Augapfelprellung (Contusio bulbi, Augenprellung)

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 11. April 2023Von 9,2 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

augapfelprellung chur kopie

Ob ein verirrter Tennisball, ein Sportunfall oder ein unglücklicher Sturz: Durch eine stumpfe Gewalteinwirkung kann der Augapfel geprellt werden. Ist die sensible Augenregion betroffen, so gilt es, besondere Vorsichtsmaßnahmen einzuleiten. Denn obwohl eine Augapfelprellung bei den meisten Patienten harmlos verläuft, kann sie in anderen Fällen ernsthafte Verletzungen und schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen.

Entsprechend wichtig ist es, möglichst umgehend einen Augenarzt aufzusuchen. Was genau eine Augenprellung, also eine Contusio ist, was ihre Ursachen sind, welche Symptome dabei auftreten können, wie die Behandlung aussieht und wie die Diagnose gestellt wird, sei im Folgenden dargestellt.

Was ist eine Augapfelprellung?

Eine Augapfelprellung beziehungsweise Augenprellung, im Fachjargon auch Contusio bulbi genannt, beschreibt eine stumpfe Verletzung, die im Bereich des Augapfels angesiedelt ist. Unterschieden wird dabei zwischen einer leichten und einer schweren Contusio bulbi – je nachdem, wie stark die Verletzung ausgeprägt ist.

Zwar handelt es sich bei der Augenprellung nicht um eine offene Wunde – dennoch sollte sie möglichst schnell und umfassend behandelt werden. Immerhin kann ein stumpfes Augentrauma teilweise schwere Probleme nach sich ziehen – darunter Verletzungen der Hornhaut, Netzhautödeme und Entzündungen der Regenbogenhaut. Zusätzlich kann es nötig sein, Fremdkörper, die im Rahmen des Unfalls in das Auge gelangt sind, zu entfernen.

Was sind die Ursachen der Augenprellung?

Die Ursachen einer Prellung des Augapfels können vielfältig sein. Oft handelt es sich um eine Begleiterscheinung bei handgreiflichen Auseinandersetzungen – so zum Beispiel infolge eines Faustschlags auf das Auge. Aber auch Menschen, die gerne Sport treiben, zählen zu der Risikogruppe derjenigen, die von einer Augenprellung betroffen sein können.

Vor allem bei Ballsportarten wie Golf, Tennis oder Squash sieht man Verletzungen im Bereich des Augapfels recht häufig, da die Bälle hier mit hoher Geschwindigkeit gegen das Auge prallen können. Ebenso können Verletzungen durch einen Stein, einen Schneeball oder einen Sektkorken ursächlich sein. Im Alter können weitere Risikofaktoren hinzukommen – so zum Beispiel Stürze infolge einer Gangataxie, eines Schlaganfalls oder einer Gangstörung.

Welche Symptome treten bei einer Augapfelprellung auf?

Schwere Prellungen des Auges können zu ernsthaften Verletzungen augeninnerer Strukturen führen, wie Blutungen, Augendruck-Anstieg oder Risse in der Regenbogenhaut. Ein typisches Symptom einer Prellung des Auges ist eine starke Schwellung des Augenlids und der Bindehaut: Dadurch kann der Patient das Auge zum Teil nicht mehr öffnen. Oft kommt es auch zu einer Verschlechterung des Sehvermögens einschliesslich des Auftretens von Doppelbildern. Die Bindehaut des Auges kann aufgrund einer gesteigerten Durchblutung stark gerötet sein.

Oft ist auch die Pupille betroffen, die infolge der Verletzung nicht mehr komplett auf Lichteinfall mit den entsprechenden Veränderungen reagieren kann, so wie es bei einer gesunden Pupille der Fall ist. Auch ein Hyposphagma kann auftreten. Gleichzeitig bildet sich ein Ödem der Hornhaut, die in der Folge getrübt aussehen kann. Eine Erhöhung des inneren Augendrucks ist möglich.

Ein Ödem kann auch am Augenhintergrund entstehen. Dadurch kann es zu Einblutungen aus den umliegenden Gefäßen kommen. In schwereren Fällen kann es sogar zur Netzhautablösung kommen. Bei einer Netzhautablösung handelt es sich um die Ablösung der inneren Anteile der Netzhaut des Auges von dem retinalen Pigmentepithel, also der Versorgungsschicht. Durch die Netzhautablösung kann das betroffene Auge erblinden, wenn es nicht möglichst umgehend behandelt wird. Diese kann aber von den Fachärzten mit einer Vitrektomie behandelt werden. Genauso können Schäden aber auch erst nach einer gewissen Zeit, zum Teil sogar erst nach Jahren, auftreten.

So kann es zum Beispiel zu augeninneren Problemen, wie zu einem grünen Star, einem Netzhautriss oder einem grauen Star kommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, nach einer Augenprellung lebenslang Kontrollen beim Augenarzt durchführen zu lassen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Für die Diagnose einer Aufapfelprellung orientiert sich der Facharzt zum einen an den äusseren Anhaltspunkten, zum anderen an einigen einschlägigen Untersuchungsmethoden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Patient das Unfallgeschehen und seine Beschwerden möglichst genau schildert. Im Anschluss an das Gespräch werden zunächst die äusseren Partien der Verletzung sorgfältig begutachtet.

Anschliessend wird für gewöhnlich eine sogenannte Fundoskopie, also eine Augenspiegelung, durchgeführt, um sämtliche einsehbaren Teile des Auges zu untersuchen – darunter die Netzhaut, den Sehnerv und die Aderhaut.

Um einen leichteren Zugang zu ermöglichen, werden dazu in aller Regel Medikamente verabreicht, die die Pupille medikamentös öffnen und weiten. Im Rahmen der Augenspiegelung prüft der Facharzt das Auge auch nach eventuellen Fremdkörpern, um sicherzustellen, dass Horn- und Bindehaut unverletzt bleiben.

Im Fall einer Augenprellung können Sie sich gerne an unsere Augenärzte in Chur wenden. Wir können Ihnen schnell einen Termin anbieten.

Wie verläuft die Augenprellung?

Je nachdem, welche Teile des Auges betroffen sind, unterscheidet sich auch der Verlauf der Augapfelprellung. In den meisten Fällen ist eine Schwellung an den Augenlidern festzustellen, die von starken Schmerzen begleitet werden kann. Zusätzlich kann die Bindehaut infolge einer erhöhten Durchblutung gerötet und geschwollen sein.

Weitere typische Symptome, die im weiteren Verlauf auftreten können, sind die Steigerung des Augeninnendrucks, das Sehen von Doppelbildern und die Entstehung eines Hornhautödems. Teilweise kann die Pupille in der Folge nicht mehr korrekt auf Lichteinfall reagieren. Da eine Contusio im Großteil der Fälle durch eine stumpfe Gewalteinwirkung auf das Auge oder den Schädel zustande kommt, handelt es sich fast immer um ein akutes Geschehen, das eine möglichst schnelle Behandlung erforderlich macht.

Auf keinen Fall sollte der Patient den Besuch beim Arztbesuch länger als unbedingt notwendig aufschieben, um Folgeschäden zu vermeiden und Spätschäden zu unterbinden. Je mehr Zeit vergeht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Strukturen am und im Auge nachhaltig geschädigt werden. Eine Rekonstruktion ist dann nicht mehr möglich. Der Facharzt wird je nach Einzelfall über das Vorgehen entscheiden und die Therapie entsprechend anpassen.

Vorrangig muss die Entstehung von Ödemen im Auge eingedämmt werden, damit der erhöhte Augeninnendruck nicht zu einem Absterben des Sehnervs führt. Verletzungen an der Netzhaut können zum Beispiel mittels Lasertechnik korrigiert werden.

Am Ende wird immer der Arzt feststellen, welche Behandlung am besten geeignet ist. Wie schnell das Auge dann heilt, hängt dabei ganz vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten, aber natürlich auch vom Ausmaß der Schädigung ab. Entsprechend lässt sich der Verlauf nur schwer abschätzen.

Wann zum Facharzt?

Verletzungen des Auges müssen grundsätzlich medizinisch behandelt werden, um schweren Komplikationen vorzubeugen. Das gilt auch dann, wenn die Region rund um das Auge nur geringfügig geschwollen ist, denn schließlich handelt es sich bei einer Augapfelprellung um eine Verletzung, deren potenzielle Folgen so gut wie gar nicht von einem Laien abgeschätzt werden können.

Im schlimmsten Fall ist eine vollständige Erblindung des betroffenen Auges möglich – auch, wenn keine nennenswerten Symptome vorliegen. Aus diesem Grund sollten Betroffene auf jeden Fall möglichst umgehend einen Notfall Augenarzt aufsuchen. Sollte das Auge sogar bluten oder stark schmerzen, wird am besten der Notarzt gerufen.

Auch Schwellungen des Augapfels, Sehstörungen oder Verluste des Augenlichts müssen schnellstmöglich behandelt werden, um sicherzustellen, dass der Patient durch die Augenprellung keine Komplikationen erleidet. Zudem kann ein Augenarzt ausschliessen, dass im Rahmen des Unfalls Fremdkörper in das Auge gelangt sind.

Welche Komplikationen können bei der Augapfelprellung auftreten?

Betroffene sollten eine Aufapfelprellung auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen: Denn selbst kleine Schäden am Auge, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, können unbehandelt später zu ernstzunehmenden Problemen führen. Typische Komplikationen, die dabei auftreten können, reichen von Veränderungen der Netzhaut über Eintrübungen der Linse und Erhöhungen des Augeninnendrucks bis hin zu Störungen des Sehvermögens.

Diese Probleme können wiederum die Entstehung eines grauen oder grünen Stars begünstigen, die als Spätfolgen zum Teil erst nach Jahren auftreten können. In den ersten Tagen nach dem Augentrauma treten zudem sehr häufig Nachblutungen auf, die eine Behandlung erforderlich machen. Durch besonders starke Schläge auf den Bereich rund um das Auge kann es zudem zu Frakturen und Knochenbrüchen des Knochens der Augenhöhle kommen.

Dadurch kann der Augapfel nicht mehr in seiner natürlichen Position gehalten werden. Auch können die Augenmuskeln mitunter eingeklemmt oder abgerissen werden, wodurch das Auge nur noch eingeschränkt beweglich ist. Zudem können Doppelbilder auftreten.

Wie kann die Augenprellung behandelt werden?

Um eine Augapfelprellung angemessen behandeln zu können, sollte möglichst schnell mit einer geeigneten Therapie begonnen werden. Beim Augenarzt wird mit Hilfe von Medikamenten zunächst der Augeninnendruck stabilisiert. Anhand des Schweregrads des Augentraumas kann anschliessend die passende Behandlung, sei es nun in Form eines Eingriffs oder einer Laseroperation, eingeleitet werden.

Verletzungen der Netzhaut lassen sich so zuverlässig beheben. Bei einer Netzhautablösung kann es sein, dass eine Vitrektomie durchgeführt werden muss. Bei der Vitrektomie werden gezielt Teile des Glaskörpers chirurgisch entfernt, um die Netzhaut wieder an das Pigmentepithel anzulegen. Zusätzlich werden die meisten Patienten mit Antibiotika versorgt, um Infektionen des Augapfels zu verhindern. Durch eine Lochbrille wird das Auge des Patienten ruhiggestellt.

Außerdem werden ihm Bettruhe und Leseverbot verordnet. Um möglichen Folgeschäden vorzubeugen, sind anschließend stetige Nachuntersuchungen vorgeschrieben – das Auge muss sollte also über einen längeren Zeitraum hinweg, manchmal auch lebenslang, beobachtet werden, um sicherzustellen, dass der Augapfel nicht beschädigt ist.

Wovon ist die Prognose abhängig?

Die Prognose ist hauptsächlich vom Schweregrad der Augapfelprellung abhängig. Während eine leichte Augenprellung binnen Stunden zurückgehen und keine Beschwerden hinterlassen kann, kann eine schwerere Augenprellung ernsthafte Verletzungen und schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Die Prognose einer leichten Augenprellung ist in den meisten Fällen sehr gut, sofern sie möglichst umgehend von einem Augenarzt behandelt wird.

Die normale Sicht wird zurückkehren, das Auge wird wieder abheilen. Etwas anders sieht es bei schwereren Augenprellungen aus: Hier ist vor allem der Umstand entscheidend, wie schnell der Betroffene im Anschluss an den Unfall einen Augenarzt aufsucht. Verletzungen der Pupille und der Regenbogenhaut können in aller Regel operativ wieder korrigiert werden. Spätfolgen sind dabei nur in den seltensten Fällen zu befürchten.

Problematischer ist es, wenn eine Beschädigung des Sehnervs vorliegt. Risse, Quetschungen und Blutungen in diesem Bereich können zu dauerhaften Beeinträchtigungen der Sehschärfe führen. Im schlimmsten Fall kann das betroffene Auge vollständig erblinden. Zudem sind Spätfolgen, darunter auch Kopfschmerzen infolge von Einstellungsproblemen der Pupille, möglich. Aus diesem Grund sollte das Auge regelmäßig von einem Augenarzt untersucht werden.

Zusammenfassung

Die Augapfelprellung bezeichnet eine Verletzung des Augapfels und der Augenregion durch eine stumpfe Gewalteinwirkung. Sie entsteht durch Sportunfälle, handgreifliche Auseinandersetzungen oder Stürze. Ist die sensible Augenregion betroffen, so gilt es, besondere Vorsichtsmassnahmen einzuleiten.

Eine möglichst umgehende Behandlung sollte dabei zu jeder Zeit im Vordergrund stehen, damit es nicht zu dauerhaften Sehverlusten kommt. Bei einer Prellung im Bereich des Augapfels sollten Betroffene daher in jedem Fall einen Augenarzt kontaktieren – auch dann, wenn sie kaum Beschwerden haben.

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