Papillenschwellung: Definition, Ursachen, Symptome, Therapie

Kategorien: AugenentzündungPublished On: 14. Oktober 2022Von 6,1 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

papillenschwellung

Papillenschwellung Definition 

Unter einer Papillenschwellung ist eine randunscharfe, leicht erhobene Papilla nervi optici zu verstehen. Verursacht wird die Schwellung meist vom Sehnervenkopf. Oftmals betrifft sie beide Augen. In den meisten Fällen kommt es jedoch zu einer einseitigen Schwellung. Wie schnell sich die Papillenschwellung entwickelt, ist von Patient zu Patient verschieden. Bei den einen dauert es nur wenige Stunden, bei den anderen mehrere Wochen.

Bei der Schwellung der Papille handelt es sich für gewöhnlich um ein unspezifisches Symptom, das oft nur die Begleiterscheinung einer übergeordneten Erkrankung darstellt. Meist liegen hier Erkrankungen des zentralen Nervensystems oder des Sehnervs zugrunde. Gelegentlich stecken aber auch lebensbedrohliche Systemerkrankungen dahinter. Umso wichtiger ist eine rasche Behandlung der Papille nervi optici. Ebenfalls zu empfehlen ist eine sogenannte Differenzialdiagnose, um bleibende Schäden ausschliessen zu können.

Papillenschwellung vs. Stauungspapille – wo liegt der Unterschied?

Die Begriffe Papillenschwellung und Stauungspapille werden oft in einen Topf geworfen. Allerdings gibt es einen feinen Unterschied zwischen den beiden Erkrankungen: Spricht der Mediziner von einer Papillenschwellung, bezieht er sich auf eine im Allgemeinen erhabene Papilla nervi optici. Die genaue Ursache für die Erhebung ist bei dieser Diagnose aber nicht bekannt. Anders ist es bei der Stauungspapille. Sie wird stets durch einen erhöhten Hirndruck hervorgerufen. Durch den aussergewöhnlich hohen Druck im Gehirn, sammelt sich Wasser im Gewebe der Papille an. Es folgt eine Schwellung an der Einmündung des Sehnervs in die Netzhaut, die sogenannte Retina. Eine andere Variante ist die Retrobulbärneuritis, die ebenso wie die Papillitis, eine Entzündung des Sehnervs.

Die Folge: Ein sogenanntes Papillen-Ödem entsteht. Hierbei weiten sich die filigranen Nervenbahnen und Blutgefässe an der Austrittsstelle und schwellen an, sodass die Papille sichtbar hervortritt. Dabei kann es auch zu Gesichtsfeldausfällen kommen.

Zu betonen ist, dass auftretende Sehverschlechterungen immer sofort mit einem Augenarzt abgeklärt werden sollten. Eine Schwächung des Sehnerves oder Gesichtsfeldausfall kann nicht nur durch eine Papllenschwellung hervortreten sondern beispielswiese auch aufgrund von Arteriitis temporalis (auch Riesenzellarteriitis genannt) oder vielen anderen Krankheiten die schlimmstenfalls zu einer Erblindung führen können.

Welche Ursachen hat eine Papillenschwellung oder Stauungspapille?

Wird die Papillenschwellung durch einen erhöhten Hirndruck ausgelöst, ist aus medizinischer Sicht von einer Stauungspapille die Rede. Und genau deshalb kommen als mögliche Ursachen alle potenziellen Auslöser einer Stauungspapille infrage. Denkbar sind Hirntumore, Hirnblutungen und Abszesse. Ebenfalls nicht auszuschliessen sind eine Meningitis, Enzephalitis oder idiopathische intrakranielle Hypertension. Zusätzlich reihen sich Hirntraumata, arachnoidale Adhäsionen sowie kavernöse und durale Sinusthrombosen zu den gängigsten Auslösern.

Gut zu wissen: Stauungspapillen treten meist beidseitig auf. Einseitige Schwellungen bleiben die Ausnahme, sind jedoch möglich. Bei der Papillenschwellung ist genau das Gegenteil der Fall. Sie tritt meist einseitig auf. Nur in Einzelfällen ist eine beidseitige Schwellung zu beobachten.

Bewegt sich der Hirndruck des Patienten im Normalbereich, geht der Schwellung oft eine Entzündung voraus. Bei einem erhöhten Augendruck oder Durchblutungsstörungen tritt vereinzelt dasselbe Phänomen auf. Krebserkrankungen können einer Papillenschwellung ebenfalls vorausgehen – genau wie Vergiftungen. Einige Patienten leiden zudem an einer sogenannten okulären Hypotonie. Sprich: Das Auge bildet nicht mehr genug Kammerwasser.

Hier nochmal eine Übersicht aller möglichen Ursachen:

Die Ursachen einer Papillenschwellung:

  • Papillitis
  • Neuroretinitis
  • atypisch Neuroretinitis
  • Meningoenzephalitis
  • diabetische Papillopathie
  • Oribtatumore
  • Hypertonie
  • Optikusgliom
  • Optikusscheidenmeningeom
  • Lymphom
  • Leukämie

Die Ursachen einer Stauungspapille:

  • Hirntumor
  • Kraniosynostosen
  • Meningitis
  • Sinusnerventhrombosen
  • Enzephalitis
  • idiopathische intrakranielle Hypertension

Welche Symptome sind typisch für eine Papillenschwellung oder Stauungspapille?

Die Symptome hängen ganz von der Ursache der Papillenschwellung ab. Wird sie von einer Entzündung ausgelöst, ist häufig Fieber mit im Spiel. Liegt eine Meningitis vor, treten nicht selten Bewusstseinsstörungen auf. Diabetiker, die an einer Papillenschwellung leiden, klagen oft über eine Ischämie, über Durchblutungsstörungen, meist in den Füssen. Lässt sich das Leiden auf einen erhöhten Hirndruck zurückführen, so kommen Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen hinzu.

Schreitet die Erkrankung weiter voran, droht ein Sehverlust. Dieser kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Mal macht er sich als vergrösserter blinder Fleck bemerkbar, mal als Sehunschärfe. Schlimmstenfalls geht das zentrale Sehfeld verloren.

Schmerzen sind bei der Augenerkrankung kein Muss. Lautet die Diagnose Papillenschwellung, kann sie nämlich durchaus schmerzfrei verlaufen. Anders verhält es sich bei einer Entzündung als Auslöser. Hier sind Schmerzen ein gängiger Begleiter.

Wie lässt sich eine Papillenschwellung oder Stauungspapille diagnostizieren?

In vielen Fällen reicht für die Diagnose bereits eine ausführliche Anamnese. Dies trifft zumindest auf die Verdachtsdiagnose zu, die einer späteren Differenzialdiagnostik vorausgeht.

Um den Verdacht auf eine Papillenschwellung zu bestätigen oder widerlegen, ordnet der behandelnde Mediziner eine Spiegelung des Augenhintergrunds an. Im Fokus dieser Untersuchung steht die Sehnervenpapille, auch bekannt als blinder Fleck. Handelt es sich tatsächlich um eine Papillenschwellung oder eine Stauungspapille, so ist die Sehnervenpapille gerötet und gereizt. Sie ist angeschwollen und rund um sie herum treten kleine Blutungen zutage. Ein weiteres Indiz: Die Ränder grenzen sich nicht eindeutig ab. Sie wirken unscharf.

Papillenschwellung und Stauungspapille: Was hat es mit der Differenzialdiagnostik auf sich?

Eine Papillenschwellung ist meist keine eigene Erkrankung. Sie ist ein Symptom, das auf eine andere Erkrankung hindeutet. Welche Erkrankung das ist, will die Differenzialdiagnostik herausfinden. Ausgangspunkt für die Differenzialdiagnostik bildet eine sorgfältige Anamnese. Vermutet der Arzt ausgehend von den Untersuchungsergebnissen zum Beispiel einen Tumor wegen des erhöhten Augendrucks, so leitet er umgehend eine Computer- oder Kernspintomografie ein.

Als weitere medizinische Hilfsmittel zur Diagnose einer Papillenschwellung nutzt der Experte Blutuntersuchungen, eine Sonografie des Augapfels oder Röntgenbilder. Diese Massnahmen leitet er im Idealfall so schnell wie möglich ein. Schliesslich ist mit einer Papillenschwellung oder einer Stauungspapille auf keinen Fall zu spassen. Wird sie zu spät behandelt, droht dem Patienten ein vollständiger Verlust der Sehkraft. Schlimmstenfalls kann die Erkrankung sogar tödlich enden.

Wie lässt sich eine Papillenschwellung behandeln?

Die Behandlung orientiert sich stets an der Ursache der Papillenschwellung. Im Falle einer Krebserkrankung muss der Tumor teilweise oder vollständig entfernt werden. Zusätzlich ordnet der Mediziner oft eine Chemo- oder Strahlentherapie an.

Bei einer Stauungspapille gilt es, den erhöhten Hirndruck schnellstmöglich zu senken. Hierfür empfiehlt der Experte meist eine neurochirurgische Operation. Doch es gibt auch gute Nachrichten: In einigen Fällen lässt sich der übermässige Hirndruck auch mit Medikamenten behandeln.
Handelt es sich um eine bakterielle Infektion wie bei einer Meningitis oder einem Abszess, bekommt der Patient Antibiotika verschrieben. Bei einer chronischen Erkrankung wie Diabetes bietet sich ebenfalls eine medikamentöse Therapie an.

Stauungspapille und Papillenschwellung: Wie stehen die Heilungschancen?

Sowohl bei der Stauungspapille als auch bei der Papillenschwellung stehen die Heilungschancen prinzipiell gut. Kann die Schwellung des Sehnervenkopfes zügig abklingen, wird der Sehnerv bald wieder ausreichend durchblutet. Nicht ohne Grund wird bei einer Stauungspapille eine Drainage gelegt, die den Hirndruck herabsetzen soll. Bei einer einseitigen Papillenschwellung handelt es sich nicht immer unter der anterioren ischämischen Optikusneuropathie, kurz AION. Dies ist eine akute Durchblutungsstörung des Sehnervenkopfes. Daher ist eine zügige Untersuchung und Diagnose bei Ihrem Augenarzt wichtig.

Wird die Stauungspapille oder Papillenschwellung zu spät entdeckt und therapiert, drohen schwerwiegende Sehschäden. Nicht selten kommt es zum vollständigen Sehverlust. Umso wichtiger ist eine schnelle Diagnose und professionelle Behandlung – sowohl bei der Papillenschwellung als auch bei der Stauungspapille.

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