Verätzungen der Augen

Kategorien: Augen-NotfällePublished On: 31. Mai 2022Von 4,7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

veraetzungen der augen

Was bedeutet eine Verätzung der Augen?

Zum Schutz der Augen vor Verletzungen schliesst sich das Augenlid als Reflex sehr schnell. Dennoch kann es infolge eines Unfalls, durch Unachtsamkeit oder infolge eines Attentats vorkommen, dass schädigende Stoffe, so zum Beispiel ätzende Chemikalien, auf die Oberfläche des Auges gelangen. Dringen entzündliche Substanzen in das Auge ein, werden Proteine im Gewebe denaturiert, die in der Folge ihre Funktion verlieren. Zu den möglichen Folgeschäden einer Verätzung der Augen zählen Nekrosen, Hornhaut-Abrasionen, Durchblutungsstörungen, Bindehaut-Ödeme und Hornhauttrübungen. Schon ein Spritzer kann ausreichen, um Symptome wie Rötungen, Schwellungen, übermässiges Tränen, Schmerzen und Lidkrämpfe hervorzurufen.

Zusätzlich kann auch die Sehschärfe herabgesetzt sein. Vor allem Laugen sind gefährlich, denn sie sind dazu in der Lage, in tiefere Augenschichten einzudringen – und können so sogar zur Erblindung führen. Irreführend ist, dass die Schmerzen im Falle einer besonders schweren Verätzung auch vollständig fehlen können. Grundsätzlich gilt: Je länger schädliche Chemikalien einwirken, desto grösser die Gefahr für das Auge. Rasches Handeln ist daher sehr wichtig. Unsere Notfall Augenärzte können Sie in solchen Situationen schnell untersuchen und behandeln.

Welche Chemikalien lösen Verätzungen in den Augen aus?

Verätzungen der Augen werden meist durch organische Lösungsmittel, chemische Substanzen wie Säuren und Laugen oder flüssige Haushaltsputzmittel, so zum Beispiel Ammoniak, Essigsäure oder Natronlauge, verursacht. Sie sind in vielen Produkten, so zum Beispiel in Entkalkern, Putz- und Waschmitteln oder Autobatterien, zu finden. Aber auch feste Substanzen wie Klebstoff oder Kalkstaub können zu Verätzungen führen. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn beim Betonmischen Kalkmörtel in das ungeschützte Auge gelangt. Sowohl im Haushalt als auch im Arbeitsumfeld werden immer wieder gefährliche Substanzen eingesetzt, die das Potenzial haben, Verätzungen der Augen hervorzurufen.

Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die pH-Skala – ein Mass für den Säure-Basen-Status eines Stoffs, der sich von 1 bis 14 erstreckt. Je höher der Wert, desto basischer ist auch die Substanz. Der pH-Wert des menschlichen Körpers liegt bei 7,4. Alles, was über oder unter diesem Wert liegt, ist also tendenziell schädlich für das normale Körpergewebe. Ausschlaggebend für das Ausmass des Schadens sind neben der Konzentration und Zusammensetzung der Chemikalie auch deren Menge und die Dauer, für die das Auge dem Mittel ausgesetzt ist.

Verätzungen im Auge durch Säure

Verätzungen der Augen durch Säure können zum Beispiel mit Salzsäure, Säuren aus Fruchtsäften, Bleiche und Autobatterien oder Essigsäure erfolgen. Dabei wird die Oberfläche des Auges geschädigt, was sich im Untergang von Gewebe im Bereich der Horn- und Bindehaut zeigt. Im Industriebereich besonders gefährlich ist eine Verätzung mit Flusssäure, die dazu in der Lage ist, tief ins Gewebe des Auges einzudringen.

Dadurch kann Flusssäure zu sehr schweren und sogar lebensbedrohlichen Verätzungen führen. Störungen des Herzrhythmus sind nur eines der zahlreichen Symptome, die mit dieser Art der Verätzung einhergehen. Als sofortige Notfallmassnahme muss das Auge ausgiebig gespült werden – am besten mit einer sogenannten Hexafluorine-Speziallösung. Auch eventuell betroffene Kleidung ist unmittelbar zu entfernen.

Verätzungen im Auge durch Laugen

Augenverätzungen durch Laugen entstehen zumeist durch Kalk, chemische Reinigungsmittel oder Putzmittel. Diese Substanzen sind besonders gefährlich, weil sie tiefer in das Gewebe eindringen als Säuren. Die häufigsten Verätzungen der Augen durch Laugen entstehen durch Gips und Zement.

Problematisch ist, dass es durch diese Substanzen nicht nur zu einer Verätzung kommt, sondern dass die Partikel zusätzlich nur schwer zu entfernen sind. Noch gefährlicher sind Verätzungen mit Ammoniak, Natronlauge oder Magnesiumhydroxid, durch die es nicht nur zu einem Untergang des Gewebes im Bereich der Horn- und Bindehaut, sondern auch zu einer Thrombose, einer Trübung der Hornhaut und einer Flüssigkeitsansammlung kommen kann. Auch Durchblutungsstörungen sind möglich.

Behandlung einer Augenverätzung

Kommen die Augen mit einer ätzenden Chemikalie in Kontakt, ist schnelles Handeln essenziell. Noch am Unfallort sollte eine Augenspülung mit Leitungs- oder Mineralwasser erfolgen. Sollte kein Wasser vorhanden sein, ist auch die Verwendung von anderen Flüssigkeiten zur Spülung möglich, so zum Beispiel Bier, Kaffee oder Limonade. Keinesfalls sollte jedoch Milch zur Spülung des Auges verwendet werden, weil sie Verätzungen der Augen sogar noch verschlimmern kann und das Auge schädigen kann. Kleine Partikel im Auge lassen sich mit einem Wattestäbchen vorsichtig entfernen.

Noch besser ist der Einsatz einer Augendusche, wie sie in vielen Unternehmen vorhanden ist, falls es zu einem Unfall mit schädigenden Stoffen kommt. Sobald das Auge notfallversorgt ist, sollte der Betroffene einen Augenarzt aufsuchen. Er übernimmt die weitere Behandlung, in deren Rahmen das Auge erneut ausgespült wird. Auch eingedrungene Fremdkörper werden nun entfernt. Zusätzlich werden verschiedene Augentropfen appliziert. Unter Umständen kann auch der Einsatz von Tabletten und Infusionen notwendig sein. Sollte die Verätzung besonders schwer sein, ist zu einem späteren Zeitpunkt auch die Durchführung einer Hornhauttransplantation denkbar.

Zusammenfassung

Eine Verätzung der Augen ist ein dringender Notfall, der einer umgehenden Behandlung bedarf. Andernfalls kann im schlimmsten Fall sogar der Verlust der Sehkraft drohen. Am wichtigsten ist es, das betroffene Auge sofort mit Wasser auszuspülen, um schädigende Stoffe zu entfernen. Dadurch lassen sich mögliche Schäden zumindest verringern. Anschliessend ist dringend der Besuch eines Augenarztes, so zum Beispiel der Augenarztpraxis Chur, anzuraten. Dort werden umgehend entsprechende Gegenmassnahmen eingeleitet.

Quellen

  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 12-14.
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