Hornhautentzündung
Dr. med. Richard Nagy
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Inhaltsverzeichnis
Die Hornhautentzündung (medizinischer Fachbegriff: Keratitis) ist eine durch Bakterien oder Viren verursachte Infektion. Es ist zu beobachten, dass Träger von Kontaktlinsen häufiger betroffen sind, genauso wie Menschen mit einem schwächeren Immunsystem. Was eine Hornhautentzündung genau ist und weshalb eine Behandlung notwendig ist, erklärt unser Ratgeber.
Was ist eine Hornhaut?
Bei einer Hornhautentzündung hat sich eine oder mehrere Schichten der Hornhaut (Kornea) entzündet. Es handelt sich dabei um das durchsichtige und gewölbte Element auf der Vorderseite der äusseren Augenhaut. Es bildet eine Art Schutzschild und ist vergleichbar mit dem Glas einer Armbanduhr. Die wesentliche Funktion ist die Lichtbrechung.
Die Hornhaut wird umspült mit der Tränenflüssigkeit, wodurch sie auch ernährt und gereinigt wird. Der Aufbau ist dabei äusserst komplex, denn die Hornhaut bildet gemeinsam mit der Lederhaut die äussere Hülle des Auges. Die Hornhaut besteht aus drei Schichten, welche allesamt keine Blutgefässe haben.
Die vorderste Schicht soll das Auge mit dem Tränenfilm vor Fremdkörpern und Bakterien schützen, die zweite Schicht wiederum besteht aus einer Gewebsschicht, welche sich mit einem hohen Wassergehalt von 75 Prozent auszeichnet. Hierunter befindet sich die dritte und letzte Schicht, welche aus elastischen Fasern besteht und sehr widerstandsfähig ist.
Im Prinzip handelt es sich bei der letzten Schicht aufgrund der Endothelzellen um kleine Pumpen, welche permanent Wasser aus der Hornhaut pumpen und damit für Klarheit der Hornhaut sorgen. Das ist wichtig für die scharfe Abbildung.
Wie kann eine Hornhautentzündung entstehen?
Zu einer Hornhautentzündung kommt es am häufigsten durch Bakterien, denn diese dringen am einfachsten ein. In der Regel handelt es sich nämlich um die typischen Keime wie Pneumokokken, Streptokokken und Staphylokokken. Sofern die Hornhaut intakt ist, wird sich die Entzündung lediglich auf die Oberfläche der Hornhaut beziehen.
Sollte die Hornhaut aber kleine Defekte aufweisen, dann können die Erreger tiefer in die Schichten eindringen und hier für diverse Nachteile sorgen. In circa 30 Prozent aller Fällen sind die betroffenen Patienten Kontaktlinsenträger.
Ein weiterer Auslöser sind Viren, wie zum Beispiel die Herpes-simplex-Viren, aber auch die Windpocken-Viren (Varizella-zoster-Viren) und die Adenoviren können eine Entzündung der Hornhaut auslösen. Ein Grossteil der Bevölkerung in der Schweiz trägt vor allem den Herpes-simplex-Virus bereits in sich, ohne dass sich Symptome zeigen.
Die Viren ruhen im Körper so lange, bis sich ein Angriffszeitpunkt ergibt. Das wäre der Fall, wenn das Immunsystem bereits geschwächt ist oder wenn ein Patient über einen langen Zeitraum kortisonhaltige Augentropfen verabreicht bekommt.
Andere Faktoren wie Parasiten und Pilze können auch eine Hornhautentzündung verursachen, dies passiert, aber sehr selten. Ein weiterer Grund kann genauso auch zu wenig Tränenflüssigkeit darstellen (trockene Augen) oder wenn die Qualität der Tränenflüssigkeit gemindert ist.
Welche Symptome zeigen sich bei einer Hornhautentzündung?
Die Symptome prägen sich bei einer Hornhautentzündung unterschiedlich aus, hierbei kommt es auf Entstehungsort und Ursache an. Es spielt dabei auch eine Rolle, welche der drei Schichten der Hornhaut sich entzündet. Sollte die äussere Schicht betroffen sein, dann entsteht eine grau-weissliche Trübung.
Sollte die untere Schicht betroffen sein, dann zeigt sich dies durch einen weisslichen Fleck, bei der mittleren Schicht könnte die Hornhaut aufquellen, wodurch das Sehvermögen negativ beeinflusst wird. Doch auch hier ist die Ausprägung von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wenn Bakterien die Ursache für die Hornhautentzündung sind, dann werden auch Schmerzen resultieren, diese sind sehr intensiv und zusätzlich wird der Patient lichtscheu, wobei das nach draussen gehen dann nur noch mit einer Sonnenbrille möglich sein wird.
Ein weiterer Faktor ist, dass es zu einer Verkrampfung im Lid kommen kann, welche sich durch ein tränendes oder gerötetes Auge zeigt. Das betroffene Auge sondert in dieser Situation zusätzlich eitriges oder wässriges Sekret ab.
Verschlimmern kann es sich, wenn die Bakterien in die tieferen Schichten eintreten, denn dann kann ein Geschwür (die sogenannte Hornhautulcus) entstehen. Vor allem bei einem „kriechenden Geschwür“ kann es gefährlich werden, denn unbehandelt wird dies zur Entzündung der Regenbogenhaut führen mitsamt einer Eiteransammlung in der vorderen Augenkammer.
Die Symptome sind bei Viren – wie beispielsweise bei den Herpesviren – anders. Es wird zu einem unangenehmen Fremdkörpergefühl im Auge kommen und mit einer Augenrötung einhergehen, wobei auch Schmerzen nicht ausgeschlossen sein werden.
Bei einer Pilzinfektion hingegen erscheinend die Symptome schleichend, wobei längst nicht so intensive Symptome auftreten werden. Anders als in den anderen Fällen wird es hier aber zu einer Verschlechterung des Sehvermögens kommen.
Wie wird eine Hornhautentzündung festgestellt?
Sollten Sie den Verdacht haben, dass Sie unter einer Hornhautentzündung leiden, dann klärt ein Augenarzt zuerst ab, welche Beschwerden daraus resultiert sind und ob Entzündungen bereits in der Vergangenheit aufgetreten sind. Anschliessend wird bei beiden Augen die Sehschärfe gemessen.
Nun erfolgt zur Diagnose die Anwendung einer Spaltlampe, hiermit kann die Hornhaut untersucht werden. Das Gerät funktioniert wie ein Mikroskop, damit lassen sich alle drei Hornhautschichten genauestens betrachten, denn die Spaltlampe sorgt für eine 40-fache Vergrösserung. Über die Spaltlampe kann somit festgestellt werden, ob es Verletzungen oder Veränderungen in den Hornhautschichten gibt.
Sollte der Augenarzt aufgrund der Beschwerden beziehungsweise Symptome eine bakterielle Entzündung ausschliessen, dann wird ein Abstrich von Bindehaut und Hornhaut vorgenommen, anschliessend kann die Probe auch sofort untersucht werden.
Über den Abstrich kann der Augenarzt herausfinden, ob die Bakterien der Auslöser für die Hornhautentzündung waren und welche Therapie sich für den Fall anbietet. Über diese Art und Weise lassen sich auch unkompliziert Pilze feststellen, anders sieht es aus bei Viren, hierbei ist der Nachweis aufwendiger.
Eine weitere Diagnosemöglichkeit wäre, dass die Hornhautoberfläche mit speziellen Farbstoffen angefärbt wird, damit kann mithilfe der Spaltlampe eine Veränderung auf der Hornhaut leicht entdeckt werden. Zusätzlich kann über diese Methode auch die Qualität des Tränenfilms nachgewiesen werden.
Ein Auge gilt als nicht ausreichend benetzt, wenn die Farbe nur kurz auf dem Auge verbleibt. Die Aufbrechzeit dessen ist ein wichtiger Indikator zur Bestimmung. Sollte der Augenarzt die Vermutung haben, dass ein „trockenes Auge“ eine Rolle bei der Entzündung gespielt hat, dann findet der „Schirmer-Test“ Anwendung.
Über diesen Test kann festgestellt werden, wie viel Tränenflüssigkeit produziert werden kann. Bei dem besagten Test wird ein Filterpapierstreifen zwischen Unterlid und Augapfel in den Bindehautsack eingehängt. Nach etwa fünf Minuten wird dieser entnommen, sofern weniger als zehn Millimeter des Streifens befeuchtet sein sollte, scheint eine Störung vorzuliegen.
Wie wird eine Hornhautentzündung am besten behandelt?
In den häufigsten Fällen entsteht eine Hornhautentzündung durch Bakterien, in diesen Fällen helfen bereits Augentropfen mit Antibiotika. Durch diese Augentropfen werden sich die Bakterien auch nicht Vermehren und die Entzündung wird sich über einige Tage hinweg bessern.
Sollte eine Infektion mit dem Herpes-Virus vorliegen, dann wird der Wirkstoff Aciclovir verwendet, dieser hilft insbesondere gegen den Herpes-simplex-Virus, aber genauso auch gegen die Windpocken-Viren. Die Anwendung findet statt über Tabletten zum Einnehmen und durch eine Augensalbe.
Bei einem „trockenen Auge“ muss die Ursache bekämpft werden, somit werden spezielle Augentropfen verschrieben, welche als künstliche Tränen zum Einsatz kommen. Die Augentropfen benetzen das Auge und halten es feucht. Der Tränenfilm wird auf der Hornhautoberfläche damit stabilisiert.
Wie erfolgt die Therapie, wenn die Entzündung fortgeschritten ist?
Wenn die Entzündung fortgeschritten ist, dann ist von einem Hornhautgeschwür (Hornhautulcus) die Rede, dies erfordert eine entzündungshemmende und antibiotische Therapie mit Augentropfen, in Ausnahmefällen auch mit Tabletten.
Ein Augenarzt muss für die Behandlung genauestens den Fortgang überwachen, möglicherweise wird dies auch in einem Krankenhaus geschehen. Ein Hornhautgeschwür ist nämlich eine Notfallsituation, in welcher das Auge bedroht ist.
Wie kann eine Entzündung der Hornhaut vorgebeugt werden?
Es kann immer zu einer Entzündung der Hornhaut kommen, aber da festgestellt wurde, dass in der Regel Träger von Kontaktlinsen davon betroffen sind, gibt es durchaus auch vorbeugende Massnahmen. Es ist nämlich so, dass das Kunststoffmaterial mit der Tränenflüssigkeit einen idealen Nährboden bietet für Bakterien. Die üblichen Hygieneregeln sollten unter allen Umständen befolgt werden:
- Hände mit Seife waschen und abtrocknen, wenn die Kontaktlinsen angefasst werden
- Linsen niemals mit Leitungswasser reinigen, sondern stets mit fachmännischen Mitteln
- Die Kontaktlinsen erneut säubern, wenn sie über sieben Tage nicht verwendet wurden
- Pflegemittel nur einmal je Reinigung nutzen, danach die Flüssigkeit tauschen
- Behälter der Linsen mit einer sterilen Aufbewahrungslösung ausspülen
- Den Linsenbehälter in einem festgelegten Intervall austauschen
Das ist auch der Grund, weshalb die Kontaktlinsen niemals zu lange getragen werden sollten, denn die Bakterien haben es somit sehr einfach und können über die Kontaktlinse ins Auge gelangen.
Bei Fragen bezüglich der Hornhautentzündung können Sie sich gerne an unsere Augenärzte in Chur wenden. Sie werden alle Ihren Fragen beantworten.
Quellen
- https://www.netdoktor.ch/krankheiten/hornhautentzuendung/
- Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 65-71.