werden und wird häufig immer wieder aktiv. Wer entsprechend bereits eine durch Herpes ausgelöste Infektion hatte, muss damit rechnen, dass sich die Symptome der Krankheit erneut zeigen. Unter den Augenerkrankungen ist der Augenherpes bei unter einem Prozent der Menschen üblich, obwohl fast 92 Prozent der Erwachsenen das Virus in ihrem Organismus haben. Oft findet eine Ansteckung bereits in der Kindheit statt.
Was ist Augenherpes?
Augenherpes ist eine Form der Herpeserkrankung, die im Augenbereich auftritt. Die Bläschen bilden sich dabei vorzugsweise an den Augenlidern, andere Symptome im Bereich der Aderhaut, Bindehaut und der äußersten Schicht der Hornhaut (Epithel). Es handelt sich um den Herpes-Typ 1, der sich im Gesicht ausbreitet.
Während häufiger Mund und Nase betroffen sind, ist der Augenherpes seltener. Die Erkrankung wird als „Herpes corneae“ bezeichnet und tritt verschieden auf. Abhängig sind die Symptome davon, wie tief der Virus in das Auge eingedrungen ist. Es kann lediglich die Oberfläche befallen und wird medizinisch dann als „Keratitis dendritica“ eingeordnet, oder in die tieferen Hornhautschichten eindringen. Dann heisst die Erkrankung „Keratitis disciformis“.
Was sind die Ursachen für ein Augenherpes?
Herpes im Auge wird am häufigsten durch Herpes-simplex-Viren (HSV) ausgelöst. Diese gelangen in den menschlichen Organismus durch Übertragung. Sie lagern sich im Nervensystem ein und verharren dort im Ruhezustand, bis sie aktiviert werden. Das ist häufig bereits im Kindesalter gegeben oder sogar bei der Geburt als Übertragung von der Mutter auf das Kind.
Die Ansteckung erfolgt auch beim Augenherpes durch eine Schmier- und Tröpfcheninfektion. Das kann durch Husten, Niesen, durch Speichel oder eine direkte Berührung sein, durch das Anfassen von Gegenständen, durch Augenreiben oder die unbewusste Gesichtsberührung. Oft geschieht die Infektion unbemerkt und muss auch nicht direkt aktiv werden. Ein Ausbruch ist meistens mit einem geschwächten Immunsystem verbunden. Aber auch Stress oder negative Emotionen lösen Herpes aus. Bei Frauen ist ein höheres Risiko gegeben, sobald hormonelle Veränderungen auftreten.
Eine zügige Therapie und Behandlung vermeidet, dass durch die Infektion Beeinträchtigungen im Sehvermögen entstehen. Erkrankungen am Auge können neben dem Herpes-simplex-Virus auch durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst werden. Das Varizella-Zoster-Virus ist verantwortlich für Windpocken oder eine Gürtelrose. Sehr selten kommt es zu einer Virusretinitis, bei der die Netzhaut betroffen ist.
Menschen, die bereits an einem Lippenherpes leiden, sind für ein Augenherpes anfällig. Häufig wird die Infektion dann übertragen, wenn die Lippenbläschen aufgekratzt werden und danach eine Berührung der Augen stattfindet.
Welche Symptome zeigen sich bei einem Augenherpes?
Herpes im Auge lässt sich von Laien schwer ausmachen, während für den Facharzt typische Symptome auftreten, die eine Diagnose möglich machen. Leicht zu verwechseln ist Herpes mit einer normalen Bindehautentzündung. Sind die Augenlider befallen, kommt es zunächst oft zu Schwächegefühl, Fieber und ähnliche Erkältungssymptome. Bricht die Infektion aus, entstehen ein Kribbeln an den Augenrändern und mehrere Bläschen auf den Augenlidern, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.
Ist die Bindehaut betroffen, zeigen sich folgende Symptome:
- Augenrötungen
- Brennende und juckende Augen
- Erhöhter Tränenfluss
- Fremdkörpergefühl im Auge
- Lichtempfindlichkeit
- Augendruck
- Reduzierte Sensibilität der Hornhaut
- Sehverschlechterung
Haben sich Herpes-Bläschen gebildet, die oft in Gruppen auftreten, ähneln sie zunächst einem Gerstenkorn. Sie entstehen, wenn sich die Drüsen bakteriell entzünden, die unterhalb des Augenlids liegen. Die in den Bläschen enthaltene Flüssigkeit ist Eiter und hoch ansteckend und benötigt hygienische Massnahmen und die Behandlung mit Medikamenten.
Wie verläuft die Augeninfektion, die durch Herpesviren ausgelöst wird?
Grundsätzlich gilt, dass eine Infektion mit Herpes nicht von alleine heilt und sich am Auge durch die genannten Symptome äussert. Diese können zunächst in leichter Form auftreten oder auch, wenn eine Herpes-Keratitis der Fall ist, mit stärkeren Schmerzen und Schwellungen der Augenlider einhergehen. Typischerweise ist bei einer Infektion nur ein Auge betroffen und selten beide.
Neben Auswirkungen auf das Augenlid ist unter Umständen auch die Hornhaut des Auges betroffen. Bei seltenen Entzündungen der Netzhaut wird das Sehvermögen beeinträchtigt. Der Heilungsprozess für Herpes im Auge benötigt etwa vier bis sechs Wochen, wobei eine Behandlung durch den Arzt notwendig ist, damit nicht auch tiefere Schichten des Auges befallen werden.
Was sind die Folgen des Herpes im Auge?
Augenherpes verursacht höhere Risiken für die Gesundheit und das Sehvermögen und sollte frühzeitig behandelt werden. Folgen der Infektion sind Vernarbungen und Schädigungen der Hornhaut, Verminderungen des Sehvermögens oder eine Erblindung. Bakterielle Auswirkungen verursachen weitere Infektionsträger oder die Bildung von Geschwüren. Auch kann der Augeninnendruck ansteigen, wodurch die Gefahr für ein Glaukom entsteht.
Eine festgestellte höhere Empfindlichkeit der Augen, ein Brennen oder Jucken oder Rötungen benötigen eine Untersuchung durch einen Augenspezialisten. Mit einer gezielten Therapie können Spätfolgen vermieden werden. Ist die Hornhaut bereits geschädigt, wird die Behandlung wesentlich aufwendiger als wenn nur die Oberfläche betroffen ist. Bei der Infizierung der äusseren Schicht reagiert der Körper selbst mit einer Immunantwort, die jedoch Auswirkungen auf die Hornhaut haben kann. In beiden Fällen sollte der Augenarzt aufgesucht werden, da für Laien die Infektion immer schwierig zu erkennen ist.
Herpes bei Säuglingen
Wenn Herpes bei der Geburt oder danach auf das Neugeborene übertragen wird, entstehen bedrohliche Risiken für das Kind. Oft geschieht das durch Berührung des Babys, durch den Kontakt mit Speichel oder eine Schmierinfektion. Auch die Übertragung des Virus‘ durch die Mutter ist möglich, da die Schwangerschaft hormonelle Veränderungen bewirkt und diese die Reaktivierung der Herpesviren begünstigen. Dabei gelangt der Virus während der Geburt durch den Geburtskanal und überträgt sich auf das Kind.
Die Symptome sind bei einem Säugling die gleichen wie bei Erwachsenen. Je nach Virustyp und Infektionszeitpunkt kann Herpes für das Baby jedoch wesentlich gefährlicher werden. Da viele Organe noch nicht richtig ausgebildet sind, können diese befallen werden, während auch das Immunsystem noch keine eigene Abwehr besitzt. Auch eine Bindehaut- oder Gehirnhautentzündung sind möglich.
In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt sollte mit Herpes achtsam umgegangen werden. Das betrifft besonders die Eltern, die, wenn sie Herpes haben, das Kind nicht umarmen und küssen dürfen und strenger auf Hygienemassnahmen achten müssen. Häufig wird Herpes auch von Kind zu Kind übertragen, beispielsweise, wenn dasselbe Spielzeug benutzt und in den Mund gesteckt wird.
Das Stillen des Säuglings ist dagegen kein Problem, da die Bläschen im Brust- und Warzenbereich nicht entstehen. Allgemein gilt, dass ein körperlicher Kontakt in der Ansteckphase vermieden werden sollte.
Wie wird die Diagnose für ein Augenherpes gestellt?
Vor der Untersuchung und Diagnose erfolgt beim Augenarzt die Anamnese. Das bedeutet, der Arzt stellt Fragen zu Symptomen, auftretenden Verletzungen am Auge und möglichen Vorerkrankungen. Um eine Diagnose stellen zu können, wird in der Regel ein Bindehaut- und Hornhautabstrich genommen. Um Veränderungen und Defekte im Auge zu erkennen, wird es mit einer Fluoreszenzlösung eingefärbt.
Eine starke Vergrösserung des Auges ist durch die Verwendung eines Spaltlampenmikroskops möglich. Mit diesem kann der Arzt Läsionen auf der Hornhaut ausmachen. Um die Sensibilität der Hornhaut zu testen, verwendet der Augenarzt einen Wattebausch oder ein Ästhesiometer. Bei einer vorangeschrittenen Infektion ist in seltenen Fällen eine Gewebeprobe der Hornhaut notwendig oder die Entnahme von etwas Kammerwasser.
Wie gestaltet sich die Behandlung für Augenherpes?
Die Behandlung fällt unterschiedlich aus und richtet sich auf den Grad der Infektion und welche Augenschicht betroffen ist. Verschrieben werden virushemmende Präparate, z. B. Augentropfen oder eine Augensalbe. Zusätzlich gibt es Tabletten, wenn eine systemische Therapie anfällt. Bei einer bakteriellen Infektion am Auge sind Antibiotika hilfreich. Bedacht werden sollte, dass eine Eigenbehandlung mit Hausmitteln nicht funktioniert. Dennoch kann während der Therapie darauf geachtet werden, die Augen zu schonen und direktes Sonnenlicht zu vermeiden.
Welche Vorbeugung ist möglich?
Mit Herpes infizieren sich Menschen in der Regel unbewusst und oftmals auch schon sehr frühzeitig, ohne dass eine Infektion direkt sichtbar wird. Der Typ 1 wird dabei von den Lippen auf das Auge übertragen, z. B. durch Berührung der Lippen und Reiben der Augen. Es empfiehlt sich immer, die Bläschen, auch wenn sie unangenehm sind, nicht aufzukratzen und besser mit einer Salbe zu behandeln, bis sie sich zurückbilden, da sie die ansteckende Flüssigkeit enthalten. Berührungen im Gesicht erfolgen unbedacht und automatisch. Sie lassen sich selten verhindern.
Hat sich Herpes im Gesicht gezeigt, ist es wichtig, stärker auf hygienische Massnahmen zu achten. Das bedeutet das häufigere Waschen der Hände und Desinfizieren von verwendeten Gegenständen. Dabei ist die Verwendung eigener Hygieneartikel und Handtücher ebenso wichtig wie das Vermeiden einer Benutzung gleicher Gläser oder Bestecks beim Trinken und Essen.
Herpesviren, die bereits im Kindesalter in den Körper gelangt sind, können über einen langen Zeitraum ruhen und keinerlei Symptome auslösen. Erst bei bestimmten Immunsystemschwächungen oder psychischer und körperlicher Belastung aktiviert sich das Virus. Daher ist es wichtig, Stress zu vermeiden und durch eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und gute Laune das Immunsystem zu stärken.
Prognose und Heilungsprozess bei Augenherpes
Da die Ausbrüche am Auge von Viren bewirkt werden, die nach einer Ruhephase im Organismus erneut aktiviert werden, dauert der Heilungsprozess unterschiedlich lang und die Prognose für die Ansteckphase gilt für mindestens eine Woche. Die Hornhaut enthält weniger Blutgefässe als die Lippen, daher dauert auch der Ausbruch länger. Wird Augenherpes nicht behandelt, kann sich die Infektion sogar über Monate hinziehen.
Eine vollständige Heilung ist nicht möglich. Lediglich die akute Infektion lässt sich therapieren. Die beschwerdefreie Zeit zwischen den Ausbrüchen hängt vom Immunsystem und den Lebensbedingungen und Emotionen des Betroffenen ab. Bei einer Entzündung der Oberfläche bildet sich Augenherpes meistens vollständig und folgenlos zurück. Tieferreichende Infekte können Komplikationen hervorrufen, machmal auch eine Narbenbildung an der Hornhaut nach sich ziehen.
Einfluss der Erkrankung auf das Berufsleben
Da Herpes gerade in der ersten Zeit der Infektion sehr ansteckend ist und auch unbewusst übertragen wird, sollte die Erkrankung besser in der akuten Phase komplett zu Hause auskuriert werden. Das verhindert, dass beim Arbeiten andere Menschen gefährdet werden oder sich anstecken. Das gilt nicht nur für Augeninfektionen mit dem Virus, sondern auch für Herpes in anderen Gesichtsbereichen.
Ist Herpes in der Schweiz weit verbreitet?
In der Schweiz ist Herpes als Virus-Typ 1 stark verbreitet und bei etwa 90 Prozent aller Erwachsenen vorhanden. Bei den meisten kommt es jedoch nicht zwingend zu einer Infektion, da die Herpesviren über einen langen Zeitraum nicht aktiv sind. Der Ausbruch auf den Lippen und im Mundbereich ist deutlich häufiger als der Augenherpes. Dieses tritt bei höchstens ein bis zwei Prozent der Schweizer auf.
Quellen
- Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 213-219., 417-418.
- Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 73-80.
- Blaß, Simone: Augenherpes – Ansteckung, Symptome & Behandlung, 28.05.2019. Unter: https://www.ratgeber-hautgesundheit.de/ansteckende-hautkrankheiten/herpes/augenherpes/.