Akanthamöben-Keratitis
Dr. med. Gabriele Valaisaite
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Inhaltsverzeichnis
- Die Akanthamöben-Keratitis – besonders für Kontaktlinsenträger ein Risiko
- Was ist eine Akanthamöben-Keratitis?
- Wo kommen Akanthamöben vor?
- Welche Eigenschaften haben die Akanthamböben?
- Was sind die Symptome der Akanthamöben-Keratitis?
- Was sind die klinischen Zeichen der Hornhautentzündung durch die Parasiten?
- Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
- Wie wird die Akanthamöben-Keratitis behandelt?
- Zusammenfassung
- Quellen
Die Akanthamöben-Keratitis – besonders für Kontaktlinsenträger ein Risiko
Schon unscheinbare Mikroläsionen der Hornhaut können ausreichen, um den Boden für eine Akanthamöben-Keratitis zu bereiten. Dabei handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die bis zum Verlust des Augenlichts führen kann.
Was ist eine Akanthamöben-Keratitis?
Die Akanthamöben-Keratitis wird durch Akanthamöben ausgelöst. Zur typischen Infektion kommt es, wenn die Parasiten in die Hornhaut eindringen.
Wo kommen Akanthamöben vor?
Bei Akanthamöben handelt es sich um Einzeller, die praktisch überall vorkommen. Häufig finden sie sich im Wasser, so beispielsweise in Leitungs- oder Brunnenwasser, in Seen, Pools oder Schwimmbädern. Auch im Abwassersystem oder in der Erde lassen sie sich nachweisen. Eine Ansteckung mit den Amöben ist nicht selten. Meist kann das Immunsystem gut auf die Parasiten reagieren. Gefährdet sind vor allem Linsenträger, da ihre Hornhaut besonders leicht mit den Amöben in Kontakt kommt. Sie können Erreger einer Hornhautinfektion sein. Diese lieben es, sich im Feuchten aufzuhalten, so wie beispielsweise in Linsenbehältern. Werden diese nicht regelmässig gereinigt und getrocknet, begünstigt dies die Entstehung einer Akanthamöbenkeratitis. Eine häufige Infektionsquelle, aus der die Akanthamöben stammen, ist abgestandenes Wasser – schlecht gereinigte Pools und ungenügend gechlorte Freibäder, mitunter sogar Leitungswasser, das für die Kontaktlinsenreinigung verwendet wird.
Welche Eigenschaften haben die Akanthamböben?
Akanthamöben sind per se noch nicht problematisch. Die Parasiten kommen in der häuslichen Umgebung des Menschen häufig vor und lassen sich oft in Nasenabstrichen nachweisen. Treten keine klinischen Komplikationen auf, ist der Nachweis praktisch irrelevant. Zu den verbreitetsten Infektionsquellen gehört abgestandenes Wasser. Dort bewegen und ernähren sich die kurzen Amöben dank ihrer Ausstülpungen, die an Finger oder Dornen erinnern. Sie ermöglichen es den Einzellern, eine Geschwindigkeit von bis 0,8 Mikrometern pro Sekunde zu erreichen.
Bei der Akanthamöben-Keratitis sind in erster Linie Akanthamöben in ihrer aktiven Form bedeutsam, die als Trophozoit bekannt ist. Nur in dieser Form sind sie zum Stoffwechsel und zur geschlechtslosen Vermehrung fähig. Eine minimale Verletzung der Hornhaut genügt, damit die Amöben tief in die Kornea gelangen, wo sie mithilfe unterschiedlicher Enzyme das Gewebe durchdringen und zerstören. Verschlechtern sich die äusseren Bedingungen, können Akanthamöben in eine zystische Form übergehen. Als Zyste sind sie praktisch unverwüstlich, können Kälte und Trockenheit trotzen und einige Jahre überleben.
Was sind die Symptome der Akanthamöben-Keratitis?
Die Akanthamöben-Keratitis zeigt sich an einer Reihe von Symptomen. Betroffene leiden an schmerzenden, tränenden und geröteten Augen, sehen verschwommen und reagieren sehr empfindlich auf Licht. Auch der Eindruck, etwas im Augen zu haben, kann auf die Infektion hindeuten. Wer diese Symptome bemerkt, sollte umgehend einen Augenarzt aufsuchen und seine Kontaktlinsen herausnehmen.
Was sind die klinischen Zeichen der Hornhautentzündung durch die Parasiten?
Betroffene mit Akanthamöbenkeratitis leiden zumeist an der Infektion eines Augapfels. Initial wird die Erkrankung häufig nicht entdeckt, da die Beschwerden eher unspezifisch sind. Es gibt jedoch einige klinische Zeichen, zu denen beispielsweise ein krampfartiger Lidschluss gehört. Charakteristisch ist aber auch eine grau-weisslich erscheinende Epithel. Nach einigen Tagen können sich um die Nervenfasern herum Infiltrate ausbilden, die bereits tiefer in der Hornhaut angesiedelt sind.
Mehrere Wochen dauert es, bis ein Ringinfiltrat entsteht, dessen Entzündung weisslich aussieht. Schreitet die Krankheit weiter voran, können Entzündungen der Regenbogenhaut (Iritis), der Lederhaut (Skleritis) und der Augenhaut (Uveitis) auftreten. Aber auch ein erhöhter Augendruck, starke Schmerzen und der zunehmende Verlust der Sehkraft sind möglich. Doch auch längere Intervalle ohne Beschwerden kommen vor.
Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Eine Schwierigkeit der Diagnostik besteht in der Abgrenzung von Keratitiden anderen Ursprungs. Bei der Akanthamöben-Keratitis lassen sich häufig bakterielle Begleit- und Folgeinfektionen beschreiben. Sollte der Krankheitsverdacht bestehen, lässt sich eine Abschabung der Hornhaut im Labor untersuchen, die als Kornea-Abradat bezeichnet wird. Bei den meisten Betroffenen handelt es sich um Kontaktlinsenträger, weshalb auch die Untersuchung der Kontaktlinsen und ihres Behälters üblich ist.
Um die Probe zu versenden, stellt das Labor eine spezielle Amöbensaline bereit. Dafür eignet sich auch steriles Wasser, weniger hingegen Kochsalzlösung. Die Akanthamöben und ihr gesamtes Spektrum lassen sich nach ihrer Kultivierung auf speziellen Nährmedien mithilfe des Lichtmikroskops nachweisen und untersuchen. Gleiches gilt für Endozytobioten, die bei der Pathogenese ebenfalls beteiligt sein können. Spezifische PCR-Verfahren ergänzen die Diagnostik, erlauben allerdings keine Einschätzung darüber, wie vital die Erreger sind. Dieses Wissen ist für die Behandlung wichtig.
Wie wird die Akanthamöben-Keratitis behandelt?
Gelingt es, die Akanthamöben-Keratitis frühzeitig zu diagnostizieren, ist eine erfolgreiche, jedoch auch sehr langwierige Therapie möglich. Was die Infektion so tückisch macht, sind die widerstandsfähigen Zysten, die jederzeit wieder in die aktive Form übergehen können. Gegen die Zysten lässt sich medikamentös nur schwer vorgehen. Bei der Behandlung der Keratitis kommt PHMB (Polyhexamethylenbiguanid-Lösung) 0,02% oder Chlorhexidin 0,02% als Monotherapie zum Einsatz. Einer von diesen Augentropfen werden während den ersten 48 Stunden Tag und Nacht stündlich getropft. Nach 2 Tagen kann weniger getropft werden.
Als Alternative kann die PHMB 0,02% oder Chlorhexidin 0,02% Monotherapie mit Promamidine 0,1% oder Hexamidine 0,1% ergänzt werden. Diese können ebenfalls stündlich mit Abstand zu PHMB oder Chlorhexidin getropft werden.
Bei einer hartnäckigen Hornhautentzündung durch Akanthamöben können PHMB 0,06% der Chlorhexidine 0,2% Augentropfen eingesetzt werden.
In resistenten Fällen können Voriconazol 0,1% Augentropfen und Voriconazol Tabletten verwendet werden.
Der Patient schleicht die Medikamente über einige Monate aus. Bei sehr starken Beschwerden stellen Corticosteroide eine wichtige Ergänzung dar.
Zeigt die medikamentöse Therapie nicht die gewünschte Wirkung, helfen nur noch chirurgische Eingriffe weiter. Neben der Abtragung der Epithelschicht kommt auch die Behandlung mit Kälte infrage (Kryokoagulation). Ist die Akanthamöben-Keratitis weit fortgeschritten, ist die Transplantation der Hornhaut üblicherweise das letzte Mittel.
Zusammenfassung
Zunächst sind die Beschwerden, die eine Akanthamöbenkeratitis hervorruft, recht unspezifisch. Eine frühe Behandlung ist entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu verhindern, die bis zum Verlust der Sehfähigkeit reichen können. Die Akanthamöben kommen praktisch überall vor. Etwa 88 Prozent der Patienten sind jedoch Träger von Kontaktlinsen, die oftmals nicht genügend auf die Hygiene geachtet haben. Die langwierige Behandlung kann medikamentös, bei ausbleibendem Erfolg aber auch chirurgisch in einer Augenklinik erfolgen.
Quellen
- Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 70-72.
- Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 211-212.
- https://eyewiki.aao.org/Acanthamoeba_Keratitis