Aderhautnävus
Dr. med. Gabriele Valaisaite
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ein Aderhautnävus, oft vereinfacht als „Nävus“ bezeichnet, ist eine gutartige Läsion oder Pigmentansammlung in der Aderhaut des Auges. Der Aderhautnävus ist in der Augenheilkunde der häufigste Tumor des Augeninneren. Die Aderhaut ist eine Schicht unter der Netzhaut, die reich an Blutgefässen ist und sich zwischen der Netzhaut und der Sklera, der weissen äusseren Schicht des Auges, befindet. Aderhautnävi sind in gewisser Weise den Muttermalen oder Leberflecken ähnlich, die auf der Haut auftreten können, und stellen in den meisten Fällen keine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit oder das Sehvermögen dar. Ihre Farbgebung kann variieren; sie erscheinen oft in verschiedenen Schattierungen von Braun, Grau und Grün, abhängig von der Art und Menge des Pigments in der Läsion.
Obwohl diese Pigmentflecken in der Regel flach sind und einen Durchmesser von weniger als 2 mm aufweisen, gibt es eine gewisse Variabilität in ihrer Grösse und Erscheinung. Viele Aderhautnävi sind angeboren und können bereits bei der Geburt vorhanden sein, aber es ist auch möglich, dass sie im Laufe des Lebens eines Individuums entstehen. Die Diagnose eines Aderhautnävus erfolgt häufig zufällig während einer Routineuntersuchung des Auges, insbesondere wenn der Augenarzt den Augenhintergrund untersucht, da die meisten Betroffenen keine Symptome berichten und sich der Präsenz des Nävus nicht bewusst sind.
Ursachen und Risikofaktoren des Aderhautnävus
Die genauen Ursachen von Aderhautnävi sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dies wird durch die Beobachtung gestützt, dass Aderhautnävi oft bei mehreren Mitgliedern derselben Familie auftreten, was auf eine mögliche genetische Veranlagung hinweist. Im Gegensatz zu Hautnävi, bei denen eine erhöhte Exposition gegenüber ultravioletter Strahlung als Risikofaktor identifiziert wurde, scheint UV-Strahlung bei der Entwicklung von Aderhautnävi keine wesentliche Rolle zu spielen. Die Augen sind durch ihre anatomische Struktur und verschiedene natürliche Schutzmechanismen, wie die Fähigkeit, die Pupillengrösse zu verändern, sowie durch die Anwesenheit von Augenlidern und Wimpern, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Die Forschung ist weiterhin aktiv, um weitere Faktoren zu identifizieren, die zur Entwicklung von Aderhautnävi beitragen könnten, einschliesslich Umweltfaktoren, Lebensstil und mögliche chemische Expositionen.
Diagnose
Die Diagnose eines Aderhautnävus erfolgt oft zufällig, da die meisten Betroffenen keine Symptome aufweisen und sich der Präsenz des Nävus nicht bewusst sind. Bei einer routinemässigen Untersuchung des Augenhintergrunds kann ein Augenarzt auf einen Aderhautnävus stossen. Zur genaueren Untersuchung und Bewertung des Nävus können verschiedene bildgebende Verfahren angewendet werden. Die Ophthalmoskopie ermöglicht eine direkte Betrachtung des Augenhintergrunds und somit des Nävus. Ultraschalluntersuchungen des Auges können wichtige Informationen über die Dicke und Konsistenz des Nävus liefern, was für die Beurteilung seines Potenzials für maligne Veränderungen entscheidend sein kann. Die optische Kohärenztomographie (OCT) bietet hochauflösende Bilder der Netzhaut und Aderhaut und ermöglicht eine detaillierte Untersuchung der Struktur des Nävus. Diese bildgebenden Techniken sind unerlässlich, um gutartige Aderhautnävi von möglicherweise bösartigen Veränderungen zu unterscheiden und um eine Grundlage für regelmässige Überwachung und Vergleiche im Laufe der Zeit zu schaffen.
Symptome und Komplikationen
Die meisten Aderhautnävi verursachen keine Symptome und haben keinen direkten Einfluss auf die Sehkraft. In seltenen Fällen können sie jedoch zu Komplikationen führen, insbesondere wenn sie sich in der Nähe der Makula befinden, dem Teil der Netzhaut, der für das zentrale Sehen verantwortlich ist. In solchen Fällen können Aderhautnävi zu Verzerrungen oder einem Verlust der Sehschärfe führen. Eine der schwerwiegendsten möglichen Komplikationen ist die Entartung eines Aderhautnävus in ein Aderhautmelanom, eine Form von Augenkrebs. Obwohl dies relativ selten vorkommt, erfordert ein solcher Fall eine sofortige medizinische Behandlung, da ein Aderhautmelanom das Sehvermögen ernsthaft beeinträchtigen und sich auf andere Körperteile ausbreiten kann. Die regelmässige Überwachung eines Aderhautnävus ist daher von grösster Bedeutung, um jegliche Veränderungen in seiner Grösse, Form oder Farbe frühzeitig zu erkennen.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen für einen Aderhautnävus umfassen eine Reihe anderer Augenläsionen und Zustände, die ähnliche Merkmale aufweisen können. Diese beinhalten:
- Aderhautmelanom: Eine bösartige Form des Augenkrebses, die von einem Aderhautnävus schwer zu unterscheiden sein kann, besonders in frühen Stadien. Aderhautmelanome zeigen oft ein schnelleres Wachstum und eine prominente Erhebung.
- Chorioretinitis: Entzündungen der Aderhaut und Netzhaut, die zu ähnlichen Veränderungen im Augenhintergrund führen können wie ein Nävus, aber in der Regel von Entzündungszeichen begleitet sind.
- Aderhauthämangiom: Ein gutartiger Blutgefäßtumor in der Aderhaut, der eine ähnliche Erscheinung wie ein Nävus haben kann, aber oft mit einer rötlicheren Farbe und einer dickeren, erhabeneren Struktur.
- Kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels (CHRPE): Eine meist harmlose, dunkel pigmentierte Läsion auf der Netzhaut, die von einem Aderhautnävus durch ihre Lage auf der Netzhaut unterschieden werden kann.
- Netzhautablösung: In seltenen Fällen kann eine Netzhautablösung Bereiche aufweisen, die einem Aderhautnävus ähneln, obwohl andere Symptome wie Sehverlust und „fliegende Mücken“ eine genauere Diagnose ermöglichen.
Diese Differentialdiagnosen erfordern eine genaue Untersuchung, oft mit spezialisierten bildgebenden Verfahren, um eine genaue Diagnose zu stellen und die entsprechende Behandlung einzuleiten.
Behandlung und Überwachung des Aderhautnävus
In den meisten Fällen ist keine spezifische Behandlung für einen Aderhautnävus erforderlich, da er in der Regel gutartig ist und keine Symptome verursacht. Die Hauptstrategie besteht darin, den Nävus regelmässig zu überwachen, um sicherzustellen, dass keine Veränderungen auftreten, die auf eine Entartung hinweisen könnten. Augenärzte empfehlen in der Regel eine jährliche Untersuchung, die eine Fotodokumentation des Nävus einschliessen kann, um dessen Zustand im Laufe der Zeit zu überwachen. Bei Verdacht auf Veränderungen können zusätzliche bildgebende Verfahren angeordnet werden, um die Natur des Nävus genauer zu bestimmen. In seltenen Fällen, in denen ein Aderhautnävus Anzeichen einer Entartung zeigt oder zu visuellen Störungen führt, können therapeutische Massnahmen erforderlich sein. Diese können von Laserbehandlungen bis hin zu invasiveren chirurgischen Eingriffen reichen, je nach Lage, Grösse und Beschaffenheit des Nävus sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.
Häufigkeit
Aderhautnävi sind relativ häufig und treten bei einem signifikanten Anteil der Bevölkerung auf, wobei die genaue Prävalenz je nach Studie und untersuchter Bevölkerungsgruppe variiert. Schätzungen zufolge haben etwa 6-10% der Bevölkerung mindestens einen Aderhautnävus. Diese Pigmentflecken werden häufiger bei Personen mit heller Haut und bei älteren Erwachsenen diagnostiziert, obwohl sie in jeder Altersgruppe und bei allen Hauttypen vorkommen können. Die Häufigkeit von Aderhautnävi unterstreicht die Bedeutung regelmässiger augenärztlicher Untersuchungen, um deren Präsenz und Zustand zu überwachen und mögliche gesundheitliche Risiken frühzeitig zu identifizieren.
Fazit
Zusammenfassend ist ein Aderhautnävus eine häufige, in der Regel gutartige Pigmentansammlung in der Aderhaut des Auges, die meist keine Symptome verursacht und in den meisten Fällen keine ernsthafte Bedrohung für das Sehvermögen darstellt. Trotz ihrer Gutartigkeit ist eine regelmässige Überwachung durch augenärztliche Untersuchungen wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und mögliche Risiken zu minimieren. Sollten Sie Fragen zu Aderhautnävi haben oder Bedenken bezüglich Ihrer Augengesundheit bestehen, stehen unsere Augenärzte in Chur Ihnen gerne mit ihrer Expertise zur Seite. Zögern Sie nicht, sich bei Unsicherheiten oder für eine Untersuchung an uns zu wenden.