Augen-Notfall beim Kind

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 30. Juli 2022Von 6,4 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

augen notfall beim kind

Der lebhafte Alltag eines Kindes kann schnell die Augen als sehr sensibles Sinnesorgan betreffen. Verständlicherweise sind Eltern in grosser Sorge, wenn Augennotfälle wie zum Beispiel Augenschmerzen, Augenverletzungen oder Sehstörungen bei ihrem Nachwuchs auftreten. Doch was sind die typischen Ursachen für den Augennotfall beim Kind und wie ist in diesem Fall vorzugehen? Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Artikel zu Augennotfällen bei Kindern.

Was sind Augen-Notfälle bei Kindern?

Nicht jede Augenerkrankung bei Kindern ist direkt als Notfall zu bezeichnen. Andererseits ist es in akuten Situationen wichtig, eine korrekte Einschätzung zu treffen und dementsprechend zu handeln. Besonders wichtig erscheint dabei die Unterscheidungen zwischen Augenverletzungen und einer anderweitigen Einschränkung der Funktion der Augen. Auf beide Bereiche der Augennotfälle möchten wir im Folgenden genauer eingehen.

Verletzungen und Verätzungen

Eine typische und sehr schmerzhafte Ursache für den Augen Notfall beim Kind sind Verletzungen des Sinnesorgans. Diese Augenverletzungen können durch Stürze, Verletzungen mit Gegenständen (Fremdkörper) oder durch den Kontakt mit Chemikalien zustande kommen. Die Folge sind oft schwere Schäden und Beeinträchtigungen, wie (vorübergehender) Sehverlust, Augenschmerzen, Sehstörungen oder Sehverschlechterungen. Hier ist so schnell wie möglich der Augenarzt zu konsultieren!

Ist der Augennotfall beim Kind durch einen ins Auge eingedrungenen Gegenstand oder Fremdkörper verursacht worden, sollte dieser normalerweise nicht herausgezogen werden – vor allem, wenn es scheint, dass der Fremdkörper im Auge selbst feststeckt. Besser ist es, das Auge lediglich abzudecken und sich sofort auf den Weg in die Praxis eines Augenarztes oder einer Augenärztin zu begeben. Kam es zu einer Verätzung mit Chemikalien, ist das sofortige Ausspülen des Auges mit klarem Wasser die wichtigste Massnahme, die ergriffen werden sollte. Auch hier sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen oder in diesem Augennotfall auch den Notruf wählen. Stellen Sie sicher, dass Sie wissen welche Chemikalie in das Auge geraten ist. Dieses Detail ist wichtig bei der Abklärung mit dem Augenarzt.

Einschränkung der Funktionen der Augen

Bei Kindern kann es ausserdem zu einer unvermittelten Beeinträchtigung der Sehfähigkeit kommen, zum Beispiel durch Entzündungen, Probleme der Netzhaut oder eine Erkrankung des Sehnervs. Je schneller eine Diagnose gestellt werden kann und je früher Massnahmen zur Behandlung eingeleitet werden können, desto geringer ist das Risiko eines Sehverlusts. Es ist wichtig so früh wie möglich festzustellen, ob es sich zum Beispiel um einen Glaukomanfall oder eine Netzhautablösung handelt – je schnelle die Erkrankung der Augen untersucht und die Symptome gelindert werden können, desto geringer ist die Gefahr des Sehverlusts oder einer Sehverschlechterung. Der Kontakt mit dem Augenarzt oder dem zuständigen Notdienst ist deshalb umgehend herzustellen, damit eine Abklärung der Symptome stattfinden kann. Bei Augenrötungen helfen zum Beispiel oft Augentropfen, die jedoch vom Arzt verschrieben werden müssen.

Typische Augenprobleme bei Kindern

Bei Kindern gibt es mehrere Arten von plötzlichen Augenproblemen, die für einen Augen-Notfall beim Kind sprechen können. An dieser Stelle möchten wir genauer auf die einzelnen Möglichkeiten eingehen.

  • Rote Augen/Rötungen: Gerötete Augen können ein Symptom einer akuten Erkrankung bei Kindern sein. Hier ist in Kürze eine Vorstellung in der Augenklinik wichtig, es muss sich jedoch nicht um einen Notfall handeln. Dieser liegt vor, wenn neben der Augenrötung weitere Symptome auftreten, wie heftige Schmerzen der Augen oder eine Verringerung des Sehvermögens bzw. eine. Sehverschlechterung. Auch ist es wichtig professionellen Rat zu suchen, wenn die Augenrötung durch eine Verätzung mit Chemikalien entstanden ist. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt oder den Notdienst kontaktieren, damit das Sehvermögen des Kindes nicht durch Schädigung der Augen beeinträchtigt wird.
  • Schwellung des Augenlids: Eine deutlich sichtbare und einseitige Schwellung des Lids sollte ebenfalls mit dem Augenarzt abgeklärt werden. Dies gilt insbesondere in Kombination mit starken Rötungen oder der Bildung von Eiter. Auch Schmerzen bei der Bewegung der Augen und ein Gefühl erhöhter Temperatur sprechen für den Besuch in der Praxis einer Augenärztin oder bei einem Augenarzt. Hinter der Schwellung, der Augenrötung und den Schmerzen kann sich eine Verletzung oder Verätzung des Augapfels verbergen, die einer Behandlung bedarf.
  • Doppeltes Sehen: Sieht das Kind Doppelbilder, kann dies ein Indiz für eine Einschränkung der funktionalen Bewegung der Augen sein. Hinter der Fehlfunktion verbergen sich oftmals entzündliche Prozesse, die das Sehvermögen des Kindes einschränken. Auch in diesem Fall ist der baldige Austausch und eine Abklärung mit dem Facharzt wichtig, um mit der Behandlung beginnen zu können.
  • Ptose: Ein hängendes Oberlid wird in der Fachwelt als Ptose bezeichnet. Tritt sie bei Kindern auf, kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, was einen Besuch in der Praxis einer Augenärztin oder eines Augenarztes erforderlich macht. Das Symptom kann Ausdruck spontaner Verletzungen des Auges sein, was zur Bildung einer Amblyopie (Schwachsichtigkeit) führen kann und Bedarf baldiger Abklärung.

Abwarten oder direkt zum Augenarzt?

Die Unterscheidung zwischen einer schleichenden und einer sofortigen Augensymptomatik fällt oftmals schwer. Umso mehr stellen sich besorgte Eltern die Frage, ob sie mit dem Nachwuchs nun direkt eine Augenklinik aufsuchen sollten oder lieber warten, bevor Sie zu einer Augenärztin oder einem Augenarzt gehen. Da eine unerwartete Beeinträchtigung der Sehfunktion stets ein Anzeichen für eine akute Verletzung oder Erkrankung sein kann, ist in diesen Fällen Vorsicht geboten. Eine unklare Störung oder plötzliche Verschlechterung des Sehvermögens sollte deshalb zur Vorsicht als Notfall angesehen werden, der einer Behandlung darf.

In anderen Fällen ist der direkte Griff zum Telefon die einzig richtige Reaktion, die dazu beitragen kann, dass die gesundheitlichen Schäden so klein wie irgend möglich bleiben. Unabdingbar ist der Kontakt mit dem Notfalldienst vor allem dann, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:

In anderen Fällen machen Eltern nichts falsch, wenn sie dem Kind die möglich nächtliche Fahrt zum Notdienst ersparen und sich stattdessen am nächsten Werktag um die Behandlung kümmern. Dies gilt zum Beispiel für ein leichtes Schielen, das sich zu verstärken scheint. Aber auch Doppelbilder zählen in diese Kategorie, wenn sie nicht abrupt aufgetreten sind. Gleiches gilt für unterschiedlich grosse Pupillen oder leichte Rötung der Augen ohne weitere Symptome wie Augenschmerzen. Auch diese Symptome bedürfen der Abklärung. Oft hilft es nicht, einfach normale Augentropfen zu verwenden, um Dingen wie Augenrötung entgegenzuwirken. Um sicher zugehen, sollten Sie immer den Arzt um Rat fragen.

Viele der wichtigen Symptome sind nur durch die Wahrnehmung des Kindes zu erfassen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, offen und direkt mit dem Nachwuchs zu kommunizieren, was Veränderungen des Sehbildes anbelangt. Verschweigt das Kind eine aufgetretene Veränderung, kann dies unter Umständen dazu führen, dass wertvolle Zeit bis zum Beginn der Behandlung verloren geht.

Merkt das Kind an, dass eine Veränderung des Sehvermögens stattgefunden hat, ist ein geduldiges Gespräch notwendig, in dem geklärt wird, seit wann die Symptomatik besteht – hat das Kind Schmerzen? Sieht es Doppelbilder? Gibt es weitere Sehstörungen? Weiß das Kind von einem Unfall, der vielleicht im Kindergarten oder in der Schule passiert ist und der Grund für die Sehstörung sein könnte? Nur auf diese Weise und mit guter Kommunikation ist eine erste grobe Unterscheidung zwischen einem akuten Notfall und einer schleichenden Erkrankung möglich. Dabei ist wiederum Rücksicht auf das Alter des Kindes und dessen kommunikativen Fähigkeiten zu nehmen.

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