Aniridie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 5. Juni 2023Von 5,7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

aniridie

Einführung

Aniridie ist eine seltene Augenerkrankung, die durch das Fehlen (Hypoplasie) der Regenbogenhaut (Iris) gekennzeichnet ist. Der Begriff „Aniridie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „ohne Iris“. Diese seltene genetische Erkrankung betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene und kann erhebliche Auswirkungen auf die Sehkraft und das allgemeine Wohlbefinden haben. In diesem Text werden wir uns mit den Ursachen, Symptomen und der Behandlung der Krankheit Aniridie beschäftigen.

Ursachen der Aniridie

Aniridie ist in den meisten Fällen eine angeborene Erkrankung, die durch eine genetische Mutation verursacht wird, welche zur Hypoplasie führt. Die Vererbungsmuster können unterschiedlich sein und reichen von autosomal dominant bis autosomal rezessiv. Einige Fälle von Aniridie sind auf spontane Genmutationen zurückzuführen, bei denen keine familiäre Veranlagung vorliegt. In diesen Fällen kommt es gehäuft zu Funden von Nierentumore (Wilms-Tumore) und häufig bestehen auch mehrere Symptome des WAGR-Syndroms.

Die genaue genetische Ursache von Aniridie wurde noch nicht vollständig entschlüsselt, aber Mutationen im PAX6-Gen wurden mit der Erkrankung in Verbindung gebracht. Das PAX6-Gen ist für die Entwicklung der Augen verantwortlich und spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung der Iris. Mutationen in diesem Gen führen dazu, dass die Iris nicht richtig wächst oder vollständig fehlt.

Welche Symptome treten bei der Aniridie auf?

Das Hauptmerkmal von Aniridie ist das Fehlen oder die Unterentwicklung der Iris. Dadurch erscheint das Auge in der Regel als glatt und ohne die charakteristische Farbe der Iris. Die Pupille kann aufgrund des fehlenden Farbkontrasts oft ungewöhnlich gross erscheinen. Diese Unterentwicklung der Iris kann auch andere Teile des Auges beeinflussen, wie zum Beispiel die Hornhaut, den Ziliarkörper und die Linse.

Menschen mit Aniridie können verschiedene Sehprobleme haben. Die meisten von ihnen haben eine stark beeinträchtigte Sehschärfe (Visus) und sind oft stark lichtempfindlich (Photophobie). Diese Lichtempfindlichkeit kann dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, sich in hellem Licht oder bei Blendung zurechtzufinden. Darüber hinaus können weitere Augenerkrankungen wie Glaukom (Grüner Star) oder Katarakt (Grauer Star) auftreten, die die Sehkraft weiter beeinträchtigen. Es kann auch Befunde im Zusammenhang mit der Hornhaut geben, wie zum Beispiel Keratopathie.

Diagnostik

Die Diagnose der Krankheit Aniridie basiert in der Regel auf einer umfassenden augenärztlichen Untersuchung. Der Augenarzt beurteilt das Vorhandensein oder Fehlen der Iris und prüft auch auf mögliche Begleiterkrankungen wie Katarakt oder Glaukom. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomographie (OCT) eingesetzt werden, um detaillierte Bilder der Augenstrukturen zu liefern.

Genetische Tests können ebenfalls durchgeführt werden, um nach Mutationen im PAX6-Gen zu suchen, die mit Aniridie in Verbindung gebracht werden. Eine gründliche Diagnosestellung ist wichtig, um die geeigneten Behandlungsoptionen zu identifizieren und die erforderliche Unterstützung für den Patienten zu gewährleisten.

Behandlung der Aniridie

Es gibt derzeit keine Heilung für Aniridie, aber es stehen verschiedene Behandlungen und Hilfsmittel zur Verfügung, um die Symptome zu lindern und die Sehfähigkeit zu verbessern. Die Behandlung von Aniridie erfordert normalerweise einen multidisziplinären Ansatz, bei dem verschiedene Fachärzte wie Augenärzte, Optiker und genetische Berater zusammenarbeiten.

Korrektive Brillen oder Kontaktlinsen können verwendet werden, um die Sehschärfe zu verbessern und Blendung zu reduzieren. Spezielle Brillengläser mit Tönung oder Polarisationsfiltern können helfen, das Licht besser zu kontrollieren und das Sehvermögen bei hellem Licht zu verbessern. Einige Patienten profitieren möglicherweise auch von speziellen Irisprothesen, die die fehlende Iris ersetzen und die ästhetische Erscheinung des Auges verbessern können.

In einigen Fällen kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, um Begleiterkrankungen wie Katarakt oder Glaukom zu behandeln. Kataraktchirurgie kann durchgeführt werden, um die trübe Linse zu entfernen und durch eine künstliche Linse zu ersetzen, während Glaukommanagementtechniken den Augeninnendruck kontrollieren können.

Darüber hinaus ist eine regelmässige augenärztliche Betreuung wichtig, um den Zustand des Auges zu überwachen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Augentropfen können zur Linderung von Trockenheit und Reizungen eingesetzt werden.

Komplikationen der Aniridie

Aniridie kann mit einer Reihe von Komplikationen einhergehen, die das Sehvermögen und die allgemeine Augengesundheit beeinträchtigen können. Eine häufige Komplikation ist eine deutlich beeinträchtigte Sehschärfe (Visus). Das Fehlen oder die Unterentwicklung der Iris führt zu einer unzureichenden Lichtkontrolle im Auge, was zu verminderter Sehschärfe und Lichtempfindlichkeit (Photophobie) führt. Dies kann die Fähigkeit beeinträchtigen, klare Bilder zu sehen und sich in hellem Licht oder bei Blendung zurechtzufinden.

Darüber hinaus besteht bei Menschen mit Aniridie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Begleiterkrankungen wie Katarakt (Grauer Star) und Glaukom (Grüner Star). Katarakt tritt häufiger und in jüngerem Alter auf als bei Menschen ohne Aniridie. Dies führt zu einer Trübung der Linse und kann das Sehvermögen weiter beeinträchtigen. Glaukom ist durch einen erhöhten Augeninnendruck gekennzeichnet und kann zu Schäden am Sehnerv führen, was zu einem fortschreitenden Sehverlust führen kann.

Es ist wichtig, dass Menschen mit Aniridie regelmässige augenärztliche Untersuchungen durchführen lassen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine rechtzeitige Behandlung von Begleiterkrankungen wie Katarakt oder Glaukom kann dazu beitragen, das Sehvermögen zu erhalten und Komplikationen zu minimieren.

Lebensqualität und Unterstützung

Menschen mit Aniridie können in ihrem Alltag aufgrund der Sehbeeinträchtigungen vor Herausforderungen stehen. Es ist wichtig, dass sie angemessene Unterstützung erhalten, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Dies kann den Zugang zu Sehhilfen, visuellen Hilfsmitteln und spezialisierten Bildungsprogrammen umfassen.

Zusätzlich kann die psychologische Unterstützung für Patienten und ihre Familien von entscheidender Bedeutung sein, um mit den emotionalen Auswirkungen der Erkrankung umzugehen. Der Austausch mit anderen Betroffenen oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann dabei helfen, Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Forschung und Zukunftsaussichten

Die Erforschung von Aniridie und die Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten sind ein aktives Forschungsgebiet. Wissenschaftler arbeiten daran, die genetischen Ursachen von Aniridie besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Stammzelltherapie und Gentherapie sind vielversprechende Bereiche, die in Zukunft möglicherweise zur Behandlung von Aniridie beitragen könnten.

Fazit

Aniridie ist eine seltene Augenerkrankung, die das Fehlen oder die Unterentwicklung der Iris zur Folge hat. Die genetische Vererbung spielt eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung, und die Symptome können von Sehbeeinträchtigungen bis hin zu Begleiterkrankungen wie Katarakt oder Glaukom reichen. Obwohl es derzeit keine Heilung für Aniridie gibt, stehen Behandlungen und Hilfsmittel zur Verfügung, um die Symptome zu lindern und die Sehfähigkeit zu verbessern.

Eine multidisziplinäre Betreuung und der Zugang zu Unterstützungsdiensten können dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die laufende Forschung auf diesem Gebiet bietet Hoffnung für zukünftige therapeutische Durchbrüche und bessere Behandlungsmöglichkeiten.

Quellen

Nach oben